Dienstag, 25. Juli 2006

Gewalt an und gegen Frauen

Gewalt an und gegen Frauen

Gewalt an und gegen Frauen, von wem, unter welchen Bedingungen und Umständen und mit welchen Mitteln in welcher Intensität auch immer ausgeübt, ist vermutlich in aller letzter Konsequenz rituelle Kompensation von in der Kindheit erfahrenem und aus kindlicher Sicht als von 'der Mutter' zugefügtes oder als ihret wegen erlittenes 'Unrecht' gedeutetem und gewertetem Leid.
Es geht hier wirklich nur und erst um einen höchstgradig eigensinnigen Versuch, einen analytisch-experimentellen Verständnisansatz zu definieren. Es handelt sich um den Versuch einer programmatischen Fragestellung zu einem höchstkomplexen Thema, deren Bearbeitung ohne subtile Unterscheidungen zu keinen Übergängen in eine Evolution globalmenschlich-, -kultureller und -zivilisatorischer Koexistenz führen wird.

Schon die hier verwendeten Begriffe sind zum richtigen Verständnis der Versuchsanlage nicht im traditionell journalistischen und konversationslexikalen Sinne zu verstehen. Dazu Folgendes :

'Kindheit' bezeichnet nicht einfach eine administrativ-statistische Altersklasse sondern den Entwicklungsstand einzelner Persönlichkeitsanteile. Das bedeutet, dass man auch als nach verwaltungsstaatlichen Kriterien Erwachsener in mancher, nicht offensichtlicher und gesellschaftlich geleugneter oder gar geächteter, Hinsicht in der Kindheit verharrt, zuweilen gar bis an's Lebensende. Dem ist bereits eine weitere Vermutung zu Grunde gelegt, nämlich dass es kein gleichförmig kontinuierliches, als Prozess verstandenes Erwachsen gibt, sondern dass die Annahme einer auf Tradition und angeblicher Beobachtung beruhenden Erwachsenheit einer kollektivmechanistischen, vereinheitlichungs- und gleichschaltungsstrebigen, organisationshörigen
staats-, rechts- und ressourcenpolitischen Welt- und Lebensauffassung gefällig (plausibel) ist.

'Mutter' bezeichnet nicht allein die persönliche Mutter, sondern alle Art von als 'Allmacht' gedeutete Überlegenheit, die sich aus kindlicher (d.h. mit stark für 'Prägung' im traditionell verhaltenswissenschaftlichem Sinne empfänglicher) Sicht mit Attributen der 'Weiblichkeit' verbindet und für die in der Persönlichkeitsentwicklung stehen gebliebenen oder gar verkümmerten Charakteranteile damit unangezweifelt verbunden bleiben. Gerade kindliche Sicht ist z.B. für sentimental überhöhte Idealisierung von 'Mütterlichkeit' empfänglich.

Wenn hier nicht auch der Frage Aufmerksamkeit geschenkt wird, inwiefern Gewalt an und gegen Männer ritualisierte Kompensation von aus kindlicher Sicht von väterlicher Seite erfahrenes, als Unrecht gedeutetes bzw. bewertetes Leid sei, so wird damit nicht gesagt, diese Frage sei weniger wichtig oder gar inexistent. Das Thema der Gewalt an und gegen Frauen kann abgetrennt vom Thema Gewalt an und gegen Männer gar nicht beantwortet werden.
Geht man aber von der Hypothese der Kompensation von aus kindlicher Sicht als Unrecht erfahrenes Leid aus, bietet sich das gegen das Weibliche gerichtete Vergeltungsritual als Einstiegsthema an. Für diesen Einstieg spricht auch, dass die Mutter, rein biologisch bedingt, vom Kind als erste Gegenwart wahrgenommen und durch sowohl angenehme als auch widerliche und verletzende Erfahrung von 'Mütterlichkeit' geprägt wird, bevor in der Regel der 'Vater' als Gegenwart und Einflussfaktor wahrgenommen und bewusst wird.
Als Ursache für kindlich als 'wegen der Mutter' erlitten gedeutetes Leid muss er indessen, gerade weil er erst sekundär wahrgenommen wird, in Betracht fallen.

In der Zweitrangigkeit der väterlichen Präsenz in der Circum- und Postnatalität könnte auch eine elementare Ursache für die Zunahme männlicher Dominanz in sich steigernd technorational-intellektuell durchzogener Umgebung liegen. Gegenüber der kindlich dem als Absolutes Erfahrenes Mütterlichen zugeordnete, der unbegreiflich und auch zunehmend als unentrinnlich erlebten animal-kreatürlich-emotionalen Intellektualität scheint das kindlich als neu entdeckt gedeutete 'Männliche', durch seine simpel gegenständliche Macher-Rationalität als eine Art Erlösung aus dem emotional allgegenwärtig Unentrinnlichen, als das das 'Mütterliche' und dessen Surrogate - nebst Geborgenheitsgewähr eben auch - erlebt wird. Das sind aber wohlgemerkt erst zaghafte Hypothesen, noch weit entfernt von diskutabler Theorie.

'Überlegenheit' meint nicht nur die physisch-ressourcielle und kognitiv-mentale Überlegenheit, sondern auch die damit für das Kind noch unlöslich verbundene und davon noch nicht unterscheidbare emotionale Abhängigkeit von Aufmerksamkeit und Zuwendung, die bis zum Tod fast von jedem Menschen unbewusst und reflexartig dem 'Mütterlichen' zugeordnet bleibt.
Die Erfahrung von situativer Dosierung von 'mütterlicher' Aufmerksamkeit und Zuwendung ist elementar auch die Erfahrung von Manipuliertsein und gleichzeitig Vorbild für eigene spätere manipulative Taktiken und Strategieen.
Generell wird bei der Nutzung und Übernutzung von Überlegenheit zu wenig bedacht, dass sie nebst der unmittelbar angestrebten Wirkung im Ergebnis sowohl für die Unterlegenen als auch für Zuschauer nachhaltig als Vorbild für das Nutzen und Übernutzen eigener Überlegenheit und für dessen (das Nutzen und Übernutzen) Rechtfertigung (z.B. als angebliche Tugend) in Erinnerung bleibt.

Je nach Differenziertheit und Verhältnismässigkeit prägend wirkender Dosierung und Ausgestaltung von Aufmerksamkeit und Zuwendung bilden sich die Grundgerüste für spätere Anlagerung und Ausfüllung mit Werten und Sinngehalten für Kompetenzen wie Gerechtigkeit, Empathie. Solidarität, Toleranz usf. Auch hier muss man sich aber davor hüten, aus dieser fragenden Vermutung eine behauptende Theorie oder ein Gerüst für eine solche zu fertigen. Kompetenzen wie die genannten können sich in verschiedenen Persönlichkeitsanteilen unterschiedlich entwickeln. Nirgends steht in Stein gemeisselt, sie seien als solche in die Persönlichkeit fertig und bleibend integrierte Anteile.

'Mütterlichkeit' ist fast wie ein Parameter zu verstehen, das für den emotional-rationalen Komplex 'unentrinnliche Geborgenheit' situationsbezogen Werte wie 'Nation', 'Staat', 'Religion', 'Kirche', 'Glaube', 'Solidarität', 'Gerechtigkeit' usf., aber eben nicht nur für diese, sondern eben auch für deren durch sie erzeugten mentalen Sondermüll ausgibt.

Nichts kann wirken, ohne Rückstände, Müll in irgendeiner Form, Widerlichkeit und Gefährlichkeit, zu erzeugen. Mentale Rückstände sind weit weniger spektakulär als stoffliche, dafür bereits in geringer Dosis nachhaltig und tiefgründig unaufhaltsam schleichend wirksam.
Die Meinung, das Gute bewirke keinerlei, schon gar keinen hochgiftigen oder -explosiven Müll, ist kindlich abergläubisch.
Wer die Augen vor dem selbst in bester Absicht und bei spektakulär besten Resultaten erzeugten, eigenen Müll verschliesst und sich nicht um dessen zeitige Entsorgung kümmert, wird darin versinken oder von dessen Fermentierung und deren Folgen überrascht.
Wer die Entsorgung andern überlässt oder zumutet, wird dafür eines Tages die Rechnung vorgelegt erhalten.
Wer dann nicht zahlt, womöglich mit der Begründung, das bewirkte Gute entgelte auch die Entsorgung des Mists, wird von den bisher duldsamen und willigen Entsorgern nicht nur nicht mehr bedient werden, sondern riskiert, dass sein Garten zur künftigen Deponie erklärt und schliesslich als solche benutzt werden wird, sobald sich die Kräfteverhältnisse hinreichend zu seinen Ungunsten verändert haben werden.
Diese Prozesse laufen unglaublich langsam und überfordern historisches Gedächtnis und kausale Analyse. Das führt zur kollektiven Hilfs- und Fassungslosigkeit gegenüber jähen Eintritten von Ergebnissen langsamer, hochkomplexer Entwicklungen. Kommt hinzu, dass die Ergebnisse oft nicht einheitlich, sondern wellenartig eintreten, wobei die Phasen lang genug sein können, um für die menschliche, dem Plausiblen hörige Wahrnehmung nicht auf dieselbe Ursache zurückgeführt zu werden.
Einmalige wie serielle Gewaltausbrüche gehören zu dieser Art von sich unberechenbar plötzlich manifestierenden Ergebnissen, für die dann in der Bestürzung und Empörung nach 'Schuldigen' statt nach Ursachen gesucht wird.
(Jeder Schuldig Gesprochene ist der Sündenbock für die letztlich unerkannten oder auch geleugneten, eigentlichen und wahren Ursachen.
Insofern ist jeder Schuldspruch, unabhängig vom Verfahren, worin er zustandekommt, ein magisch-politischer, kein Ergebnis wirklich unparteiischer und nüchterner Analyse.
Jeder Schuldspruch und das ihm Folgende ist blosse Beseitigung störender Hässlichkeit aus dem Gesichtsfeld der Verwöhnten und in ihrer Selbstgefälligkeit Gestörten, mit einem Aufand, der zusätzlich zum bloss zur Seite geschobenen, nicht wirklich entsorgten und aufgearbeiteten Müll weiteren hinzufügt.)

Diese Hypothese der Grundmotive für Gewalt, insbesondere für Gewalt an und gegen Frauen, ist nur eine von unzähligen Ausfransungen des Themas Gewalt. Weitere Fransen, die man aufgreifen könnte, um sich dem Thema zu nähern, wären die Gründe und Wirkungen des Nachahmungstriebs, Ursachen und Wirkungen des Lernens oder die Entstehung von Machbarkeits- und Grössenwahn.

Viele dieser Fragen werden heute als Domänen der Psychologie, der Polit- und Sozialwissenschaften, dann aber auch der Neurologie, mit an religionspolitische Dogmatik erinnerden Ausschliesslichkeitsansprüchen besetzt. Was sich diesen Domänenbehauptungen nicht fügt, wird als 'unwissenschaftlich' oder in anderer Weise entwertend als keiner Rede Wert abgetan (also beseitigt, aber nicht entsorgt).

Die Geistesdisziplinen können und dürfen aber Lücken, die die andern, auf Statistiken gründenden Methoden uneingestandenermassen offen lassen, erörtern. Sie können sich ohne Zeitdruck und finanzielle und politische Zwänge die mathematische Gelassenheit, Unbestechlichkeit und Beharrlichkeit der Analyse bis zur Erlangung des unwiderleglichen Schlusses leisten, die für die Adepten der Qualifikations- und Effizienzkulte geradezu karrieregefährdend wiken.
Die Geistesdisziplinen sind an den Universitäten zwar noch geduldet, haben aber dort keine Heimat mehr. Sie sind ja auch eigentlich dabei, den aufklärerischen Kinderschuhen des Wissenschaftlichkeitsideals zu entwachsen und sich zu eigentlichen Disziplinen weiterzuentwickeln, die nicht auf 'nützliche' und verwertbare Ergebnisse aus- und abgerichtet sind, sondern auf Arbeit an den geistigen Aspekten des Mensch Seins. Um sich in Geistesdisziplin zu üben, bedarf es keiner Vorbildung, wenn auch eine solche nicht hinderlich zu sein braucht. Zur Geistesdisziplin taugt, wer sie sich auferlegen und an ihr arbeiten und üben will, nicht um andere zu übertreffen, sondern um den andern grosszügiger, offener, menschlicher begegnen und sie mit und zu eigensinniger Wahrhaftigkeit zu ermutigen. Darin unterscheidet sich Disziplin von qualifikations- und leistungshöriger und entsprechend belohnungsabhängiger Wissenschaft.
Geist nimmt keinen Lohn, er ermutigt und richtet auf.
Insofern trifft der heute gängige Vorwurf der 'Unwissenschaftlichkeit' i.S. der Unergiebigkeit für technische oder methodische Anwendung gegen die Geistesdisziplinen sogar zu, während er gleichzeitig die Selbstüberhebung der Wissenschaft zum Höchsten, wozu Menschen fähig und berufen seien, blossstellt.

Ähnlichkeiten zwischen der Grobschlächtigkeit mehrwerthöriger Wissenschaft gegenüber den Geistesdisziplinen einerseits und Erscheinungsformen von Gewalt an und gegen Frauen andererseits sind für Feinsinnige durchaus erkennbar.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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