Samstag, 29. Juli 2006

Mehrheiten und Minderheiten

Wann und wo immer angeblich 'Alle' 'Dasselbe' sagen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Viele Wenigen etwas ungefähr nachplappern, das sie, die Vielen, nicht gründlich durchgedacht und entsprechend wenigstens in allen wichtigen Teilen verstanden haben, weshalb nur Wenige von den Vielen, die scheinbar Dasselbe sagen auch wirklich Dasselbe meinen.
Wer einen Gegenstand nicht selber gründlich studiert hat, kann nicht aus eigener Wahrnehmung urteilen, welches dessen wichtige Teile seien.
In dieser Hinsicht sind sich Mehr- und Minderheiten wesensgleich, denn auch Minderheiten bestehen aus Mehrheiten, in denen 'Alle' dasselbe sagen, ohne zu merken, dass sie nicht wirklich Dasselbe meinen.
Insofern ist ein Mehrheitsentscheid kein echter, d.h. auf gründlicher Einsicht, Argumentation und Abwägung gründender, nüchterner Entscheid, sondern die Äusserung einer durch epochale Umstände und (von den besoldeten Gerüchte- und Sentimentalitätenstreuern und Heilsverheissern als generelle Befindlichkeit weisgemachte) momentane Stimmungsschwankung provozierten, kollektiven Laune.
Volkswille ?
Deshalb ist es nicht über ernst zu nehmende Zweifel erhaben - und politisch eigentlich sogar unkorrekt, Mehrheitsentscheide in politischen
Angelegenheiten als 'Volksentscheide' aufzufassen und hinzustellen, schon deshalb, weil nicht selten die ausgezählten Stimmenmehrheiten gegenüber dem ganzen Volk eine Minderheit vertreten.
Willikür der Auslegung durch die Wahl- bzw. Abstimmungssieger
Die legallegitimierte Annahme, Enthaltung bedeute Zustimmung zum Ergebnis der abgegebenen, Stimmen ist eine selbstgefällig sentimentale
Verherrlichung der durch Nichts nachweisbaren 'Einheit des Volkes' durch die jeweils gerade obsiegende Seite und eine völlig willkürliche Leugnung, dass ein Grund für die Stimmenthaltung auch die Weigerung sein kann, die Abstimmungsfrage in der vorgelegten Form als entscheidend oder die Wahlmöglichkeit in der Vorgelegten Konstellation als demokratisch zu akzeptieren.
Gerade in der Annahme, Stimmenthaltung bedeute Zustimmung, kommt zum Ausdruck, dass den jeweiligen Abstimmungssiegern der wahre Volkswille nicht heilig sondern im Gegenteil schnuppe ist.
Politik und Fussball
Politik wird von ähnlichen Beweggründen getrieben wie Fussballunternehmungen. Auch im Fussball ist die Mentalität anzutreffen, dass, wer nicht ins Stadion komme, keine Karten mehr erhalten habe, und wer auch nicht am Fernsehen das Fussballgeschehen mitverfolge, daran verhindert sei. Die gezählten Zuschauer sind für die in der Fussballwelt Lebenden und daran Verdienenden kurzerhand die gesellschaftliche und kulturelle Mehrheit.

Die effektive Bedeutung von Wahl- und Abstimmungsergebnissen
Mehrheitsentscheide sind Markierungen für einen bisher zurückgelegten Weg, mit Verheissungen für Künftiges ausgestattet aber ohne wirklich widerstandsfähig verbindlich Richtung weisende Konzepte. Sie befriedigen - oder besänftigen wenigstens - augenblickliche kollektive Launen. Das liegt daran, dass es im Moment des Entscheidens viel bequemer ist, augenblicklicher guter oder schlechter Laune statt konsequentem und schonungslosem Analysieren und Folgern zu folgen. Diese Art des Entscheidens hat selbstgefällig dezisionistisch despotische Qualität und wirkt sich auf Dauer entsprechend auf das Gelingen von Demokrtatie aus.

Folgen der selbstgefälligen Launenhaftigkeit
Die zu beobachtende fortschreitende Einschränkung, Aushöhlung und Unterspülung bürgerlicher Rechte und prozessualer Garantieen, die Treu und Glauben verhöhnende Umkehr von Beweislast zu Gunsten administrativer Effizienz und zur Schonung bzw. Schönung administrativer Inkompetenz, die Verdichtung von Vorschriften, Obligatorien und Kontrollen und damit die administrative Kultivierung instututionaliserten Misstrauens gegenüber dem Einzelnen sind Folgen despotisch dezisionistischer Motive für sog. 'Mehrheitsentscheide'.
Die heute über Freiheitsverlust und unerträgliche Zunahme von Regeldichte klagen, deren Eltern und in deren Gefolge sie selbst haben das Beklagte sich selber eingebrockt.
Die Schuld dafür schieben sie aber den 'Andern' zu, ganz besonders, wenn die zufällig grade ohnmächtig an der Macht sind.

Die wirklichen Schwächen der Domokratie
Der Niedergang und das Scheitern aller Demokratie beginnt bei der geistigen Trägheit derer, die den Staat nicht tragen sondern sich von ihm in Ihren Vorstellungen von Welt und in ihren Erwartungen und Wünschen an das Leben bzw. das Schicksal bestätigt, unterstützt und gehätschelt sehen wollen (Muttersöhnchen und Herrentöchterchen). Sie treten zu einander mit ihren Ansprüchen in rechthaberische Konkurrenz und schieben die zu tragenden Lasten je nach sich bietender Gelegenheit gegenseitig auf einander ab, bis diese auf die Wehrlosesten abgewälzt sind. Letztlich sind sie charakterlich einander gleich. Sie fordern entweder Bevorzugung (Rahmenbedingungen, Subventionierungen, Steuervorteile) oder Schutz, Um-, Bevor- und Befürsorgung und schenken denen Glauben, die verheissen, statt denen, die zu nüchterner und klarer Einsicht in die gegenseitigen inneren Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Möglichkeiten und Schwierigkeiten hinführen wollen.
Statt von Möglichkeiten reden sie von ihren eigenen angeblichen Verdiensten und bisherigen Errungenschaften, statt von Schwierigkeiten von angeblicher Schuld der Andern. Dazu missbrauchen und vertun sie ihre Meinungsbildungs- und Meinungsäusserungsfreiheit und verschleissen die der 'Andern', von ihnen Angeklagten und Schuldiggesprochenen. Gleichzeitig fordern sie von den Geschmähten mehr Solidarität und wähnen sich selbst dabei besonders verantwortungsbewusst.
Dass das 'zum Schiessen' ist, bedarf keiner Erwähnung. Es wird ja überall schon geschossen - immer mehr - und angeblich um der Demokratie und um all' dessen Willen, das angeblich in hochheiligen Mehrheitsentscheiden zustande gekommen sei.

(Der offensichtlich heissgelaufene Verfasser entschuldigt sich hier in temporär verabschiedendem Sinne, um die Nase seines glühend weisen Hauptes in etwas kühlend Flüssiges statt trocken Abstraktes zu stecken und wünscht den unvorsichtig sich auf seinen Texte eingelassen Habenden ein erholsames Wochenende).
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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