Montag, 14. August 2006

Zerstörung von Zivilisation

Um eine Zivilisation (und damit ist nicht zwingend auch 'Kultur' gemeint) zu zerstören, ist es nicht notwendig, deren Infrastrukturen und Institutionen
zu vernichten. Es genügt, das allgemeine Vertrauen in die Sicherheit, Zweckmässigkeit und Zuverlässigkeit dieser Einrichtungen nadelstichartig wieder und
wieder zu irritieren, zu erschüttern und damit das kollektive Zivilisationsbewusstsein zu zermürben. Den Rest besorgt die Eigendynamik dieser Haupt- und
Teilsysteme (so weit eine solche Unterscheidung bei Betrachtung dynamischer Abläufe überhaupt Sinn machen kann).

Das Wesen aller Eigendynamik ist, dass sie nur sich selbst wahrnimmt, auf sich selbst bezogen gesteuert ist und für die Voraussetzungen, deren sie bedarf und für die ihr selber gefährlich werdenden Veränderungen, die sie bewirkt, blind bleibt. Entfaltet ein System Eigendynamik und nimmt diese gegenüber der ordentlichen, heteronomen Lenkung überhand, beginnt die Eigendynamik die Ressourcen des ihr erliegenden bzw. von ihr erfassten Systems immer mehr und ausschliesslicher für sich zu beanspruchen und wird zum eigentlichen System in Gestalt des von ihr erfassten und mitgerissenen Systems (Wolf im Schafspelz, schlingerndes Auto mit überfordertem Lenker).

Generell wird davon ausgegangen, dass es seiner geplanten Definition gemäss auch in Wirklichkeit klar abgegrenzt und unabhängig sei und es entsprechend zu seiner Aufrechterhaltung lediglich für den plangemässen Einsatz gesicherter Ressourcen für Betrieb, Wartung und Unterhalt all seiner Teile bedürfe.
Dass die Voraussetzungen für das Funktionieren einerseits, die summierten Wirkungen des Systems andererseits wieder Systeme sind, die die Bedingungen des in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellten Systems ausmachen, wird zwar generell anerkannt, aber bei der Benutzung, Lenkung und Wartung des zentralen Systems rasch vergessen. Man trägt der Erhaltung des Hauptsystems zwar grosse Sorge, vergisst und vernachlässigt aber die Hilfsaggregate und verschleisst diese gar unwiederbringlich.
Es kommt zu ersten Pannen, die aber unzutreffenden Ursachen zugeschrieben werden. Die Pannenvermeidung mit nicht bestgeeigneten Mitteln wird zur Hauptaufgabe der Systemlenker. Es entwickelt sich eine Pannenvermeidungsdynamik mit langfristig unsinnigen und katastrophalen Ergebnissen.
Die Klagen der von den Pannen Betroffenen werden bagatellisiert, als 'unsachlich', 'einseitig' und 'böswillig' disqualifiziert und im Extremfall als subversive Umtriebe, als Feindseligkeit gegen das System verfolgt. Die Pannenvermeidung wird zur kollektiven Obsession mit entsprechendem Verschleiss, während die wahren Ursachen ungerührt und immer deutlicher weiterübeln und die übergangenen und zum Schweigen gebrachten Betroffenen immer zahlreicher und wütender werden. Die Betroffenen als Feinde zu verfolgen und zu unterdrücken wird nun Teil der Pannenvermeidungsdynamik, an die letztlich niemand mehr glaubt, der nicht irgendwie davon profitiert - und das ist eine abnehmende Zahl 'Eingeweihter' und 'Auserlesener' bei zunehmend irrationalen Gewinnen.
Irgendwann ist ein Punkt überschritten, wo eigentlich Alle wissen, dass, was für das Auge noch im Gange und Schwange, nur noch ausläuft und mangels neuer, ausreichender Impulse zum Stillstand kommen wird. Teilfunktionen verselbständigen sich zu sich selbst genügenden Kreisläufen, die Restressourcen und Abfälle und Trümmer des ehemaligen Hauptsystems verzehren bis auch sie zum Stillstand gelangen.
Weil die Wahrheit betreffend die Ursachen für die fortschreitende Zerrüttung des Hauptsystems verboten und unterdrückt ist, kommt es zu keiner wirklich die Not wendenden, den Stillstand überwindenden Innovation.

Je mehr Systeme sich unter denselben absoluten Begrenzungen konkurrenzieren, desto weniger sind sie klar gegeneinander abgrenzbar, destomehr wird jedes System Teil der Gesamtheit aller, denselben absoluten Begrenzungen unterworfenen Systeme, destomehr leidet die Gesamtheit der Systeme unter den jeweils schwersten Problemen eines einzelnen, wie und wodurch auch immer geschwächten Systems, unabhängig davon, ob irgend Jemand 'Schuld' an diesen Problemen trägt oder nicht.
Die Klärung der Schuldfrage trägt Wenig zur Behebung der Schwierigkeiten bei, be- und verhindert sie gar, verzögert sie zumindest unnötig. Nicht, Wer die Fehler begangen hat, sondern welche Fehler künftig wie nach Kräften zu vermeiden seien, ist entscheidend. Strafen, die von den einen Systemen den Andern auferlegt werden, wirken auf die 'strafenden' über kurz ober lang zurück, weil das Bestrafte Teil des Strafenden ist, bedingt durch die Gemeinsamkeit der für alle gleichermassen geltenden absoluten geophysikalischen Begrenzungen. Und 'Strafe' besteht ja immer in Auferlegung von Schwierigkeiten und Hindernissen. Die Auswirkungen können aber nach den eben angestellten Überlegungen kaum auf das Bestrafte selber begrenzt bleiben. Über kurz oder lang diffundieren die Wirkungen der Strafe auch in die Wirk- und Herrschbereiche der Strafenden und Unbeteiligter.

Angesichts dieser für alle Systeme gleichermassen unüberwindlichen Begrenzungen ist das Vertrauen in die gegenwärtige, auf Grund in der Vergangenheit entwickleter Anschauungen eingeschätzte 'Überlegenheit' eines Systems an materiellen und immateriellen Ressourcen gegenüber einem andern mit Hinsicht auf Optionen der Zukunft trügerisch und könnte gewissen Härtetests nicht standhalten.
Derartige Kraftproben sind seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts im Gange und treten gegenwärtig in virulente Phasen.
Erste Anzeichen dafür, dass die Ergebnisse nicht den auf aus der Vergangenheit bzw. aus deren offiziellen und gelehrten Darstellungen abgeleiteten Erwartungen entsprechen könnten, werden deutlich.

Systeme, die noch kaum über Infrastrukturen herkömmlicher, einseitig abendländisch geprägter Wertschätzung und -ordnung - oder - aus was für Gründen auch immer - über keine solche mehr - verfügen, könnten dadurch, dass sie quasi von diesen nicht eingeengt und abhängig sind, für Entwicklungen in völlig neue, realistischere, nüchternere und gerade dadurch freiheitlichere und menschlichere Richtungen die Nase vorn haben und die bisherigen Primadonnen werden sich entblättern und Ballast abwerfen müssen.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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