Sonntag, 17. September 2006

Freiheitsliebe ist Lebensfreude ist Risikobereitschaft

Wo von Feinden der Freiheit die Rede ist, werden sie nicht zu Unrecht mit Diktaturen und totalitären Systemen in Zusammenhang gebracht.
Was aber verursacht die Haltung, das Diktatorische und Totalitäre für taugliche Mittel zu halten, Kollektivität zu organisieren und zu ordnen?
Die Frage lautet, was denn diese Feinde an allem, was nach Freiheit riecht oder klingt, so sehr störe?

Sehr bald führt die Suche nach den Gründen aller Freiheitsfeindlichkeit und aller Bereitschaft zu aktiver und passiver Unterwerfung und
Unterordnung zu vorgefassten bzw. unkritisch und musterschülerhaft übernommenen und befolgten 'moralischen' Wertungen und Urteilen, die in
auffallend wiederkehrender und übereinstimmender Weise alles, was Freude ausschliesst, wenn nicht gar verdirbt, und alles, was Opfer, Verzicht
und Anstrengung fordert, Frust bereitet, den Einzelnen demütigt oder gar erniedrigt, als pflichtorientiert und seriös gewertet und geschätzt wird.
Spass i.S. spontaner Freude und grundlos guten Lebensgefühls darf bei Feinden der Freiheit nicht sein. Es gibt für sie keine 'grundlose' Freude,
sondern nur die Genugtuung über 'wohlverdiente' Belohnung, die sich in einer Bevorzugung des Gehorsameren, Loyaleren, Unterwüfigeren, Eifrigeren
gegenüber dem weniger Gehorsamen, weniger Loyalen, weniger Unterwürfigen, weniger Eifrigen, weniger stur Beflissenen, Distanzierteren, Reservierteren
und Eigenständigeren nicht selten sehr demonstrativ ausdrückt.
Diese Genugtuung über eigenes Belohnt- und Bevorzugt (Befördert-)sein wird durch die sie spiegebildlich wiedergebende Genugtuung über 'harte aber
gerechte Strafe' für alle Formen des Ungehorsams und der Abweichung ergänzt. Bestrafung der Verdienstlosen und der Dienstverweigerer ist quasi die
ideelle bzw. illusionistische Verlängerung der Belohnung der Braven über den Punkt hinaus, wo's für die niedrigstgestellten Gehorsamen konkret nichts
mehr oder höchstens Krümel abwirft. Nicht bestraft zu sein bedeutet so bereits, belohnt und geschätzt zu sein - ein von den meisten totalitären Einrichtungen angewandter Trick, Massen ohne Murren für sich um Gottes Lohn schuften zu lassen.

Das totalitär bestimmte Kollektiv wird uniform von der untersten bis zur höchsten Hierarchie- bzw. Bevorzugungs- und Belohnungsstufe als in drei Hauptkasten der Systemtreuen, der Untauglichen bzw. 'unnützen Esser' und der Systemfeinde aufgeteilte Masse grundsätzlich einander 'Gleichgestellter', allein ihrer unterschiedlichen Verdienste um das Höhere, Übergeordnete unterschiedlich Bevorzugter wahrgenommen. Dabei ist jeder Systemtreue des anderen Systemtreuen Konkurrent im Wettbewerb um die grössere Privilegiertheit.
In solchem Klima ist tatsächlich Schadenfreude über das Missgeschick des Konkurrenten die einzige mögliche Wohltat an sich selbst und der Hohn für erniedrigte Feinde die einzige 'spassige' Unterhaltung.

Bespitzelung und Überwachung unter dem Vorwand der Systemsicherheit sind die Mittel, im Wettbewerb um Höherrangigkeit zu bestehen. Nicht das System wird geschützt, sondern darin errungene Positionen werden abgesichert.

Die hier geschilderten Merkmale der selektiven Privilegierung sind keineswegs nur für offiziell als diktatorisch oder totalitär bezeichnete Systeme typisch .
Auf wirtschaftlicher Ebene sind diese Merkmale auch in politisch angeblich freiheitlich und demokratisch veranlagten Kollektiven zu festzustellen.

Es geht aber diese Art der Machtstrebigkeit über alles Institutionelle und Etablierte hinaus. Es gibt auch im beschriebenen Sinne mustergültige 'Freiheitsliebende', denen vor allem die eigene Willkür und Rücksichtslosigkeit wichtig ist und die bereit sind, die Freiheit für Viele für ihre eigenen Bedürfnisse, nach eigenem Belieben und Gutdünken zu handeln und zu wirken, ohne weiteres zu opfern, mit dem selbstgefälligen Argument, es sei denen, auf die sie keine Rücksicht nähmen, genauso 'freigestellt' in gleicher freibestimmter Weise zu handeln und wenn diese dies nicht könnten oder wollten, so sei das nicht, weil sie diese daran hinderten, sondern weil diese dazu nicht fähig oder gewillt seien. Die Freiheit Liebenden dieser Art fordern Freiheit da, wo ihnen die in einer Zivilisation angebrachte Rücksichtnahme auf die Übrigen hinderlich und lästig wird.

Den wirklich Freiheit Lebenden und Liebenden sind weder Privilegien noch Geltung und persönliche Stellung in einer Führungsstruktur wichtig, sondern
die Kreativität und die mentale Bewegungsfreiheit. Sie nehmen in Kauf, dass sich Freiräume dauernd verlagern und wandeln und es immer nur eine Frage der Zeit ist, bis die Lieb- und Leblosen ihre Kontrollposten neu bezogen und ihre Zwänge neu gegen die Freien gerichtet haben.

Freiheit fordert Erfindungsfreude, unablässige Aufbruchsbereitschaft und Entschlusskraft. Sie erfordert auch eine Sprachbeherrschung, die eben das Plakative und Programmatische durch Feinsinnigkeit ersetzt, die sich den Fahndungsautomatismen der fantasielosen Technokraten entzieht. Man muss Wege finden, statt Begriffe und Schlagworte zu beschwören das Wesentliche mitzuteilen, wofür den Technokraten der Sinn und die Bildung fehlen und wohin diese immer erst hinkommen werden, wenn sich die Sprache der die Freiheit Liebenden bereits weiterentwickelt und das Wesentliche eine neue Form und Gestalt angenommen haben werden. Freiheit ist ja gerade all' das, was ihre Feinde nicht kennen und nicht schätzen. Die Feinde der Freiheit meinen, man wolle ihnen streitig machen, was sie für sich beanspruchen. Eben gerade nicht! Aber das brauchen die ja auch nicht zu wissen. Ihre Irrtümer sind ihre ärgsten und für sie unbezwingbaren Feinde.

Freiheit kann nur gelebt werden, nicht eingerichtet. Alles Eingerichtete erliegt seinen eigenen Zwängen.

(Dies ist der Text eines Kommentars zu : http://www.politik-digital.de/edemocracy/wissensgesellschaft/jpain_internetzensur060914.shtml)
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

Links

Aktuelle Beiträge

I ADMIT ... and I DOUBT...
O.k. - I ADMIT to be a being, a creature somehow. Considering...
Nashaupt - 31. Jul, 15:17
I am back!
I thought, my blog got lost since, some time ago, my...
Nashaupt - 3. Mai, 09:35
HELLO! - IS THERE ANYBODY...
TELL ME! WHAT ELSE THAN HEGEMON(ey)IAL ARROGANCE...
Nashaupt - 8. Jun, 16:21
"Überbordender Luxus"...
Es gibt keine rein quantitativ allgemeingültigen Kriterien...
Nashaupt - 28. Mai, 19:52
Wirtschaftskrieg - Nein,...
Schon die mit äusserster diplomatischer Umsicht formulierten...
Nashaupt - 20. Mai, 19:37

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Mein Lesestoff


Naomi Klein
Die Schock-Strategie


Collegium Helveticum : Rainer Egloff & Conauctores
Archeologie der Zukunft

Joachim Bauer
Lob der Schule


Ibrahim al- Koni
Die Magier


Simon Singh
Fermats letzter Satz


Lazarus Goldschmidt
Der Koran



Claude Levi-Strauss, Claude Levi- Strauss
Mythos und Bedeutung


Robert von Ranke Graves, Robert VonRanke Graves
Griechische Mythologie



Carl Friedrich von Weizsäcker
Aufbau der Physik. (7601 735).


Collegium Helveticum : Rainer Egloff & Conauctores
Archeologie der Zukunft

Suche

 

Status

Online seit 7117 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Jul, 15:17

Credits


blabla
horror vel terror
Koinurgie
Patientenzucht
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren