Wahrheit und Wahrhaftigkeit oder Wissen ?

'Die' Wahrheit :
'Die' Wahrheit gibt es nur als Idee, ganz besonders die 'ganze und reine' Wahrheit. Sie überfordert das menschlich-irdische Wahrnehmungs- Unterscheidungs- und
Deutungsvermögen aus verschiedensten Gründen und in verschiedenster Hinsicht und in vielfältiger Abwandlung.
Zusammengefasst kann man etwa von der stofflichen, organischen, sozialen, psychischen Bedingtheit des Wahrnehmens, Unterscheidens, Deutens, und des daran anschliessenden
Urteilens, Wertens, Wünschens, Wollens, Begehrens, Entscheidens und Handelns sprechen.

In Wirklichkeit gibt es eine unermessliche Zahl subjektiv begrenzter und fascettierter bzw. gerasterter Wahrheiten. Jedes Wesen, jede Gruppe, jedes Kollektiv, jede Organisation, jedes System hat durch seine bzw. ihre Wahrnehmungsorgane, seine/ihre Zielsetzung, und seine/ihre Zweckbindungen gefilterte, individuelle und höchst eigen-sinnliche und eigen-sinnige Wahrnehmung ein und derselben, Alles umfassenden, unbegreiflich komplexen Wahrheit, die die einen 'kosmisch', die andern 'göttlich', wieder andere 'existentiell' oder sonst wie nennen mögen, je nach dem, wozu sie sich warum auch immer grundsätzlich entschieden - oder auch nur 'bequemt' - haben.
Daraus ergibt sich, dass Niemand, wie gross, wie alt, wie klug, wie gebildet, wie mächtig, wie zahlreich auch immer, die reine und ganze Wahrheit kennen kann.
Wie beeindruckend gross und umfassend auch immer eine Ansammlung von Kenntnissen sein mag, so gewiss wird auch dieser Wesentliches verborgen bleiben, das von den darum Bemühten und Beflissenen im Bestreben, das für 'wahr' Gehaltene und Genommene zu ordnen und zusammenzufügen, verdrängt haben. Jede Ansammlung stösst an ressourcielle Grenzen und muss, hinsichtlich der Ganzheit und Reinheit des Wahren unvollkommen bleiben.

Wahrhaftigkeit :
Daraus ergibt sich weiter, dass, wem es wirklich um Wahrheit geht und wer sein Urteilen, Werten, Entscheiden und Handeln wirklich soweit möglich auf Wahrheit gründen will, nicht darum herum kommt und sich nicht daran vorbeimogeln will, sich die subjektiv absolute Wahrheit der anders Denkenden und nach Anderem Strebenden erläutern und erklären zu lassen und seine subjektiv begrenzte Wahrheit ebenfalls so gut wie möglich zu erklären und sich um Vermittlung zwischen den Unvereinbarkeiten zu bemühen.
Wer Wahrheit zur Grundlage der Legitimation allen Urteilens und Handelns macht, geht davon aus, dass er selbst unmöglich den Überblick über die reine und ganze Wahrheit haben kann, dass er sich irren kann und dass anders Denkende und nach anderem Strebende nicht minder fähig sind als er, Wahrheit wahrzunehmen. Es gibt für ihn kein 'Mit diesen und jenen wird grundsätzlich nicht geredet, nicht verhandelt (weil mir diese und jene zu dumm, zu ungebildet, zu primitiv, zu rückständig sind und weil ich es aus meiner {augenblicklichen} Stärke heraus nicht nötig habe). Wahrhaftigkeit setzt aber ebenso voraus, zur eigenen subjektiven Wahrnehmung zu stehen und sich mit ihrer Unvollkommenheit abzufinden und entsprechend auf einem schulmeisternden Beharren auf Standpunkten zu verzichten. Es ist eben ein Unterschied, ob man unbeirrt dazu steht, was man selber gesehen, gehört, mitbekommen und wahrgenommen hat oder ob man aus Rücksicht auf die Erlangung und Sicherung eigener gesellschaftlicher Position einen dazu hilfreichen, von möglichen Gönnern vorgegebenen und kritiklos auch zum 'eigenen' gemachten Standpunkt vertritt. Wahrhaftigkeit ist das Bemühen darum, dass soviel Wahrheit wie möglich, das heisst auch : nach und nach mehr und mehr Wahrheit Inhalt aller Verständigung und Grundlage aller Entscheidung werde, selbst wenn sie da oder dort eigenen Interessen zuwiderläuft bzw. von einem verlangt, die eigenen Interessen ihr gemäss zu überdenken und neu zu definieren.
Wahrhaftigkeit bedeutet auch das Handeln nach der Einsicht, dass Nichts, das der Wahrheit widerspricht, nachhaltig zum eigenen Wohle gereichen kann, sondern besten Falls zu kurzlebigem Vorteil gereicht. Wahrhaftigkeit bedeutet, wach, sehend und und hörend durch die Welt und auf die Andern zu zu gehen und sich nicht mit plakativen Behauptungen und erträglichen Erklärungen (Plausibilitäten) zu begnügen. Wahrhaftigkeit ist ein wichtiges Element aller Lebendigkeit.
Wahrhaftigkeit ist nach Wahrheit unersättlich neugierig, nicht um Überlegenheit zu erlangen, sondern um Rat zu Wissen wo und wem er Not tun könnte und um einen Schatz von Entschliessungskräften zu äufnen und zur Verfügung nicht nur zu haben sondern auch zu halten.

'Wissen'
Wem die Einsicht in die Unmöglichkeit vollkommenen Wissens und einer darauf gründenden Autokratie unerträglich wird, der verordnet eine Lehre, die die Unmöglichkeit des Kennens der reinen und ganzen Wahrheit auf die Existenz von Feinden und von Minderwertigkeiten projiziert und für sich Allgemeinverbindlichkeit und Unfehlbarkeit beansprucht. Genau damit wird aber die Erweiterung und Ergänzung der Kenntnis von der reinen und ganzen Wahrheit verhindert und abgewürgt und durch 'Wissen' ersetzt. Wider Erwarten ist zu vermuten, dass genau die Einsicht in die durch die 'condition humaine' bedingte Unmöglichkeit - und Irrelevanz - der Kenntnis der ganzen und reinen Wahrheit ein Kernelement der ganzen und reinen Wahrheit
sein könnte.
Als 'Wissen' kann die Gesamtheit der Regeln und Konventionen bezeichnet werden, nach denen eine Aussage als 'wahr' oder als 'falsch', bzw. als erwiesen oder nicht erwiesen zu gelten habe, ungeachtet dessen, ob diese Regeln und Konventionen zu nachhaltig und zuverlässig brauchbaren Ergebnissen führen. Wo diese Regeln zu keinen eindeutigen Urteilen obe 'wahr' oder 'falsch' führen, ist kuzerhand nicht, was nach diesen Regeln nicht sein kann und nicht sein darf, weil es ja sonst die Vollkommenheit und Unfehlbarkeit des Wissens und Wissen Könnens und ganz besonders der sich angeblich auf Wahrheit berufenden Rechtfertigung von Macht und daraus fliessender Gewalt 'fundamental' in Frage stellen würde.
Über die Festlegung dieser Regeln und Konventionen wird Macht generiert, manifestiert und ausgeübt, zu nicht unwesentlichen Teilen auch zum - letztlich trügerischen - Trost der verbissenen Rechthaber über die der Veranlagung menschlich irdischer Denkfähigkeit und Vorstellungskraft innewohnende Unmöglichkeit, als mit auf irdisches Dasein, Begehren und Streben begrenzter und ausgerichteter Vernunft begabtes Wesen reine und ganze Wahrheit je zu erfahren.

'Objektive Wahrheit'
Die Versuche, Wahrheit 'objektiv' allgemeingültig darzustellen wurzeln in plausibel beschränkten Vorstellungen von Einheit und der angeblich darin enthaltenen bzw. daraus erwachsenden Stärke bzw. Allmacht. Kulturen unterscheiden sich u.a. in erster Linie auch dadurch, wie sehr diese Vorstellung ihre Grundlage bildet. In zweiter Linie erst unterscheiden sie sich darin, auf welche Lebensbereiche die Gültigkeit dieser Grundvorstellung sich auswirkt und was in der Folge zu allgemein verbindlichen Werten erhoben wird.
Die sog. 'plausibel beschränkten Vorstellungen von Einheit' bedürfen besonderer Analyse und Darstellung andern Orts. Hier sei nur quasi programmatisch erklärt, dass darunter kollektive Phänomene wie Monotheismus, Gottesstaatlichkeit und hierarchisch strukturierte Kollektive mit tendenziell sowohl absolutistisch ausgeprägter, einziger, 'unfehlbarer' jedenfalls unantastbarer und unnahbarer Spitze als auch totalitärem Legitimationsanspruch für ausgeübte Gewalt jeder Art und Intensität gemeint sind. Dabei ist hypothetisch angenommen, dass die spezifischen Elemente des Phänomens bereits bei Paarbeziehungen und ganz gewiss schon in Familien zu wirken beginnen. Es genügt die Notwendigkeit, mehr als eine - also mindestens zwei - subjektiv als 'absolut' erfahrene Wahrheiten zu einer übergeordneten, relativierten zusammenzufügen.
Weder die Politik noch die Arbeits- noch grossenteils leider bis in die Gegenwart die Erziehungs- und Bildungswelt geben dafür taugliche und ernstgenommene Vorbilder.

Im Versuch, Wahrheit 'objektiv' darzustellen, liegt eigentlich bereits das - hinterher allerdings sofort wieder geleugnete - Eingeständnis, dass es 'eine' bzw. 'die' Wahrheit, so wie behauptet, ob nun als 'ganze und reine' oder als 'objektive' hingestellt, nicht gleichzeitig auch als die 'fassbare, begreifliche' geben kann.
Nur wer wofür auch immer auf Stimmen- bzw. Anerkennungsfang ('Menschenfischer', Marketing) geht, gibt vor, die fassliche und begreifliche Wahrheit sei auch die 'ganze und reine' oder die objektive.
Die 'objektive' Wahrheit 'an und für sich gibt es nicht allgemein gültige. Die Objektivität besteht in einem - je nach Gegenstand - formell oder informell festgestellten Konsens über die Filterung und Abgrenzung subjektiver Wahrnehmungen für deren Weitergabe an das und im Kollektiv. Wie bei jedem Konsens kann erheblicher Dissens über das Wesentliche und über die authentischen Motive des ursprünglichen Konsenses stattfinden. Das Ergebnis dieser Diskussionen beruht nicht auf durch Analysieren, Abwägen und redlich (unparteiisch) logischem Folgern gewonnener Einsicht, sondern hängt von der zufälligen Übermacht derer ab, die die für sie erträglichere Ansicht für die wahre halten. Über zufälligen Mehrheitsentscheid zustande gebrachte 'Objektivität' versagt über kurz oder lang ihren Dienst und wird zum Konfliktstoff, wo sie von einer Seite gepachtet wird, um sie andern zu diktieren.

Fraglose Gültigkeit behaupteter Wahrheit :
Das Postulat der Fraglosigkeit höchster und einziger Wahrheit setzt wirklichkeitsfremd und wahrheitswidrig voraus, höchste und einzige Wahrheit sei restlos darstellbar, das Bedürfnis nach solcher Darstellung sei aber dadurch bedingt, dass sie für Niemand restlos und rein fassbar sei. Die Lehrer fragloser Wahrheit massen sich durchwegs an, mehr zu können und zu wissen als die von ihnen An- und Vorgeführten. Um Ihre besondere Einsichtsfähigkeit zu erklären, geben sie sich als von höchster Instanz Auserwählte aus und scharen immerhin immer noch durch zweite Hand Auserwählte um sich. Es darf nicht erstaunen, dass da auch ein Verräter unter diesen Zweitrangigen sein wird. Das motiviert die Masse der Gläubigen, alles zu tun, um nicht in den Verdacht der Abtrünnigkeit oder gar des Verrats zu geraten.
Alles fraglose Glauben an irgend ein wie auch immer genanntes, beschriebenes, symbolisiertes und repräsentiertes 'Einziges Höchstes' fühlt sich durch logische Widersprüche zu und durch wirkliche oder scheinbare Unvereinbarkeiten des Wirklichen mit dem vermuteten bzw. postulierten Wesenskern und Daseinssinn dieses 'Einzigen Höchsten' in Frage gestellt und damit die Legitimation der Allgemeinverbindlichkeit und Ausschliesslichkeit seines Geltungsanspruchs und Gewaltprivilegs bedroht. Es wird nach einer Ursache und daran kurzschlüssig anknüpfend nach irgend einer 'Schuld' für das Vorhandensein und Wirken von Widrigkeiten gegen das Ideal, das Sytem, die Organisation usf. gesucht.
Dass die Definition des Wesenkerns und des Daseinssinns eines fraglos einzig höchsten 'Was-Auch-Immers' (vom 'Artenschutz' über 'die Familie','die Göttlichkeit', 'die Heimat', 'die Menschenrechte', 'die Nation' und 'die soziale Gerechtigkeit' bis zu 'Wettbewerb', 'Wirtschaft', 'Wissenschaft', 'Woodoo-' und anderem zauber) bereits eine willkürliche Beschränkung von Wahrheit auf das von den diese Verkündenden Gewünschte und Erstrebte ist und dadurch die Widrigkeiten geradezu provoziert sind, kann in der Verblendung durch die Sicht auf den willkürlich gewählten Brennbunkt eigener Daseinsaurichtung nicht erkannt werden.
Das Korrelat zum fraglosen Glauben ist die Proklamation fraglos einziger, allgemein gültiger Wahrheit. Sie belegt das Fragen mit Verbot, wird je nach Zusammenhang. Tragweite und Ebene als 'Verrat', als 'Nestbeschmutzung', 'Miesmacherei', 'Neid', 'reaktionär', 'unwissenschftlich', 'subversiv', 'sektiererisch' usf. verschrieen, bedroht, verfolgt, auszumerzen versucht. Das ist die politisch einfachste, wirksamste und daher beliebte Methode, die Schuld an sich meldenden Unzufriedenheiten und Zweifeln ohne weitere Nachprüfung pseudoapodiktisch auf die Unzufriedenen und die Zweifler zurückzuschieben und das Gespräch mit diesen von vornherein als reine Zeitverschwendung zu verweigern.
Das heisst nicht, dass es den Verrat, die Miesmacherei und all das andere Genannte nicht gebe und dass es nicht beim Namen zu nennen sei, wenn es wirklich festzustellen ist, sondern wendet sich gegen die Verwendung solcher Anschuldigung als bequeme Pauschalabwehr vielleicht unbequemer Wahrheit.

Es kann nicht überraschen, dass willkürlich abgegrenzte Darstellung von Wahrheit (Abstraktion) mit genau diese Einschränkung leugnendem, unbedingtem Anspruch auf ausschliessliche Allgemeingültigkeit schon mit der Formulierung dieses Anspruchs nicht anders als konfliktträchtig sein kann, wie pädagogisch, ideologisch oder weltverbesserisch noch so lieb und gut die ganze Manipulation der Wahrheit ursprünglich gemeint gewesen sein mag.

Mangelhafte Deklaration oder gar polemische Leugnung der Filterung und Abgrenzung der Darstellung :
Man muss aber bedenken, dass ohne willkürliche Abgrenzung, also ohne Abstraktionen, Wahrheit nicht in aktuellen Kontexten vermittelt werden kann. Das gilt für Pressetätigkeit wie für wissenschaftliche oder spirituelle Darstelung. Nicht diese Abgrenzung ist das Problem, sondern ihre Leugnung bzw. falsche Deklaration (ganz besonders häufig bei der Verwendung und Deutung statistischen Materials für politische oder weltanschauliche Argumentationen : man gibt eine andere Abgrenzung vor als wirklich zugrundegelegt). Diese Abgrenzung bzw. Abstraktion wird nicht immer schon vom ursprünglichen Darsteller selbst geleugnet oder vernebelt, sondern zu beachtlichem Teil von Trittbrettfahrern und Epigonen.
Allerdings unterlassen es die ursprünglichen Darsteller oft, die Abgrenzung zu definieren, weil sie ihnen aus ihrer Sicht selbstverständlich erscheint und vielleicht für die ersten und ursprünglichen Adressaten der Darstellung auch offenbart und selbstverständlich war und allgemein geglaubt wurde, das werde in alle Zukunft so bleiben.
Unter durch Geschichte, Fortschritte und Evolution veränderten Wahrnehmungs- und Abgrenzungsbedingungen lässt sich über ursprünglich Gemeintes trefflich aber mit letztlich nicht zweifellos nachweisbarem Ergebnis mutmassen und streiten und dies geschieht unter Zuhilfenahme neuer, zusätzlicher Abgrenzung und mit bleibender Ungewissheit, wie weit die Rekonstruktion der ursprünglichen Abgrenzung wirklich möglich ist. Die Rekonstruktion wird hinsichtlich der rationalen Elemente überzeugender nachvollziehbar sein denn hinsichtlich der emotionalen.
Es bedarf besonderer, in hochtechnisierter und administrierter Zivilisation kaum mehr zu erwerbender, feinsinniger Vorstellungs- und Einbildungskraft, einen Text aus der kollektiven Befindlichkeit zur Zeit seiner Entstehung zu verstehen und zu deuten. Was zu Zeiten der Originalfassung der Darstellung
alltäglich und selbstverständlich war, ist zur Zeit späterer Auslegung und Deutung völlig vergessen und die Horizonte des im Grossen wie im Kleinen Denkbaren, Machbaren, Möglichen und Bevorstehenden sind völlig neu und für damals 'unerhört'.
Man kann zwar diese Unterschiede historisch richtig und vollständig ins Bild rücken, aber das bietet keine Gewähr, dass sie dadurch auch emotional authentisch gegenwärtig werden, weil die gegenwärtige Emotionalität durch gegenwärtigen Alltag und Rythmus völlig anders orientiert und konditioniert ist als die damalige, ob nun über Wahrheit zur Zeit der Antike oder im 20. Jahrhundert oder gar von letzter Woche berichtet wird.
Wahrheit ist eigentlich ein Frischprodukt mit begrenzter Konservierungsmöglichkeit.
Sie wird schliesslich zur - für Sammler oder Kultgemeinschaften vielleicht kostbaren - Reliquie bzw. zum Relikt, woraus Wahrheit aus den Zeiten der Entstehung ihrer Darstellung nicht mehr eigentlich wahrnehmbar wird, sondern aus heutigem 'Wissen' gebildete Vorstellungen an das Relikt angelagert und so in die vorgestellte Vergangenheit retrojiziert werden. Eine emotional echte Zeitreise wird's nicht und das rational übrigbleibende bleibt letztlich für heutige Anforderungen bedeutungslos.
Unterschiede zwischen Vergangenem und der aktuellen Gegenwart bleiben bestehen, ob man ihnen Beachtung schenkt oder nicht. Dass sie aus rationaler Sicht zu Zwecken der Erläuterung für geringfügig erklärt werden, bedeutet nicht zwingend, dass sie auch emotional bloss von geringfügiger Wirkung seien. So beruht zweifellos manche Rechthaberei über Vergangenheiten auf 'kühlem' Machgtkalkül, aber das Motiv solch 'eiskalter' Spekulation ist emotional bestimmt und der eigentlich wirksame Faktor. Angst und Zweifel sind Triebfedern jeden Strebens nach Einfluss und Macht bzw. nach Substraten und Äquivalenten dazu. Und die Rechthaberei, je nach den Voraussetzungen religiös, wissenschaftlich militärisch oder technokratisch, ist eine alt'bewährte' Methode, Macht zu erwerben und zu mehren. Dass sie keiner Wahrheit verpflichtet ist sondern bestrebt, Gläubige zu scharen, ist für die, die gewohnt sind, die Ereignisse aus Distanz und ohne Parteiergreifung zu beobachten, keine Neuigkeit.
Religionen und überetablierte Wissenschaften sind dieser Gefahr der Verwischung und Leugnung der ursprünglichen Abgrenzung und der entsprechenden Deutungs- und Sinnverzerrung besonders stark ausgesetzt.
Eskorte fragile - 10. Jul, 23:02

wie ist das mit:
"du bist." - ist das eine objektive, allgemeingültige wahrheit?
oder auch:
"das was oben ist, ist gleich dem, was unten ist. mikrokosmos = makrokosmos"
ist das eine objektive wahrheit?
oder:
"alles schwingt, alles ist rhythmus."
wie ist es damit?

Nashaupt - 14. Jul, 18:03

Antwort auf Eskorte Fragiles's Fragen

Zuerst zu den Beispielen :
'Du bist' oder auch 'ich bin' sind original und in erster Linie Aussagen aufgrund einer subjektiven Wahrnehmung, ohne die ein Motiv dazu, also, zu sagen :'Du bist' oder 'ich bin' gar nicht gegeben ist und nicht wirkt.
Nun kann jemand hinzukommen und ganz allein von sich aus und ohne Beachtung des bereits von jamand anderem zur selben Identität gesagten 'Du bist' ebenfalls zur selben Person, von der zuvor schon viele andere gemeint haben, sie sei, sagen : 'Du bist'. Alle den vorangegangenen folgenden, nicht von den vorangegangenen beeinflussten, aus allein eigenem Antrieb gemachten 'Äusserungen' gegenüber derselben Identität, die sagen, 'Du bist' sind aus Sicht der
Aussagenden original subjektiv.
Für einen unparteiischen und gegenüber der Aussage gleichgültigen Beobachter, Sammler und Auswerter der Aussagen (Statistiker) ergibt die Übeinstimmung der auf dieselbe Identität bezogenen Aussage einen Anlass zur Annahme, die Häufigkeit der Übereinstimmung der Aussagen spreche für eine Gewähr dafür, dass von Allen, die dieselbe Identität betreffend und unabhängig voneinander gesagt haben :'Du bist' ,dasselbe wahrgenommen worden und deshalb in derselben Weise (mit derselben Redewendung) dargestellt und mitgeteilt worden sei. Ob dabei zu Recht vorausgesetzt wird, dass für alle beobachteten, gesammelten und ausgewerteten Aussagen dieselben Wahrnehmungs- und Deutungs-, Darstellungs- und Mitteilungsbedingungen gegeben gewesen seien oder nicht und ob sich aus der Bejahung oder Verneinung dieser Frage Konsequenzen für die Bewertung der Häufigkeit der Übereinstimmung als Indiz für die 'Objektivität' der Aussage sei oder nicht, sind erst zwei weitere Fragen, deren wirklich analytisch gründliche Beantwortung bereits Ausmasse annimt, die eine Druckerei beschäftigen würden - und dies bei einer scheinbar so simplen und harmlosen, weil von Emotionen, Abhängigkeiten usf. - oberflächlich jedenfalls - nicht sonderlich stark beeinflussten Aussage. Bereits bei einer zwar plausiblen (leicht einleuchtenden) - aber eben nur plausiblen Aussage wie etwa : 'Markt beginnt, spielt und endet mit Angebot und Nachfrage' ist das Verhältnis zwischen
subjektiven und objektiven Elementen hochkomplex.
Eine weitere Frage ist, wie sehr ist von der Häufigkeit derselben Formulierung für eine Aussage darauf zu schliessen, dass die Aussage auf wirklich auf übereinstimmenden Erfahrungen, Beobachtungen, Vorstellungen, Überzeugungen usf. beruht, oder ob und wieviele davon einfach nachgeplappert sind.
Beachtet man dabei die zahllos möglichen unterschiedlichen Motive für das Nachplappern anstelle der Mitteilung eigener Wahrnehmung, dann wirds wieder
ganz schön kompliziert. Die Motive, nachzuplappern statt zu sagen, was man auf grund eigener Wahrnehmung, Erfahrung usf. deutet und meint, dürften stark 'subjektiv' emotional sein, wie 'neutral' sie auch daherkommen mögen. Also 'neutral' bedeutet nicht zwingend 'objektiv'.
Am ehsten und unzweifelhaftesten objektiv sind fehlerfrei und lückenlos bewiesene mathematische Sätze oder Definitionen sogenannter geometrischer Orte usf. Allerdings darf man sich nicht darüber täuschen, dass selbst in der Mathematik beim Einzelnen Zweckvorstellungen eine Rolle spielen können, die
seinem subjektiven Weltbild mitgeprägt sind und ihm evt. sogar den Weg zur Lösung verbauen, bis ihm vielleicht ein guter Kollege mit einer Idee zu Hilfe kommt. Pythagoras hatte die fixe Idee, es dürfe keine irretionalen Zahlen geben, weil diese der Harmonie der Schöpfung widersprechen würden und liess einen Schüler, der nachwies, dass Pi (Verhältniszahl für Berechnungen von Umfang und Fläche eines Kreises anhand seines Radius) unmöglich eine rationale Zahl sein könne, zur Strafe kurzerhand ersäufen. Wenn ich hier so weitergebe, was ich gelesen habe, und dass ich es weitergebe, weil ich es aus einer Reihe von Gründen, die auch durch anderes, was ich über Pythagoras gelesen habe, geprägt sind, geneigt bin, nicht für erwiesen aber doch für möglich und
passend zu halten, so ist das - nach meiner Definition - meine subjektive Wahrheit bzw. eine Aussage, von der ich sage, ich übernehme die Verantwortung dafür, dass ich sie so und so mache und stehe dazu, weshalb ich sie so und so mache. Diese Subjektivität soll eben anderer Meinung und anderer Subjektivität Raum geben und lassen. Würde ich Objektivität für diese unschöne Geschichte von Pythagoras beanspruchen, so müsst ich von vornherein intolerant sein gegen diesbezüglich andere Einsichten, die aufgrund anderer Anschuungsweisen gewonnen wurden. Solche Intoleranz wäre aber gewiss nicht objektiv, sondern rechthaberisch. Subjektivität, wie ich sie aufzufassen versuche, stellt sich der Diskussion und gegen Rechthaberei.
Es gibt allgemin verfügbare Information, die vernünftigerweise auch für unter nach allgemeiner übereinstimmende Erfahrung geltenden Voraussetzungen und Bedingungen für 'wahr' gehalten werden dürfen, können, müssen oder müssten. Die Entscheidung des Einzelnen, ob er die Information unkritisch willig oder nur unter Vorbehalten als 'wahr' übernehmen und glauben will, ist letztlich allein seine und er bildet sich so seine subjektive Wahrheit. Wenn er sich dabei darauf beruft, das sei geltende Lehre oder geltendes Gesetz, dann besteht eben die Subjektivität darin, dass es sich entscheidet, für wahr zu nehmen was von irgendwelchen übermächtigen Instanzen (Erzieher, Behörden, Arbeitgeber, politische Verhältnisse) für wahr erklärt wird. Damit sind wir wieder bei den Motiven für das Nachplappern sogenannter 'objektiver, allgemeingültiger Wahrheiten. Ob diese nun nachbarrechtliche Kleinigkeiten, volkstümliche Sentimentalitäten oder transzendental symbolische Aussagen enthalten, macht letztlich keinen Unterschied. Dafür, was einer für wahr halten will, ist jeder und jede, gleichgültig wie, wann, wo und wozugeboren, unausweichlich und unerlöslich selber verantwortlich.

NASHAUPT das grosse.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

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Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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