Montag, 10. Juli 2006

Wahrheit und Wahrhaftigkeit oder Wissen ?

'Die' Wahrheit :
'Die' Wahrheit gibt es nur als Idee, ganz besonders die 'ganze und reine' Wahrheit. Sie überfordert das menschlich-irdische Wahrnehmungs- Unterscheidungs- und
Deutungsvermögen aus verschiedensten Gründen und in verschiedenster Hinsicht und in vielfältiger Abwandlung.
Zusammengefasst kann man etwa von der stofflichen, organischen, sozialen, psychischen Bedingtheit des Wahrnehmens, Unterscheidens, Deutens, und des daran anschliessenden
Urteilens, Wertens, Wünschens, Wollens, Begehrens, Entscheidens und Handelns sprechen.

In Wirklichkeit gibt es eine unermessliche Zahl subjektiv begrenzter und fascettierter bzw. gerasterter Wahrheiten. Jedes Wesen, jede Gruppe, jedes Kollektiv, jede Organisation, jedes System hat durch seine bzw. ihre Wahrnehmungsorgane, seine/ihre Zielsetzung, und seine/ihre Zweckbindungen gefilterte, individuelle und höchst eigen-sinnliche und eigen-sinnige Wahrnehmung ein und derselben, Alles umfassenden, unbegreiflich komplexen Wahrheit, die die einen 'kosmisch', die andern 'göttlich', wieder andere 'existentiell' oder sonst wie nennen mögen, je nach dem, wozu sie sich warum auch immer grundsätzlich entschieden - oder auch nur 'bequemt' - haben.
Daraus ergibt sich, dass Niemand, wie gross, wie alt, wie klug, wie gebildet, wie mächtig, wie zahlreich auch immer, die reine und ganze Wahrheit kennen kann.
Wie beeindruckend gross und umfassend auch immer eine Ansammlung von Kenntnissen sein mag, so gewiss wird auch dieser Wesentliches verborgen bleiben, das von den darum Bemühten und Beflissenen im Bestreben, das für 'wahr' Gehaltene und Genommene zu ordnen und zusammenzufügen, verdrängt haben. Jede Ansammlung stösst an ressourcielle Grenzen und muss, hinsichtlich der Ganzheit und Reinheit des Wahren unvollkommen bleiben.

Wahrhaftigkeit :
Daraus ergibt sich weiter, dass, wem es wirklich um Wahrheit geht und wer sein Urteilen, Werten, Entscheiden und Handeln wirklich soweit möglich auf Wahrheit gründen will, nicht darum herum kommt und sich nicht daran vorbeimogeln will, sich die subjektiv absolute Wahrheit der anders Denkenden und nach Anderem Strebenden erläutern und erklären zu lassen und seine subjektiv begrenzte Wahrheit ebenfalls so gut wie möglich zu erklären und sich um Vermittlung zwischen den Unvereinbarkeiten zu bemühen.
Wer Wahrheit zur Grundlage der Legitimation allen Urteilens und Handelns macht, geht davon aus, dass er selbst unmöglich den Überblick über die reine und ganze Wahrheit haben kann, dass er sich irren kann und dass anders Denkende und nach anderem Strebende nicht minder fähig sind als er, Wahrheit wahrzunehmen. Es gibt für ihn kein 'Mit diesen und jenen wird grundsätzlich nicht geredet, nicht verhandelt (weil mir diese und jene zu dumm, zu ungebildet, zu primitiv, zu rückständig sind und weil ich es aus meiner {augenblicklichen} Stärke heraus nicht nötig habe). Wahrhaftigkeit setzt aber ebenso voraus, zur eigenen subjektiven Wahrnehmung zu stehen und sich mit ihrer Unvollkommenheit abzufinden und entsprechend auf einem schulmeisternden Beharren auf Standpunkten zu verzichten. Es ist eben ein Unterschied, ob man unbeirrt dazu steht, was man selber gesehen, gehört, mitbekommen und wahrgenommen hat oder ob man aus Rücksicht auf die Erlangung und Sicherung eigener gesellschaftlicher Position einen dazu hilfreichen, von möglichen Gönnern vorgegebenen und kritiklos auch zum 'eigenen' gemachten Standpunkt vertritt. Wahrhaftigkeit ist das Bemühen darum, dass soviel Wahrheit wie möglich, das heisst auch : nach und nach mehr und mehr Wahrheit Inhalt aller Verständigung und Grundlage aller Entscheidung werde, selbst wenn sie da oder dort eigenen Interessen zuwiderläuft bzw. von einem verlangt, die eigenen Interessen ihr gemäss zu überdenken und neu zu definieren.
Wahrhaftigkeit bedeutet auch das Handeln nach der Einsicht, dass Nichts, das der Wahrheit widerspricht, nachhaltig zum eigenen Wohle gereichen kann, sondern besten Falls zu kurzlebigem Vorteil gereicht. Wahrhaftigkeit bedeutet, wach, sehend und und hörend durch die Welt und auf die Andern zu zu gehen und sich nicht mit plakativen Behauptungen und erträglichen Erklärungen (Plausibilitäten) zu begnügen. Wahrhaftigkeit ist ein wichtiges Element aller Lebendigkeit.
Wahrhaftigkeit ist nach Wahrheit unersättlich neugierig, nicht um Überlegenheit zu erlangen, sondern um Rat zu Wissen wo und wem er Not tun könnte und um einen Schatz von Entschliessungskräften zu äufnen und zur Verfügung nicht nur zu haben sondern auch zu halten.

'Wissen'
Wem die Einsicht in die Unmöglichkeit vollkommenen Wissens und einer darauf gründenden Autokratie unerträglich wird, der verordnet eine Lehre, die die Unmöglichkeit des Kennens der reinen und ganzen Wahrheit auf die Existenz von Feinden und von Minderwertigkeiten projiziert und für sich Allgemeinverbindlichkeit und Unfehlbarkeit beansprucht. Genau damit wird aber die Erweiterung und Ergänzung der Kenntnis von der reinen und ganzen Wahrheit verhindert und abgewürgt und durch 'Wissen' ersetzt. Wider Erwarten ist zu vermuten, dass genau die Einsicht in die durch die 'condition humaine' bedingte Unmöglichkeit - und Irrelevanz - der Kenntnis der ganzen und reinen Wahrheit ein Kernelement der ganzen und reinen Wahrheit
sein könnte.
Als 'Wissen' kann die Gesamtheit der Regeln und Konventionen bezeichnet werden, nach denen eine Aussage als 'wahr' oder als 'falsch', bzw. als erwiesen oder nicht erwiesen zu gelten habe, ungeachtet dessen, ob diese Regeln und Konventionen zu nachhaltig und zuverlässig brauchbaren Ergebnissen führen. Wo diese Regeln zu keinen eindeutigen Urteilen obe 'wahr' oder 'falsch' führen, ist kuzerhand nicht, was nach diesen Regeln nicht sein kann und nicht sein darf, weil es ja sonst die Vollkommenheit und Unfehlbarkeit des Wissens und Wissen Könnens und ganz besonders der sich angeblich auf Wahrheit berufenden Rechtfertigung von Macht und daraus fliessender Gewalt 'fundamental' in Frage stellen würde.
Über die Festlegung dieser Regeln und Konventionen wird Macht generiert, manifestiert und ausgeübt, zu nicht unwesentlichen Teilen auch zum - letztlich trügerischen - Trost der verbissenen Rechthaber über die der Veranlagung menschlich irdischer Denkfähigkeit und Vorstellungskraft innewohnende Unmöglichkeit, als mit auf irdisches Dasein, Begehren und Streben begrenzter und ausgerichteter Vernunft begabtes Wesen reine und ganze Wahrheit je zu erfahren.

'Objektive Wahrheit'
Die Versuche, Wahrheit 'objektiv' allgemeingültig darzustellen wurzeln in plausibel beschränkten Vorstellungen von Einheit und der angeblich darin enthaltenen bzw. daraus erwachsenden Stärke bzw. Allmacht. Kulturen unterscheiden sich u.a. in erster Linie auch dadurch, wie sehr diese Vorstellung ihre Grundlage bildet. In zweiter Linie erst unterscheiden sie sich darin, auf welche Lebensbereiche die Gültigkeit dieser Grundvorstellung sich auswirkt und was in der Folge zu allgemein verbindlichen Werten erhoben wird.
Die sog. 'plausibel beschränkten Vorstellungen von Einheit' bedürfen besonderer Analyse und Darstellung andern Orts. Hier sei nur quasi programmatisch erklärt, dass darunter kollektive Phänomene wie Monotheismus, Gottesstaatlichkeit und hierarchisch strukturierte Kollektive mit tendenziell sowohl absolutistisch ausgeprägter, einziger, 'unfehlbarer' jedenfalls unantastbarer und unnahbarer Spitze als auch totalitärem Legitimationsanspruch für ausgeübte Gewalt jeder Art und Intensität gemeint sind. Dabei ist hypothetisch angenommen, dass die spezifischen Elemente des Phänomens bereits bei Paarbeziehungen und ganz gewiss schon in Familien zu wirken beginnen. Es genügt die Notwendigkeit, mehr als eine - also mindestens zwei - subjektiv als 'absolut' erfahrene Wahrheiten zu einer übergeordneten, relativierten zusammenzufügen.
Weder die Politik noch die Arbeits- noch grossenteils leider bis in die Gegenwart die Erziehungs- und Bildungswelt geben dafür taugliche und ernstgenommene Vorbilder.

Im Versuch, Wahrheit 'objektiv' darzustellen, liegt eigentlich bereits das - hinterher allerdings sofort wieder geleugnete - Eingeständnis, dass es 'eine' bzw. 'die' Wahrheit, so wie behauptet, ob nun als 'ganze und reine' oder als 'objektive' hingestellt, nicht gleichzeitig auch als die 'fassbare, begreifliche' geben kann.
Nur wer wofür auch immer auf Stimmen- bzw. Anerkennungsfang ('Menschenfischer', Marketing) geht, gibt vor, die fassliche und begreifliche Wahrheit sei auch die 'ganze und reine' oder die objektive.
Die 'objektive' Wahrheit 'an und für sich gibt es nicht allgemein gültige. Die Objektivität besteht in einem - je nach Gegenstand - formell oder informell festgestellten Konsens über die Filterung und Abgrenzung subjektiver Wahrnehmungen für deren Weitergabe an das und im Kollektiv. Wie bei jedem Konsens kann erheblicher Dissens über das Wesentliche und über die authentischen Motive des ursprünglichen Konsenses stattfinden. Das Ergebnis dieser Diskussionen beruht nicht auf durch Analysieren, Abwägen und redlich (unparteiisch) logischem Folgern gewonnener Einsicht, sondern hängt von der zufälligen Übermacht derer ab, die die für sie erträglichere Ansicht für die wahre halten. Über zufälligen Mehrheitsentscheid zustande gebrachte 'Objektivität' versagt über kurz oder lang ihren Dienst und wird zum Konfliktstoff, wo sie von einer Seite gepachtet wird, um sie andern zu diktieren.

Fraglose Gültigkeit behaupteter Wahrheit :
Das Postulat der Fraglosigkeit höchster und einziger Wahrheit setzt wirklichkeitsfremd und wahrheitswidrig voraus, höchste und einzige Wahrheit sei restlos darstellbar, das Bedürfnis nach solcher Darstellung sei aber dadurch bedingt, dass sie für Niemand restlos und rein fassbar sei. Die Lehrer fragloser Wahrheit massen sich durchwegs an, mehr zu können und zu wissen als die von ihnen An- und Vorgeführten. Um Ihre besondere Einsichtsfähigkeit zu erklären, geben sie sich als von höchster Instanz Auserwählte aus und scharen immerhin immer noch durch zweite Hand Auserwählte um sich. Es darf nicht erstaunen, dass da auch ein Verräter unter diesen Zweitrangigen sein wird. Das motiviert die Masse der Gläubigen, alles zu tun, um nicht in den Verdacht der Abtrünnigkeit oder gar des Verrats zu geraten.
Alles fraglose Glauben an irgend ein wie auch immer genanntes, beschriebenes, symbolisiertes und repräsentiertes 'Einziges Höchstes' fühlt sich durch logische Widersprüche zu und durch wirkliche oder scheinbare Unvereinbarkeiten des Wirklichen mit dem vermuteten bzw. postulierten Wesenskern und Daseinssinn dieses 'Einzigen Höchsten' in Frage gestellt und damit die Legitimation der Allgemeinverbindlichkeit und Ausschliesslichkeit seines Geltungsanspruchs und Gewaltprivilegs bedroht. Es wird nach einer Ursache und daran kurzschlüssig anknüpfend nach irgend einer 'Schuld' für das Vorhandensein und Wirken von Widrigkeiten gegen das Ideal, das Sytem, die Organisation usf. gesucht.
Dass die Definition des Wesenkerns und des Daseinssinns eines fraglos einzig höchsten 'Was-Auch-Immers' (vom 'Artenschutz' über 'die Familie','die Göttlichkeit', 'die Heimat', 'die Menschenrechte', 'die Nation' und 'die soziale Gerechtigkeit' bis zu 'Wettbewerb', 'Wirtschaft', 'Wissenschaft', 'Woodoo-' und anderem zauber) bereits eine willkürliche Beschränkung von Wahrheit auf das von den diese Verkündenden Gewünschte und Erstrebte ist und dadurch die Widrigkeiten geradezu provoziert sind, kann in der Verblendung durch die Sicht auf den willkürlich gewählten Brennbunkt eigener Daseinsaurichtung nicht erkannt werden.
Das Korrelat zum fraglosen Glauben ist die Proklamation fraglos einziger, allgemein gültiger Wahrheit. Sie belegt das Fragen mit Verbot, wird je nach Zusammenhang. Tragweite und Ebene als 'Verrat', als 'Nestbeschmutzung', 'Miesmacherei', 'Neid', 'reaktionär', 'unwissenschftlich', 'subversiv', 'sektiererisch' usf. verschrieen, bedroht, verfolgt, auszumerzen versucht. Das ist die politisch einfachste, wirksamste und daher beliebte Methode, die Schuld an sich meldenden Unzufriedenheiten und Zweifeln ohne weitere Nachprüfung pseudoapodiktisch auf die Unzufriedenen und die Zweifler zurückzuschieben und das Gespräch mit diesen von vornherein als reine Zeitverschwendung zu verweigern.
Das heisst nicht, dass es den Verrat, die Miesmacherei und all das andere Genannte nicht gebe und dass es nicht beim Namen zu nennen sei, wenn es wirklich festzustellen ist, sondern wendet sich gegen die Verwendung solcher Anschuldigung als bequeme Pauschalabwehr vielleicht unbequemer Wahrheit.

Es kann nicht überraschen, dass willkürlich abgegrenzte Darstellung von Wahrheit (Abstraktion) mit genau diese Einschränkung leugnendem, unbedingtem Anspruch auf ausschliessliche Allgemeingültigkeit schon mit der Formulierung dieses Anspruchs nicht anders als konfliktträchtig sein kann, wie pädagogisch, ideologisch oder weltverbesserisch noch so lieb und gut die ganze Manipulation der Wahrheit ursprünglich gemeint gewesen sein mag.

Mangelhafte Deklaration oder gar polemische Leugnung der Filterung und Abgrenzung der Darstellung :
Man muss aber bedenken, dass ohne willkürliche Abgrenzung, also ohne Abstraktionen, Wahrheit nicht in aktuellen Kontexten vermittelt werden kann. Das gilt für Pressetätigkeit wie für wissenschaftliche oder spirituelle Darstelung. Nicht diese Abgrenzung ist das Problem, sondern ihre Leugnung bzw. falsche Deklaration (ganz besonders häufig bei der Verwendung und Deutung statistischen Materials für politische oder weltanschauliche Argumentationen : man gibt eine andere Abgrenzung vor als wirklich zugrundegelegt). Diese Abgrenzung bzw. Abstraktion wird nicht immer schon vom ursprünglichen Darsteller selbst geleugnet oder vernebelt, sondern zu beachtlichem Teil von Trittbrettfahrern und Epigonen.
Allerdings unterlassen es die ursprünglichen Darsteller oft, die Abgrenzung zu definieren, weil sie ihnen aus ihrer Sicht selbstverständlich erscheint und vielleicht für die ersten und ursprünglichen Adressaten der Darstellung auch offenbart und selbstverständlich war und allgemein geglaubt wurde, das werde in alle Zukunft so bleiben.
Unter durch Geschichte, Fortschritte und Evolution veränderten Wahrnehmungs- und Abgrenzungsbedingungen lässt sich über ursprünglich Gemeintes trefflich aber mit letztlich nicht zweifellos nachweisbarem Ergebnis mutmassen und streiten und dies geschieht unter Zuhilfenahme neuer, zusätzlicher Abgrenzung und mit bleibender Ungewissheit, wie weit die Rekonstruktion der ursprünglichen Abgrenzung wirklich möglich ist. Die Rekonstruktion wird hinsichtlich der rationalen Elemente überzeugender nachvollziehbar sein denn hinsichtlich der emotionalen.
Es bedarf besonderer, in hochtechnisierter und administrierter Zivilisation kaum mehr zu erwerbender, feinsinniger Vorstellungs- und Einbildungskraft, einen Text aus der kollektiven Befindlichkeit zur Zeit seiner Entstehung zu verstehen und zu deuten. Was zu Zeiten der Originalfassung der Darstellung
alltäglich und selbstverständlich war, ist zur Zeit späterer Auslegung und Deutung völlig vergessen und die Horizonte des im Grossen wie im Kleinen Denkbaren, Machbaren, Möglichen und Bevorstehenden sind völlig neu und für damals 'unerhört'.
Man kann zwar diese Unterschiede historisch richtig und vollständig ins Bild rücken, aber das bietet keine Gewähr, dass sie dadurch auch emotional authentisch gegenwärtig werden, weil die gegenwärtige Emotionalität durch gegenwärtigen Alltag und Rythmus völlig anders orientiert und konditioniert ist als die damalige, ob nun über Wahrheit zur Zeit der Antike oder im 20. Jahrhundert oder gar von letzter Woche berichtet wird.
Wahrheit ist eigentlich ein Frischprodukt mit begrenzter Konservierungsmöglichkeit.
Sie wird schliesslich zur - für Sammler oder Kultgemeinschaften vielleicht kostbaren - Reliquie bzw. zum Relikt, woraus Wahrheit aus den Zeiten der Entstehung ihrer Darstellung nicht mehr eigentlich wahrnehmbar wird, sondern aus heutigem 'Wissen' gebildete Vorstellungen an das Relikt angelagert und so in die vorgestellte Vergangenheit retrojiziert werden. Eine emotional echte Zeitreise wird's nicht und das rational übrigbleibende bleibt letztlich für heutige Anforderungen bedeutungslos.
Unterschiede zwischen Vergangenem und der aktuellen Gegenwart bleiben bestehen, ob man ihnen Beachtung schenkt oder nicht. Dass sie aus rationaler Sicht zu Zwecken der Erläuterung für geringfügig erklärt werden, bedeutet nicht zwingend, dass sie auch emotional bloss von geringfügiger Wirkung seien. So beruht zweifellos manche Rechthaberei über Vergangenheiten auf 'kühlem' Machgtkalkül, aber das Motiv solch 'eiskalter' Spekulation ist emotional bestimmt und der eigentlich wirksame Faktor. Angst und Zweifel sind Triebfedern jeden Strebens nach Einfluss und Macht bzw. nach Substraten und Äquivalenten dazu. Und die Rechthaberei, je nach den Voraussetzungen religiös, wissenschaftlich militärisch oder technokratisch, ist eine alt'bewährte' Methode, Macht zu erwerben und zu mehren. Dass sie keiner Wahrheit verpflichtet ist sondern bestrebt, Gläubige zu scharen, ist für die, die gewohnt sind, die Ereignisse aus Distanz und ohne Parteiergreifung zu beobachten, keine Neuigkeit.
Religionen und überetablierte Wissenschaften sind dieser Gefahr der Verwischung und Leugnung der ursprünglichen Abgrenzung und der entsprechenden Deutungs- und Sinnverzerrung besonders stark ausgesetzt.

Sonntag, 18. Juni 2006

Glaube oder Verantwortung?

An die Hölle kann nur glauben, wer sie Andern wünscht.

An den Himmel glaubt, wer ihn für sich erhofft oder gar beansprucht
- vor allen Andern für sich und Seinesgleichen -,
- als Lohn quasi für sein selbstgerechtes Wohlverhalten und sein 'Brav' Gewesen Sein.

Auf Erlösung hofft, wer sich selbst verleugnet ,
sich selbst vor der Enge und Erbärmlichkeit seines Verstandes und vor entsprechender 'Vernunft' erniedrigt
und auf 'Wissen' und 'Rechte' pocht und dafür das Leben, wie es ist, verschmäht.

An den Teufel als das Verführerische und Schlechte glaubt,
wer nicht die Verantwortung dafür übernimmt, was er tut und was er wird.

Donnerstag, 18. Mai 2006

Wahres Bemühen

Wahres Bemühen beruht auf Eigensinn. Es sucht und geht eigene Wege, wohl wissend um die Gefahr und diese fürchtend, aber ohne Angst.

Dienstag, 16. Mai 2006

Plakative Sparache

Botschaften in drei Sätze zusammengefasst sind wirksam, aber für die Adressaten selten nützlich.
Die Wahrheit lässt sich in drei Sätzen sagen, wenn ihr Kern nicht gemieden wird. Das Risiko der
Deutung und des Verstehens liegt beim Adressaten.
Plakative Aussagen sind Muster ohne jede Gewähr. Darum sind sie bei Werbern und Politikern und
Demagogen so beliebt.

Samstag, 13. Mai 2006

Zum Muttertag

M – ater : Die Sanftheit des Mütterlichen

Mit ihren Tränen drängen die Mütter ihre Söhne
zu Rache, Sühne und Kampf
um "Gerechtigkeit“, "Gut" und „Heimat“.
Mit ihren Tränen beweinen sie die Opfer und Folgen
der Gewalt, die sie mit Klagen und Tränen gerufen.
Die Mütter weinen über ihre gefallenen, verstümmelten, verkrüppelten,
in Gefangenschaft gehaltenen, von den Söhnen und Töchtern
der „andern“ Mütter erniedrigten, gefolterten und versklavten
Söhne und über die von den Söhnen der „anderen“ Mütter,
die, weil sie „andere“ sind, eben nur schlecht sein
können, 'geschändeten' eigenen Töchter.
Und sie weinen über die eigene verlorene Ehre und über
von den Söhnen ihrer Feindinnen Geraubtes und Zerstörtes
- Hab’ und Gut.
Sie hadern nicht darob, dass ihre Söhne von der Habsucht
und Grausamkeit mit Ehren bedacht und dafür diesen
dienstbar und hörig geworden,
dass ihre Söhne in die Fron von Rechthaberei
und kühnem Ehrgeiz geraten
und ihre Töchter vom Glanz des Scheinbaren blind.
Und wenn sie dessen doch noch gewahr, so suchen sie
die Schuld in den Verführungskünsten der Töchter
der „anderen“ Mütter und in der Ehrsucht und Gier
der „anderen“ Mütter und der von diesen aus Selbstsucht
angestifteten Schwiegersöhne und Söhne.

Aber sie frohlocken darüber, dass ihre Söhne "siegreich"
von den Schlachten heimkehren und von Kämpfen unversehrt
und sind stolz über die Ehren, Auszeichnungen und Orden,
die ihre Söhne dafür „nach Hause“ gebracht, dass sie die Söhne
der „anderen“ Mütter getötet, verstümmelt, gefoltert,
ehr-’, und hab’- und heimatlos gemacht und die Töchter
der „anderen“ Mütter der Schändung geopfert.
Denn ihre eigenen Söhne und Töchter sind vom Schicksal
und den Göttern auserwählt und bevorzugt, was ihre ,
der Mütter, eigene Vorzüglichkeit und Verdienste und ihre
damit geheiligten Rechte auf Leibeigenschaft am von ihnen
Gebornen, „hervor- und zur Welt Gebrachten“ bestätigt.

Sie sind stolz über den „Erfolg“ „ihrer“ Söhne, der die Söhne
der „anderen“ Mütter um Stellung, Einkommen und Ansehen
und die Töchter der „anderen“ Mütter in Bedeutungslosigkeit,
Elend, erniedrigende Dienstpflicht, Hörigkeit und Fron gebracht.
Sie stellen sich ins Licht des Feuers, in welchem
das von den „andern“ Müttern geborene Leben
und dessen Äusserungen, Regungen und Schreie
verbrennen und frohlocken dazu:
“Seht, das ist mein Sohn!“.
Noch nie hat ein Sohn gerufen: “Seht, so sind unsere Mütter!“

Sonntag, 2. April 2006

Collage Berlusconi 2006

CITIZEN BERULUSCONI posiert für das Bündnis mit dem cäsarenwahnsinnigen STATE OF WAR.

CollageBerlusconi
Er erklärt mit jovialer Eleganz :
"Ich will eine Welt ohne Kriege"
und wie Seinesgleichen setzt er
als selbstverständlich voraus -
und als Jedermanns vernünftige Meinung,
dass das Recht, die Freiheit und die Demokratie,
derer es dazu unabdingbar bedarf,
genau darin bestünden und allein dadurch erreicht,
dass er bekommt und dass immer geschieht,
was er nur will und immer sich wünscht,
wie einseitig und versimpelt es auch sei,
wenn's nur grossartig scheint.

Bild und Text sind durch die folgenden Neuerscheinungen und deren Buchtitel
inspiriert :

State of War by James Risen
# Hardcover 256 pages (January 3, 2006)
# Publisher: Simon & Schuster / Free Press
# Language: English
# ISBN: 0743275780
deutsche Fassung :
James Risen
"State of War"
Die geheime Geschichte der CIA und der Bush-Administration
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006
ISBN 3-455-09522-4
Gebunden, 260 Seiten

Alexander Stille
"Citizen Berlusconi"
Gebundene Ausgabe - 382 Seiten - Beck Verlag
Erscheinungsdatum: Januar 2006
Auflage: 1
ISBN: 3406529550

Arno Gruen
"Ich will eine Welt ohne Kriege"
Auflage: 1. Aufl. 2006 Klett-Cotta Verlag
Ausstattung: gebunden
Seiten: 126
ISBN: 3-608-94443-5

Samstag, 1. April 2006

Distinctio Mater Prudentiae

Gewalt beginnt, wo Differenzierung aufhört, aber der Anspruch zu 'wissen' trotz erreichter Grenzen ungerührt fortfährt, sich zu behaupten und wo unter dem Vorwand erkennender Abstraktion eigentlich Simplifikation betrieben wird, die es dann erlaubt, nach sich durch die Abstraktion angeblich ergebenden wenn nicht gar aufdrängenden Kriterien 'gleich' zu machen, was man um der Einfachheit, nicht der Einsicht willen 'gleich' haben möchte.
Genau so werden Gesetze erfunden, plausibel gemacht, erlassen, in Kraft gesetzt und den Grenzen des politisch Opportunen und menschlich grade noch notdürftig Erträglichen vollzogen. Wen wunderts, dass geschieht, was geschieht und an Erbärmlichkeit alle Erfahrung übertrifft?

Sonntag, 12. März 2006

Die Gesetzes-, Ordnungs-, Sicherheits- und Übewachungshörigen

Sie haben nicht begriffen, dass Leben ein Tanz mit Tod und Teufel,
ein Schäkern mit Gefahr und Verderben, ein Spiel um Einbildung und Verrat.
Sie frömmeln und heucheln, reden schön und verordnen Enge und Sturheit,
- und wo die nicht reicht, halt Grausamkeit.
Ihr Atem riecht von Erbrochnem.

Sie machen aus Kleinkram grosse Not und sind blind für die Brände und Fluten
und für das Gift ihres Rechtens und Feilschens.
Sie gieren nach Erniedrigung des Lebendgen und seiner eigensinngen Bestimmung
und nennen das : 'Schutz des ungeschützten Lebens', 'göttliche Ordnung' oder 'sozial',
- wofür immer andre leiden und nie sie.

Sie setzen sich in's Recht indem sie Andre in's Unrecht setzen,
parteiisch und ohne Beweis.
Sie leugnen, dass Recht und Gesetz nur schlimmste Notdurft durch Erniedrigung tilgen,
die wiederum Hass und Rachsucht, Missgunst und Neid,
Hochmut, Zwietracht und Hader züchten und brüten.

Sie verweigern, dass die Zukunft mehr braucht als dürres und sprödes Recht
und dass Gerechtigkeit keine Frage nur von Gesetzen sondern auch von Kultur,
von Achtung des Fremden und von Mut zum Schwierigen.

Die ihrer Gerechtigkeit so stramm Bewussten sind Lüstlinge des Bequemen,
ohne Leidenschaft und Liebe für das nach Ihrem Mass Mindere und Geringe.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

Links

Aktuelle Beiträge

I ADMIT ... and I DOUBT...
O.k. - I ADMIT to be a being, a creature somehow. Considering...
Nashaupt - 31. Jul, 15:17
I am back!
I thought, my blog got lost since, some time ago, my...
Nashaupt - 3. Mai, 09:35
HELLO! - IS THERE ANYBODY...
TELL ME! WHAT ELSE THAN HEGEMON(ey)IAL ARROGANCE...
Nashaupt - 8. Jun, 16:21
"Überbordender Luxus"...
Es gibt keine rein quantitativ allgemeingültigen Kriterien...
Nashaupt - 28. Mai, 19:52
Wirtschaftskrieg - Nein,...
Schon die mit äusserster diplomatischer Umsicht formulierten...
Nashaupt - 20. Mai, 19:37

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Mein Lesestoff


Naomi Klein
Die Schock-Strategie


Collegium Helveticum : Rainer Egloff & Conauctores
Archeologie der Zukunft

Joachim Bauer
Lob der Schule


Ibrahim al- Koni
Die Magier


Simon Singh
Fermats letzter Satz


Lazarus Goldschmidt
Der Koran



Claude Levi-Strauss, Claude Levi- Strauss
Mythos und Bedeutung


Robert von Ranke Graves, Robert VonRanke Graves
Griechische Mythologie



Carl Friedrich von Weizsäcker
Aufbau der Physik. (7601 735).


Collegium Helveticum : Rainer Egloff & Conauctores
Archeologie der Zukunft

Suche

 

Status

Online seit 7120 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Jul, 15:17

Credits


blabla
horror vel terror
Koinurgie
Patientenzucht
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren