Samstag, 29. Juli 2006

Mehrheiten und Minderheiten

Wann und wo immer angeblich 'Alle' 'Dasselbe' sagen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Viele Wenigen etwas ungefähr nachplappern, das sie, die Vielen, nicht gründlich durchgedacht und entsprechend wenigstens in allen wichtigen Teilen verstanden haben, weshalb nur Wenige von den Vielen, die scheinbar Dasselbe sagen auch wirklich Dasselbe meinen.
Wer einen Gegenstand nicht selber gründlich studiert hat, kann nicht aus eigener Wahrnehmung urteilen, welches dessen wichtige Teile seien.
In dieser Hinsicht sind sich Mehr- und Minderheiten wesensgleich, denn auch Minderheiten bestehen aus Mehrheiten, in denen 'Alle' dasselbe sagen, ohne zu merken, dass sie nicht wirklich Dasselbe meinen.
Insofern ist ein Mehrheitsentscheid kein echter, d.h. auf gründlicher Einsicht, Argumentation und Abwägung gründender, nüchterner Entscheid, sondern die Äusserung einer durch epochale Umstände und (von den besoldeten Gerüchte- und Sentimentalitätenstreuern und Heilsverheissern als generelle Befindlichkeit weisgemachte) momentane Stimmungsschwankung provozierten, kollektiven Laune.
Volkswille ?
Deshalb ist es nicht über ernst zu nehmende Zweifel erhaben - und politisch eigentlich sogar unkorrekt, Mehrheitsentscheide in politischen
Angelegenheiten als 'Volksentscheide' aufzufassen und hinzustellen, schon deshalb, weil nicht selten die ausgezählten Stimmenmehrheiten gegenüber dem ganzen Volk eine Minderheit vertreten.
Willikür der Auslegung durch die Wahl- bzw. Abstimmungssieger
Die legallegitimierte Annahme, Enthaltung bedeute Zustimmung zum Ergebnis der abgegebenen, Stimmen ist eine selbstgefällig sentimentale
Verherrlichung der durch Nichts nachweisbaren 'Einheit des Volkes' durch die jeweils gerade obsiegende Seite und eine völlig willkürliche Leugnung, dass ein Grund für die Stimmenthaltung auch die Weigerung sein kann, die Abstimmungsfrage in der vorgelegten Form als entscheidend oder die Wahlmöglichkeit in der Vorgelegten Konstellation als demokratisch zu akzeptieren.
Gerade in der Annahme, Stimmenthaltung bedeute Zustimmung, kommt zum Ausdruck, dass den jeweiligen Abstimmungssiegern der wahre Volkswille nicht heilig sondern im Gegenteil schnuppe ist.
Politik und Fussball
Politik wird von ähnlichen Beweggründen getrieben wie Fussballunternehmungen. Auch im Fussball ist die Mentalität anzutreffen, dass, wer nicht ins Stadion komme, keine Karten mehr erhalten habe, und wer auch nicht am Fernsehen das Fussballgeschehen mitverfolge, daran verhindert sei. Die gezählten Zuschauer sind für die in der Fussballwelt Lebenden und daran Verdienenden kurzerhand die gesellschaftliche und kulturelle Mehrheit.

Die effektive Bedeutung von Wahl- und Abstimmungsergebnissen
Mehrheitsentscheide sind Markierungen für einen bisher zurückgelegten Weg, mit Verheissungen für Künftiges ausgestattet aber ohne wirklich widerstandsfähig verbindlich Richtung weisende Konzepte. Sie befriedigen - oder besänftigen wenigstens - augenblickliche kollektive Launen. Das liegt daran, dass es im Moment des Entscheidens viel bequemer ist, augenblicklicher guter oder schlechter Laune statt konsequentem und schonungslosem Analysieren und Folgern zu folgen. Diese Art des Entscheidens hat selbstgefällig dezisionistisch despotische Qualität und wirkt sich auf Dauer entsprechend auf das Gelingen von Demokrtatie aus.

Folgen der selbstgefälligen Launenhaftigkeit
Die zu beobachtende fortschreitende Einschränkung, Aushöhlung und Unterspülung bürgerlicher Rechte und prozessualer Garantieen, die Treu und Glauben verhöhnende Umkehr von Beweislast zu Gunsten administrativer Effizienz und zur Schonung bzw. Schönung administrativer Inkompetenz, die Verdichtung von Vorschriften, Obligatorien und Kontrollen und damit die administrative Kultivierung instututionaliserten Misstrauens gegenüber dem Einzelnen sind Folgen despotisch dezisionistischer Motive für sog. 'Mehrheitsentscheide'.
Die heute über Freiheitsverlust und unerträgliche Zunahme von Regeldichte klagen, deren Eltern und in deren Gefolge sie selbst haben das Beklagte sich selber eingebrockt.
Die Schuld dafür schieben sie aber den 'Andern' zu, ganz besonders, wenn die zufällig grade ohnmächtig an der Macht sind.

Die wirklichen Schwächen der Domokratie
Der Niedergang und das Scheitern aller Demokratie beginnt bei der geistigen Trägheit derer, die den Staat nicht tragen sondern sich von ihm in Ihren Vorstellungen von Welt und in ihren Erwartungen und Wünschen an das Leben bzw. das Schicksal bestätigt, unterstützt und gehätschelt sehen wollen (Muttersöhnchen und Herrentöchterchen). Sie treten zu einander mit ihren Ansprüchen in rechthaberische Konkurrenz und schieben die zu tragenden Lasten je nach sich bietender Gelegenheit gegenseitig auf einander ab, bis diese auf die Wehrlosesten abgewälzt sind. Letztlich sind sie charakterlich einander gleich. Sie fordern entweder Bevorzugung (Rahmenbedingungen, Subventionierungen, Steuervorteile) oder Schutz, Um-, Bevor- und Befürsorgung und schenken denen Glauben, die verheissen, statt denen, die zu nüchterner und klarer Einsicht in die gegenseitigen inneren Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Möglichkeiten und Schwierigkeiten hinführen wollen.
Statt von Möglichkeiten reden sie von ihren eigenen angeblichen Verdiensten und bisherigen Errungenschaften, statt von Schwierigkeiten von angeblicher Schuld der Andern. Dazu missbrauchen und vertun sie ihre Meinungsbildungs- und Meinungsäusserungsfreiheit und verschleissen die der 'Andern', von ihnen Angeklagten und Schuldiggesprochenen. Gleichzeitig fordern sie von den Geschmähten mehr Solidarität und wähnen sich selbst dabei besonders verantwortungsbewusst.
Dass das 'zum Schiessen' ist, bedarf keiner Erwähnung. Es wird ja überall schon geschossen - immer mehr - und angeblich um der Demokratie und um all' dessen Willen, das angeblich in hochheiligen Mehrheitsentscheiden zustande gekommen sei.

(Der offensichtlich heissgelaufene Verfasser entschuldigt sich hier in temporär verabschiedendem Sinne, um die Nase seines glühend weisen Hauptes in etwas kühlend Flüssiges statt trocken Abstraktes zu stecken und wünscht den unvorsichtig sich auf seinen Texte eingelassen Habenden ein erholsames Wochenende).

Freitag, 28. Juli 2006

SKLAVEN

Die heutigen Kriegsschauplätze sind die Billigst- und Hungerlohnregieonen von Morgen.
Krieg wird letztlich um die Ressource billige und gefügige Arbeitskraft geführt, gerade auch im Hinblick auf Energieengpässe. Die Bodenschätze in der
Region sind selbstverständlich willkommen, nicht nur als Ressource, sondern besonders auch als plausibler und von der eigentlichen Absicht ablenkender Vorwand.
Das Interessanteste und Wertvollste an der Macht ist, andere zu Arbeiten und Tätigkeiten zwingen zu können, die man selber nicht ausführen
will und die man Verwandten, Freunden, dem eigenen Gefolge und den eigenen Leuten nicht zumuten kann, wenn man sich in Zukunft auf sie als
einigermassen zuverlässige Verbündete verlassen können will. Wer über die Arbeitskraft ihm Untergebener nach seiner Willkür verfügen und damit andere beschenken und als Verbündete gewinnen kann, besitzt Macht.
Krieg wird letztlich immer geführt, um bei Bedarf Unterlegene und Hungernde unter das Joch der Sklaverei zwingen zu können.
Selbstverständlich sucht man dazu nach Möglichkeit Regionen aus, wo's zufällig auch reichlich Bodenschätze gibt, um so mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Krieg muss auch gegen Völker geführt werden, die ihre Unabhängigkeit verteidigen und keine Neigung zeigen, für fremde Herren zu arbeiten.
Freie Völker und Nationen sind eine Gefahr für die Idee einer globalen Sklaverei, die sich hinter der angekündigten 'Neuen Weltordnung' verbirgt. Geduldet wird eine Freiheit der Eitelkeiten für die Sklaventreiber und Aufseher.

Sklaven sind Menschen, die nicht entscheiden können, ob, was, wieviel, wann, wofür und für wen sie unter welchen Bedingungen arbeiten wollen oder eben auch nicht.
Sklaven sind zum Erhalt ihres Lebens jederzeit gezwungen, zu tun, auszuführen, erdulden und auszuhalten, was immer andere ihnen befehlen oder von ihnen erwarten und die sich für 'Ungehorsam' und 'Widersetzlichkeit' oder Nichterfüllung einer 'Qualifikation' in irgend einer von den Herren willkürlich bestimmten Weise bestrafen lassen müssen.
Sklave ist, wer nicht wesentlich mitbestimmt, was als Mehrwert zu gelten habe und wie und wofür und mit welchem dieser erzeugt wird und was damit
weiter geschehen soll. Sklave ist, wer keine Auskunft darüber erhält, wie das Geld geschöpft wird und gedeckt ist, womit er entlöhnt wird und für den Erhalt und die Erträglichkeit seines Sklavendaseins bezahlen muss.
Dass er von Zeit irgendwelche Stimm- oder Wahlzettel in die Urne legen darf, die ihm Mitbestimmungsmöglichkeit und Freiheit suggerieren, macht ihn nicht vom Sklaven zum freien Menschen, befreit ihn insbesondere nicht von seiner pesönlichen Verantwortung dafür, ob er Sklave bleiben oder sich und andere befreien und dafür zum Ausgestossen und von Sklaven Gejagten werden will.

Einer Sklavenmoral huldigt, wer eine solche Ordnung gutheisst, sich ihr opportunistisch unterzieht und seinen Entscheid gegen die Freiheit damit
begründet, das sei keine Sklaverei sondern der Welt unabänderlicher Lauf.

Donnerstag, 27. Juli 2006

INTELLIGENZ

Der Begriff
'Intelligenz' ist, was als solche definiert wird. Bei aller Definition unterliegen Bedeutung und Inhalt ihres Ergebnisses, des Begriffs der geltenden Sprachregelung.
Die jeweils geltende Sprachregelung ist das Ergebnis des fortgesetzten Kampfes um die Macht der und über die Sprache. Sie ist das Mittel der
verdeckten Kontrolle über die Meinungsbildung.
Gib mir die Kontrolle über die Sprachbildung, Sprachentwicklung und den Sprachgebrauch und meine Macht ist noch grösser als die, die mir aus der Kontrolle über die Währung(en) verleiht.
Die Kontrolle über die Sprache verleiht Macht über alles Begreifliche und Begriffliche. Ohne Sprache keine Demokratie. Aber wie wirklich Demokratie ist, hängt genau davon ab, wer die Begriffe für die politische Diskussion definiert und in Umlauf setzt.

Das angebliche Mass
Es gibt Methoden, die von sich behaupten, ein allgemeingültiges Mass an individuelle Intelligenz anlegen zu können. Dass diese Methoden zu nicht immer
transparenten Selektionszwecken taugen, ist nicht zu bezweifeln. Selektion steht aber in Spannung zur Allgemeingültigkeit, weil sie ja gerade auf Besonderheiten abstellt.
Die Allgemeingültigkeit eines Selektionsmasses setzt allgemeine, vorbehaltlose Anerkennung einer gleichgültigen Mehrheit voraus, die sich von den angewandten Selektionskriterien entweder nicht betroffen oder dann davon eher begünstigt fühlt. Darum, ob diese Kriterien wirklich konsequent angewandt werden, kümmert sich die anerkennende Mehrheit nicht, weil sie andere Probleme hat.
Die höchsten Selektionsränge werden regelmässig nach ganz eigenen, der Allgemeinheit vorenthaltenen Kriterien belegt, während die 'demokratische bzw. gleichgültige Mehrheit' sich mit ihrem sie beruhigenden Glauben begnügt, die Spitzen seien nach den von ihr anerkannten Kriterien qualifiziert und erkoren. Das Ritual, in welchem Wahlzettel ausgefüllt und mehr oder weniger richtig und vollständig ausgezählt werden, bestärkt in solches 'Vertrauen' und verschmilzt damit unbemerkt zu einem glaubensartigen, vagen Demokratieverständnis.
In Wirklichkeit werden Spitzenpositionen aufgrund inoffizieller Kriterien erlangt, die mit den Erwartungen und Vorstellungen der Basis rein gar nichts zu tun haben.
Verständnis und Vorstellungsvermögen der gutgläubigen demokratischen Mehrheit sind von der Formulierung dieser Kriterien überfordert und irregeführt.

Die Sprachkasten
Die Spitzen reden in einer Sprache, die denselben Wortschatz wie die Basis aufweist, der aber mit für jedes Wort nuanciertem Sinn erfüllt ist. Die Summierung und Synergiee dieser Nuancierungen führt schon in wenigen Worten zu erheblich anderem Sinngehalt, als die Basis meint, gehört und verstanden zu haben.
Anstelle der mühsamen und aufwändigen Verständigung tritt mehr und mehr der für beide Seiten für die unmittelbare Gegenwart bequemere - auf Dauer die Versorgung des Systems mit mentaler und sinngebender Energie er- und zersetzende, sich schliesslich selbst genügende Gehorsam. Dieser Punkt, wo Verständigung dem Gehorsam weicht, ist ein Ansatz, woran sich Gesellschaft unbemerkt und in zunächst harmlos scheinender Weise in Kasten zu verzweigen beginnt. Der sprachliche Ausdruck ist ein deutliches Erkennungsmerkmal, welcher Verständigungsebene (nicht Verstandesebene !) jemand angehört. Kasten sind mit der Dauer ihrer Formierung zunehmend exclusive Verständigungsebenen und deshalb unterscheiden sie sich, ihrer Veranlagung und Wirkung gemäss, z.B. auch durch unterschiedliches Rechtsverständnis.
Das ist einer der prominenten, jeder Systementwicklung innewohnenden Zwänge, die wahrhafter (d.h. auf weitest gehender, unablässiger Verständigung zwischen möglichst allen Beteiligten beruhender) Demokratie entgegenstehen.

Demokratie als Intelligenz- und Sprachkultur
Demokratie ist nur vordergründig eine Legalstruktur- bzw. Staatsform. Elementar ist sie nicht eine abgeschlossene Errungenschaft, sondern eine nie vollkommen erfüllbare und nie endende Sprachentwicklungs- und Verständigungsaufgabe, die auch den Einzelnen in einer Weise fordert, die nicht delegierbar und kollektiv organisierbar ist. Der Einzelne kann sich entschliessen, sich ihrer Erfüllung zu stellen oder gsich egen Verzicht auf Autonomie in die Reihen der Gehorsamen und der besoldeten Gefolge zu stellen.

'Chancengleichheit'?
Eine im vergangenen Jahrhundert von der Basis falsch gedeutete und in der Verwirklichung falsch veranlagte 'Chancengleichheit' hat von der Verständigungsaufgabe abgelenkt und ein Angebot wohlfeiler Dienstleistungen verheissen, das jedem mit geringstmöglicher Anstrengung erreichbar sein soll. Diese Verheissung hat die Chance, mitreden zu können und die Notwendigkeit, mitzudenken, beinah überflüssig erscheinen lassen. 'Chancengleichheit' war auf die Erlangung eines angenehmen Lebensstandards verkürzt.
Entsprechend ist die Qualität dessen, was sich heute ein - n.b. möglichst privilegiertes bzw. exclusives - Mitreden Anmassende, Ertrotzende, Erzwingende und Erlistende von sich geben.

Der Ruf nach 'Führung'
Wo immer der Ruf nach Führung oder gar 'mehr' bzw. 'strafferer' Führung zu hören ist, werden mit ihm Verständigungsdefizite und -hintertreffen und damit das Aufscheinen von Demokratiedefiziten gemeldet. Wie bereits erwähnt, ist Gehorsam bequemer, weil Belohnung als wohlfeiles 'Erfolgserlebnis' verheissend, als eigensinniges Denken und Streben, das mit Widerständen und Hinterhältigkeiten zu rechnen hat.

Das Scheitern der Demokratie
Der Ruf nach 'Führern' oder nach mehr wie auch immer aufgefasster 'Gerechtigkeit' oder 'Ordnung' ist der Notschrei einer von ihren Ansprüchen an ihre Demokratie überforderten Basis. Die Überforderung ist eine letztlich sprachliche. Die Basis kann ihre Anliegen nicht in für die Spitze in deren Sprache übersetzbarer Weise formulieren, weil sie die unscheinbaren aber entscheidenden Nuancen nicht kennt. Die Spitze ist in ihren eigenen Vorstellungen ihres Spitzendaseins befangen. Ist etwa von 'Arbeitsplätzen' die Rede, so meint die Spitze damit entweder rein gar nichts oder eben etwas, womit die Basis nichts anzufangen weiss. (Die 'Sprachverwirrung' aus der Geschichte des Turmbaus zu Babel lässt grüssen.)

Parallellen zwischen Verteilung von Zugang zu Sprache und Mitsprache einerseits, zu Macht andererseits
Wie bereits erwähnt, spaltet die Sprachkompetenz die Gemeinschaft in verschiedene Verständigungsebenen. Die Basis begnügt sich mit einer Verständigung über das alltäglich subjektiv Notwendige und Nützliche. Auch der Ausdruck von Emotionen ist auf kollektiv geformte Sprechblasen reduziert. Entsprechend wird von Vielen, über die sog. rasche, weil kritiklose, Auffassungsgabe auch der berufliche Kompetenz markierende Sprechblasensatz erworben (Ausbildung).

Das Bedürfnis nach Sprache
Neben dem fundamentalen Bedürfnis, adaptiv über allgemeiner Vorstellung entspringende Notwendigkeiten zu kommunizieren, gibt es darüber hinausgehende Bedürfnisse nach analytisch kritisch unterscheidender und komplexe Folgerungen provozierender Kommunikation. Die Beweggründe dazu sind so reichhaltig wie die Wirklichkeit selbst.

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, sich die Kompetenzen zur komplexen Kommunikation anzueignen :
a) 'Einweihung' - modern : Einführung in ein bestehendes, als 'höheres' verheissenes Wahrnehmungs, Vergleichs-, Deutungs-, Wertungs- und Darstellungssystem.
b) Autonome Übung eigensinniger Bebobachtung und eigenständige Entwicklung methodischer Deutung und Darstellung.
In Wirklichkeit gibt es die Verbindung beider Wege, die aber individuell sehr unterschiedlich gestaltet ist. Grob kann diese Kombination ihrerseits in zwei Gruppen unterschieden werden, je danach, welcher Methode mehr Gewicht beigemessen und Geltung zuerkannt wird.
Die Einweihung bzw. Einführung enthält ihrer Natur gemäss Elemente der Autorität, der Anpassung und des Gehorsams. (Diese Bemerkung ist nicht in wertendem Sinne zu verstehen).

Das Bedürfnis ist individuell geprägt und ist der Beweggrund zur Entscheidung, sich mit der allgemein adaptiven Sprachkompetenz zu begnügen oder sich darüber hinausgehende Kompetenz anzueignen.
Es ist eine Tatsache, dass es den adaptiv genügsamen Sprachgebrauch und den kritisch anspruchsvollen gibt. Warum jedoch Jemand sich mit dem einen begnügt oder nach dem andern strebt, ist nicht generell beantwortbar. Zu beobachten ist ja auch, dass dieselbe Person für gewisse Lebensbereiche und -aspekte einen gesteigertes Bedürfnis nach Nuancierung hat, während sie sich in andern Bereichen mit dem Ordinären begnügt.

Ein alternativer Intelligenzbegriff und seine Konsequenzen
Intelligenz ist m.E. nicht nur die Fähigkeit, in angeblich diese messenden Tests Andere zu übertreffen, sondern in erster Linie das Bedürfnis, die eigensinnige Wahrnehmung zu schärfen bzw. verfeinern und nach den gegebenen Möglichkeiten die Kompetenz weiter zu entwickeln, das Wahrgenommene vorurteilslos zu deuten und unbeeinflusst darzustellen und mit Darstellungen anderer zu vergleichen, zu kombinieren und sich über Differenzen der Darstellung zu verständigen. Ihrem eigentlichen Wesen nach ist Intelligenz das unverkrampfte (d.h. nicht auf eingebildeten 'Errungenschaften beharrende, sondern davon weiter - also weg und fort schreitende) Streben nach Wahrhaftigkeit und die Disziplin, eigener Einsicht gemäss zu handeln und für die eigenen Entscheidungen und Taten ohne Berufung auf jeder Überprüfbarkeit entrückte
Instanzen (Glaube) einzustehen, wozu natürlich unausweichlich das Erkennen und Eingestehen von Irrtümern und Fehlern gehört. Letzteres vor Allem macht Intelligenz zur menschlichen. Darum wird über kurz oder lang entwickelte, lebendige Intelligenz ihre Dienste aller eifernd rechthaberisch finanzierten, organisierten, institutionalisierten und betriebenen Demütigung, Unterdrückung, Erniedrigung, Ausbeutung, Verfolgung und Schlächterei verweigern.
Die Lust der Intelligenz ist die gegenseitige Verständigung, die Erlangung der Kompetenz, zu kreativen Einsichten in das Fremde und noch Un-heimliche zu gelangen.

Mittwoch, 26. Juli 2006

Assymmetrische Kriegführung

'Asymmetrische Kriegführung' ist eigentlich ein Pleonasmus. Effektive oder auch eingebildete Asymmetrie von Kräfteverhältnissen ist letztlich für denjenigen, der zum Krieg bereit ist und eine Asymmetrie zu seinen Gunsten entdeckt oder herbeigeführt hat, ein Signal, entweder direkt loszuschlagen oder den Gegner zu provozieren, dies als erster zu tun, um dann dagegen als Angegriffener 'Vergeltung' üben zu können.

Symmetrisch kann nur ein Kräftemessen unter von den daran Teil Nehmenden allseits als für sie verbindlich anerkannten und eingehaltenen Regeln und unter der Aufsicht eines gegen Fouls durchgreifenden und sanktionierenden Schiedsrichters sein. Schon der globale wirtschaftliche Wettbewerb findet nur äusserst eingeschränkt unter solchen Bedingungen statt und kann daher nicht ernstlich als symmetrisch bezeichnet werden. Der Wille, von solcher Symmetrie zu profitieren, ist allseits sehr gross, der Wille, den angemessenen eigenen Beitrag dazu zu leisten, ist offensichtlich nicht vorhanden. Da kann es nicht wundern, dass die Bereitschaft, Krieg zu führen, noch asymmetrischer verteilt ist, nicht nur unter Nationen, sondern ganz besonders zwischen Regierungen einerseits, Steuerzahlern und Bevölkerungen andererseits. Diesbezüglich unterscheiden sich angebliche Demokratieen
wenig von offen deklarierten Diktaturen. Ausnahmen scheinen die Regel zu bestätigen - zur Zeit jedenfalls noch. Wir stehen jedoch in diesem Tren zur Vereitelung von Demokratie und bürgerlichen Freiheiten, auf allen Ebenen, erst in den frühen Morgenstunden und den Tag soll man bewährtermassen nicht vor dem Abend loben.

Ein von sich mächtig und überlegen Wähnenden häufig unterschätzter Asymmetriefaktor ist, wieviel sie selbst gegenüber dem statistisch ressourciell Unterlegenen zu verlieren haben und was an Entbehrung der Unterlegene auszuhalten gewohnt und und was zu opfern er bereit ist.
Siegesgewohnte und sich in fraglos sicherer Überlegenheit wähnende verfallen leicht den Irrtum, zu glauben, womit sie selbst demoralisiert und zur Aufgabe des Kampfes bewegt werden könnten, müsse doch erst recht den von vornherein - wie sie meinen - unterlegenen Gegner entmutigen.

Ein weiterer Asymmetriefaktor sind die Zeithorizonte.
Für die Partei mit fernem Zeithorizont zählt eine Niederlage weit weniger als für den nach Effizienzgesichtspunkten Krieg Führenden. Nach einer Niederlage nimmt sie sich Zeit, sich zu regenerieren und verleitet den Sieger, sich in trügerischer Überlegenheit zu wähnen. Genügsame haben weite Zeithorizonte.

Wer aber Krieg nur zur rechthaberisch zwängenden Machtdemonstration, zur Interessensicherung und zur Aufrechterhaltung seiner angezweifelten Autorität führt, steht unter Erfolgszwang. Entsprechend eingeengt ist sein Zeit- und Optionshorizont. Erreicht er die der Weltöffentlichkeit erklärten Ziele nicht im ausdrücklich gesetzten oder nach ungefährem globalem Konsens als angemessen erachteten Zeitabschnitt, hat er vor dem Weltpublikum den Krieg auf der Glaubwürdigkeitsebene eigentlich bereits verloren, selbst wenn er auf dem Schlachtfeld noch dominieren mag.

Der nach Sprachregelung der Siegerseite 'Unterlegene' kann den Überlegenen an der Beendigung des Krieges und an der Wiederherstellung friedlicher Verhältnisse hindern, also dafür sorgen, dass der Überlegene zwar auf dem Territorium der operativen Austragung dominiert, es aber nicht als anerkannter Sieger verlassen kann, ohne damit das wenige Erreichte wieder zu verlieren. Das gibt dem Unterlegenen aber nicht endgültig Bezwungenen viele Optionen - und verdeckte Ressourcen - in die Hand. Dabei spielen die Medien der Weltöffentlichkeit eine bedeutend in's Gewicht fallende Rolle.

Ein weiterer Assymmetriefaktor ist die Organisation des Austragungsapparates. Die konventionell beurteilte Überlegenheit beruht auf technisch hochgezüchteter Ausrüstung in grosser Quantität und in einem entsprechenden, verhältnismässig starren Apparat mit unzähligen Dienststellen und Spezialisierungen. Die Schwäche liegt in der unberechenbaren Anfälligkeit für Pannen als Folge zuweilen an's Lächerliche grenzender Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten, die sich verheerend auf den Erfolg einer Operation auswirken können (Kleine Ursache, grosse Wirkung).
Je perfekter und verbissener die Abgrenzung gegen alles Chaos, desto katastrophaler kann sich jede kleinste Lücke für ein klein bisschen Unregelmässigkeit auswirken. Das ist das elementare Risiko aller zur Erreichung des übertrieben hochgesteckten Ziels dringend notwendigen Hyperperfektion, nicht nur im Krieg.

Der ausrüstungsmässig unterlegene Gegner verlässt sich auf seine praktische Erfahrung, seine Beobachtungsgabe und seinen Einfallsreichtum. Er ist unermüdlich auf Entdeckung der Achillesferse seines Gegners, der erwähnten lächerlich kleinen und harmlos scheinenden Lücke im Sicherheitssystem. Er lässt sich überdies von der verhältnismässig geringen Effizienz seiner Aktionen nicht entmutigen. Sein Hauptziel ist nicht, den überlegenen Gegner spektakulär und rechthaberisch zu bezwingen oder zu vernichten, sondern ihn nicht in Genuss des errungenen 'Sieges' gelangen zu lassen - über Jahre und Jahrzehnte.

Einer der entscheidendsten Assymmetriefaktoren aber ist, dass die Weltöffentlichkeit nie erfährt, wer eigentlich durch stets neue Finanzierung solche Störfaktoren am Weiterbomben, Entrechten und Unterdrücken erhält und weshalb die Geheimdienste nie zu diesen Zentren hinterhältig gegen friedliche Zivilisation agierender Macht vorstossen.
Dort nämlich, in vollklimatisierten und vollentwanzten Zimmern, hinter gepolsterten Türen an unscheinbaren Adressen, nicht in wilden Bergtälern und nicht in x-fach wiederholt zerbomten Ruinenfeldern einstmaliger Städte und Dörfer, sind die Hauptakteure und Profiteure zu suchen. Die wirklichen Anstifter und Profiteure haben's gern sicher und bequem.
Diesen sind die gefallenen Soldaten und getöteten Zivilisten und zerstörten Infrastrukturen, gleichgültig welcher Seite und welcher Nation, Teil ihrer unmenschlichen Pläne.
Die sind vermutlich denen, die vorgeben, Krieg gegen den Terror zu führen, bekannt und vertraut. Sie sind Teil des global antidemokratischen, scheinheilig Demokratie födernden Machtsystems.
Ja, sie führen Krieg, aber nicht gegen den Terror, sondern gegen Wahrhaftigkeit, Freiheit, Kultur und dem Menschen dienstbare (nicht ihn verschleissende) Zivilisation.

Letzteres sind zwar von vielen belächelte oder entrüstet zurückgewiesene Vermutungen. Aber der Unglaublichkeit solcher Gerüchte steht die Unglaublichkeit entgegen, dass ehrliche und allen Ernstes für tauglich und wirksam zu haltende Bemühungen aller Verantwortlichen, Mächtigen, Einflussreichen und Superreichen um Friede, Freiheit und humane Lebens- und Arbeitsbedingungen die Ursache der globalen Eskalation und der Metastasen der Gewalt - und der Lügen - seit spätestens Beginn des dritten Jahrtausends seien.

Dienstag, 25. Juli 2006

Gewalt an und gegen Frauen

Gewalt an und gegen Frauen

Gewalt an und gegen Frauen, von wem, unter welchen Bedingungen und Umständen und mit welchen Mitteln in welcher Intensität auch immer ausgeübt, ist vermutlich in aller letzter Konsequenz rituelle Kompensation von in der Kindheit erfahrenem und aus kindlicher Sicht als von 'der Mutter' zugefügtes oder als ihret wegen erlittenes 'Unrecht' gedeutetem und gewertetem Leid.
Es geht hier wirklich nur und erst um einen höchstgradig eigensinnigen Versuch, einen analytisch-experimentellen Verständnisansatz zu definieren. Es handelt sich um den Versuch einer programmatischen Fragestellung zu einem höchstkomplexen Thema, deren Bearbeitung ohne subtile Unterscheidungen zu keinen Übergängen in eine Evolution globalmenschlich-, -kultureller und -zivilisatorischer Koexistenz führen wird.

Schon die hier verwendeten Begriffe sind zum richtigen Verständnis der Versuchsanlage nicht im traditionell journalistischen und konversationslexikalen Sinne zu verstehen. Dazu Folgendes :

'Kindheit' bezeichnet nicht einfach eine administrativ-statistische Altersklasse sondern den Entwicklungsstand einzelner Persönlichkeitsanteile. Das bedeutet, dass man auch als nach verwaltungsstaatlichen Kriterien Erwachsener in mancher, nicht offensichtlicher und gesellschaftlich geleugneter oder gar geächteter, Hinsicht in der Kindheit verharrt, zuweilen gar bis an's Lebensende. Dem ist bereits eine weitere Vermutung zu Grunde gelegt, nämlich dass es kein gleichförmig kontinuierliches, als Prozess verstandenes Erwachsen gibt, sondern dass die Annahme einer auf Tradition und angeblicher Beobachtung beruhenden Erwachsenheit einer kollektivmechanistischen, vereinheitlichungs- und gleichschaltungsstrebigen, organisationshörigen
staats-, rechts- und ressourcenpolitischen Welt- und Lebensauffassung gefällig (plausibel) ist.

'Mutter' bezeichnet nicht allein die persönliche Mutter, sondern alle Art von als 'Allmacht' gedeutete Überlegenheit, die sich aus kindlicher (d.h. mit stark für 'Prägung' im traditionell verhaltenswissenschaftlichem Sinne empfänglicher) Sicht mit Attributen der 'Weiblichkeit' verbindet und für die in der Persönlichkeitsentwicklung stehen gebliebenen oder gar verkümmerten Charakteranteile damit unangezweifelt verbunden bleiben. Gerade kindliche Sicht ist z.B. für sentimental überhöhte Idealisierung von 'Mütterlichkeit' empfänglich.

Wenn hier nicht auch der Frage Aufmerksamkeit geschenkt wird, inwiefern Gewalt an und gegen Männer ritualisierte Kompensation von aus kindlicher Sicht von väterlicher Seite erfahrenes, als Unrecht gedeutetes bzw. bewertetes Leid sei, so wird damit nicht gesagt, diese Frage sei weniger wichtig oder gar inexistent. Das Thema der Gewalt an und gegen Frauen kann abgetrennt vom Thema Gewalt an und gegen Männer gar nicht beantwortet werden.
Geht man aber von der Hypothese der Kompensation von aus kindlicher Sicht als Unrecht erfahrenes Leid aus, bietet sich das gegen das Weibliche gerichtete Vergeltungsritual als Einstiegsthema an. Für diesen Einstieg spricht auch, dass die Mutter, rein biologisch bedingt, vom Kind als erste Gegenwart wahrgenommen und durch sowohl angenehme als auch widerliche und verletzende Erfahrung von 'Mütterlichkeit' geprägt wird, bevor in der Regel der 'Vater' als Gegenwart und Einflussfaktor wahrgenommen und bewusst wird.
Als Ursache für kindlich als 'wegen der Mutter' erlitten gedeutetes Leid muss er indessen, gerade weil er erst sekundär wahrgenommen wird, in Betracht fallen.

In der Zweitrangigkeit der väterlichen Präsenz in der Circum- und Postnatalität könnte auch eine elementare Ursache für die Zunahme männlicher Dominanz in sich steigernd technorational-intellektuell durchzogener Umgebung liegen. Gegenüber der kindlich dem als Absolutes Erfahrenes Mütterlichen zugeordnete, der unbegreiflich und auch zunehmend als unentrinnlich erlebten animal-kreatürlich-emotionalen Intellektualität scheint das kindlich als neu entdeckt gedeutete 'Männliche', durch seine simpel gegenständliche Macher-Rationalität als eine Art Erlösung aus dem emotional allgegenwärtig Unentrinnlichen, als das das 'Mütterliche' und dessen Surrogate - nebst Geborgenheitsgewähr eben auch - erlebt wird. Das sind aber wohlgemerkt erst zaghafte Hypothesen, noch weit entfernt von diskutabler Theorie.

'Überlegenheit' meint nicht nur die physisch-ressourcielle und kognitiv-mentale Überlegenheit, sondern auch die damit für das Kind noch unlöslich verbundene und davon noch nicht unterscheidbare emotionale Abhängigkeit von Aufmerksamkeit und Zuwendung, die bis zum Tod fast von jedem Menschen unbewusst und reflexartig dem 'Mütterlichen' zugeordnet bleibt.
Die Erfahrung von situativer Dosierung von 'mütterlicher' Aufmerksamkeit und Zuwendung ist elementar auch die Erfahrung von Manipuliertsein und gleichzeitig Vorbild für eigene spätere manipulative Taktiken und Strategieen.
Generell wird bei der Nutzung und Übernutzung von Überlegenheit zu wenig bedacht, dass sie nebst der unmittelbar angestrebten Wirkung im Ergebnis sowohl für die Unterlegenen als auch für Zuschauer nachhaltig als Vorbild für das Nutzen und Übernutzen eigener Überlegenheit und für dessen (das Nutzen und Übernutzen) Rechtfertigung (z.B. als angebliche Tugend) in Erinnerung bleibt.

Je nach Differenziertheit und Verhältnismässigkeit prägend wirkender Dosierung und Ausgestaltung von Aufmerksamkeit und Zuwendung bilden sich die Grundgerüste für spätere Anlagerung und Ausfüllung mit Werten und Sinngehalten für Kompetenzen wie Gerechtigkeit, Empathie. Solidarität, Toleranz usf. Auch hier muss man sich aber davor hüten, aus dieser fragenden Vermutung eine behauptende Theorie oder ein Gerüst für eine solche zu fertigen. Kompetenzen wie die genannten können sich in verschiedenen Persönlichkeitsanteilen unterschiedlich entwickeln. Nirgends steht in Stein gemeisselt, sie seien als solche in die Persönlichkeit fertig und bleibend integrierte Anteile.

'Mütterlichkeit' ist fast wie ein Parameter zu verstehen, das für den emotional-rationalen Komplex 'unentrinnliche Geborgenheit' situationsbezogen Werte wie 'Nation', 'Staat', 'Religion', 'Kirche', 'Glaube', 'Solidarität', 'Gerechtigkeit' usf., aber eben nicht nur für diese, sondern eben auch für deren durch sie erzeugten mentalen Sondermüll ausgibt.

Nichts kann wirken, ohne Rückstände, Müll in irgendeiner Form, Widerlichkeit und Gefährlichkeit, zu erzeugen. Mentale Rückstände sind weit weniger spektakulär als stoffliche, dafür bereits in geringer Dosis nachhaltig und tiefgründig unaufhaltsam schleichend wirksam.
Die Meinung, das Gute bewirke keinerlei, schon gar keinen hochgiftigen oder -explosiven Müll, ist kindlich abergläubisch.
Wer die Augen vor dem selbst in bester Absicht und bei spektakulär besten Resultaten erzeugten, eigenen Müll verschliesst und sich nicht um dessen zeitige Entsorgung kümmert, wird darin versinken oder von dessen Fermentierung und deren Folgen überrascht.
Wer die Entsorgung andern überlässt oder zumutet, wird dafür eines Tages die Rechnung vorgelegt erhalten.
Wer dann nicht zahlt, womöglich mit der Begründung, das bewirkte Gute entgelte auch die Entsorgung des Mists, wird von den bisher duldsamen und willigen Entsorgern nicht nur nicht mehr bedient werden, sondern riskiert, dass sein Garten zur künftigen Deponie erklärt und schliesslich als solche benutzt werden wird, sobald sich die Kräfteverhältnisse hinreichend zu seinen Ungunsten verändert haben werden.
Diese Prozesse laufen unglaublich langsam und überfordern historisches Gedächtnis und kausale Analyse. Das führt zur kollektiven Hilfs- und Fassungslosigkeit gegenüber jähen Eintritten von Ergebnissen langsamer, hochkomplexer Entwicklungen. Kommt hinzu, dass die Ergebnisse oft nicht einheitlich, sondern wellenartig eintreten, wobei die Phasen lang genug sein können, um für die menschliche, dem Plausiblen hörige Wahrnehmung nicht auf dieselbe Ursache zurückgeführt zu werden.
Einmalige wie serielle Gewaltausbrüche gehören zu dieser Art von sich unberechenbar plötzlich manifestierenden Ergebnissen, für die dann in der Bestürzung und Empörung nach 'Schuldigen' statt nach Ursachen gesucht wird.
(Jeder Schuldig Gesprochene ist der Sündenbock für die letztlich unerkannten oder auch geleugneten, eigentlichen und wahren Ursachen.
Insofern ist jeder Schuldspruch, unabhängig vom Verfahren, worin er zustandekommt, ein magisch-politischer, kein Ergebnis wirklich unparteiischer und nüchterner Analyse.
Jeder Schuldspruch und das ihm Folgende ist blosse Beseitigung störender Hässlichkeit aus dem Gesichtsfeld der Verwöhnten und in ihrer Selbstgefälligkeit Gestörten, mit einem Aufand, der zusätzlich zum bloss zur Seite geschobenen, nicht wirklich entsorgten und aufgearbeiteten Müll weiteren hinzufügt.)

Diese Hypothese der Grundmotive für Gewalt, insbesondere für Gewalt an und gegen Frauen, ist nur eine von unzähligen Ausfransungen des Themas Gewalt. Weitere Fransen, die man aufgreifen könnte, um sich dem Thema zu nähern, wären die Gründe und Wirkungen des Nachahmungstriebs, Ursachen und Wirkungen des Lernens oder die Entstehung von Machbarkeits- und Grössenwahn.

Viele dieser Fragen werden heute als Domänen der Psychologie, der Polit- und Sozialwissenschaften, dann aber auch der Neurologie, mit an religionspolitische Dogmatik erinnerden Ausschliesslichkeitsansprüchen besetzt. Was sich diesen Domänenbehauptungen nicht fügt, wird als 'unwissenschaftlich' oder in anderer Weise entwertend als keiner Rede Wert abgetan (also beseitigt, aber nicht entsorgt).

Die Geistesdisziplinen können und dürfen aber Lücken, die die andern, auf Statistiken gründenden Methoden uneingestandenermassen offen lassen, erörtern. Sie können sich ohne Zeitdruck und finanzielle und politische Zwänge die mathematische Gelassenheit, Unbestechlichkeit und Beharrlichkeit der Analyse bis zur Erlangung des unwiderleglichen Schlusses leisten, die für die Adepten der Qualifikations- und Effizienzkulte geradezu karrieregefährdend wiken.
Die Geistesdisziplinen sind an den Universitäten zwar noch geduldet, haben aber dort keine Heimat mehr. Sie sind ja auch eigentlich dabei, den aufklärerischen Kinderschuhen des Wissenschaftlichkeitsideals zu entwachsen und sich zu eigentlichen Disziplinen weiterzuentwickeln, die nicht auf 'nützliche' und verwertbare Ergebnisse aus- und abgerichtet sind, sondern auf Arbeit an den geistigen Aspekten des Mensch Seins. Um sich in Geistesdisziplin zu üben, bedarf es keiner Vorbildung, wenn auch eine solche nicht hinderlich zu sein braucht. Zur Geistesdisziplin taugt, wer sie sich auferlegen und an ihr arbeiten und üben will, nicht um andere zu übertreffen, sondern um den andern grosszügiger, offener, menschlicher begegnen und sie mit und zu eigensinniger Wahrhaftigkeit zu ermutigen. Darin unterscheidet sich Disziplin von qualifikations- und leistungshöriger und entsprechend belohnungsabhängiger Wissenschaft.
Geist nimmt keinen Lohn, er ermutigt und richtet auf.
Insofern trifft der heute gängige Vorwurf der 'Unwissenschaftlichkeit' i.S. der Unergiebigkeit für technische oder methodische Anwendung gegen die Geistesdisziplinen sogar zu, während er gleichzeitig die Selbstüberhebung der Wissenschaft zum Höchsten, wozu Menschen fähig und berufen seien, blossstellt.

Ähnlichkeiten zwischen der Grobschlächtigkeit mehrwerthöriger Wissenschaft gegenüber den Geistesdisziplinen einerseits und Erscheinungsformen von Gewalt an und gegen Frauen andererseits sind für Feinsinnige durchaus erkennbar.

Montag, 24. Juli 2006

Wann, wie und warum ist ein Problem ein Problem ?

C. Wright Mills meint :
Es ist schwierig, ein Problem zu definieren, von dem man nicht weiss, wessen Problem es ist.
Originalzitat zu finden in :
http://www.opendemocracy.net/democracy-americanpower/freedom_century_3486.jsp

Freitag, 21. Juli 2006

GELD oder KRIEG

Geld und Krieg haben - nebst vielleicht auch noch anderem - Folgendes gemeinsam :
Es und ihn ad absurdum zu mehren setzt kein Wissen um seine elementaren Ursachen und kein Verständnis für seine nachhaltigen, der unmittelbaren Aufmerksamkeit und Wahrnehmung entrückten Wirkungen voraus. Individuell wie kollektiv genügt zu Mehrung von Geld oder Krieg der sich selbst gefällige Antrieb zur möglichst bequemen und zunehmend bequemeren Wiederholung vorausgegangener Erfolge, Siege und Triumphe und zur ebenso möglichst billigen Kompensation erlittener Verluste, Niederlagen und Demütigungen.

Möglichst bequem und immer bequemer und billig und immer billiger geht halt der Natur der Bequemlichkeit und Feigheit gemäss fast Alles nur auf Kosten, die rücksichts- und entschädigungslos auf Stimm-, Sprach-, Recht- und Wehrloses abgewälzt werden und bleiben.
Stimm- und sprachlos gemacht ist Alles, dem menschliches Gehör unter dem Vorwand verweigert wird, es sei entweder unverständig oder es habe seinen Anspruch darauf, als Kreatur um seiner selbst Willen wahrgenommen und geachtet zu sein, verwirkt. Die Gründe für diese Verwirkung sind einseitig und willkürlich von der Partei gesetzt, die sie zur Rechtfertigung ihrer Rechthaberei beansprucht.
Diese Haltung augenblicklicher Einbildung und Vortäuschung von Überlegenheit ist sowohl von Geld als auch vom Krieg in einander vergleichbarer Weise begünstigt.
Um Bedingungen zu schaffen, die einen selbstgefälligen Schluss auf die eigene Überlegenheit zulassen, wird Geld angehäuft und mit Krieg gedroht. Letztendlich geht es immer um eine selbstgefällige Illusion, von welcher aller Sinn für Verhältnismässigkeit verdrängt wird.
Verweigerung berechtigt geforderter Zahlung im Kampf um Geld- und um den Durst nach Überlegenheitsgefühl stillender Geltungsmacht, blutige Vergeltung und Rache im Kampf um Einschüchterungs-, Erniedrigungs-, Unterwerfungs-, Zerstörungs- und Vernichtungsmacht sind die dem in seiner Selbstgefälligkeit Gestörten wohlfeil scheinenden Mittel der Kompensation seiner Verlustängste. Und der schlimmste Verlust ist für jede und jeden, individuell wie kollektiv, der Verlust der mit grossem Aufwand aufgezogenen Kulissen, derer es bedarf, um sich und andern die Grundlagen für die Rechtfertigung der eigenen Selbstgefälligkeit plausibel (gefällig eben, nicht mit nüchterner Feststellung und unparteiischer Folgerung nachweisbar) zu machen.
Nochmals : Individuell wie kollektiv genügt zu Mehrung von Geld oder Krieg der sich selbst gefällige Antrieb zur möglichst bequemen und zunehmend bequemeren Wiederholung vorausgegangener Erfolge, Siege und Triumphe und zur ebenso möglichst billigen Kompensation erlittener Verluste, Niederlagen und Demütigungen.
So simpel i.S. von 'einfältig' sind die Mentalitäten des Geldes und des Krieges, ungeachtet der raffinierten Administrationen und Techniken, die allein dazu - auf hemmungslos steigende Kosten Unbeteiligter und alles Stimm-, Sprach-, Recht- und Wehrlosen - entwickelt, eingerichtet und unterhalten werden, um mit letztlich bequemer und in geistig intellektuellem Sinne 'feiger' Einfalt 'Recht' zu behalten.
Ihre Robustheit verdanken diese Mentalitäten ihrer gefrässigen Einfalt. Ihre naive Unersättlichkeit wird unausweichlich und letztendlich zu ihrem Grab.

Diejenigen, die bekunden, solcherlei naive Selbstgefälligkeit sei ihnen für die eigenen Lebensbedüfnisse und -entwürfe zu notdürftig und zu eng, wurden zu früheren Zeiten als Ketzer verfolgt. Heute bezichtigt man sie des Zivilisationsverdrusses, des Kulturpessimismus, der Unwissenschaftlichkeit, der Konzeptlosigkeit, der Schwärmerei, der Miesmacherei, der Netzbeschutzung, der Subversion, des Verrats, all der Ursachen für die vielfältig ausgestaltete kollektive Angst, aus der eigenen Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit aufgeschreckt und in eine mentale, desillusionierte Heimatlosigkeit vertrieben zu werden. In ihrer Einfalt und geistigen Trägheit bleiben die Ängstlichen blind dafür, dass sie mit ihrer Verschwendung für die Aufrechterhaltung ihrer Illusionen die Kräfte züchten, denen das eigebildet aufrecht Erhaltene nicht mehr standhalten wird. Die Steigerung des globalen Aufwands zur Aufrechterhaltung ihrer Illusionen und zum 'Schutz' ihrer Selbstgefälligkeit nennen sie 'Wachstum'.
Sie halten sich für 'fortschrittlich' und 'hochentwickelt', weil sie statt barfuss in selbstklimatisierenden Schuhen aus 'smart material' und mit mittels Luftkammern gefederten Sohlen an Ort treten.

Dienstag, 18. Juli 2006

Hypothese zum Götzenkult

Für das, was kollektiv wie individuell nicht gelebt wird, werden Bilder gefertigt und als Abbild des nicht Gelebten hingestellt, um als Substrate (Succuben) oder Imponate (incuben) scheinbar begreif-, ansprech-, beschwör-, beherrsch- und dienstbar und damit glaubwürdig und glaubbar (plausibel) gemacht zu werden (Religion, Aberglaube).
Insofern ist das heute als 'virtuell' Hingestellte einfach technisch auf den neuesten Stand gebrachter, bereits in prähistorischer Zeit erfundener Zauber, mit vergrösserter Flächenwirkung und gesteigerter Verschlüsselung der verfeinerten und präziseren Auslösungen kollektiv und individuell conclusionaler und emotionaler Abläufe und Entwicklungen (Manipulationen). Die verheissene Freiheit der virtuellen Welt ist letztlich Befangenheit in unerkannt gesteuerten Illusionen.
Durch die Aufmerksamkeit, die den Götzen geschenkt wird, vermengt sich das Bild des Götzen in mannigfaltiger Variation und Verwandlung mit den Resten noch möglicher autonomer, authentischer Wahrnehmung von Wirklichkeit. Die uneingeschränkte Wahrnehmung ist dahin und folgt dem Sog der Gewöhnung an die 'Bildgebungen' und 'Bilddeutungen' des kollektiven Kults. Jeder versuchte, wohlfeil scheinende Kompromiss zwischen Wahrhaftigkeit und Götzenkult fällt unausweichlich zu Gunsten des Götzen aus.
Götzenkult ist jede Form von Feigheit vor der Wirklichkeit, jede Art von Verlogenheit, Unterdrückung, Verleugnung, Geringschätzung und Entwertung von Wahrhaftigkeit.

Die Götzen werden zwar von den List- und Tückenreichen erfunden und hingestellt; den Kult um sie entwickeln und treiben aber die Leichtgläubigen, vom Wohlfeilen Betörten, dem Bequemen Hörigen. Der Götze ist quasi die Pfanne. Die darin Schmorenden haben sich selbst, von ihrer Eitelkeit, Dummheit und Begehrlichkeit angestiftet, da rein gehauen und setzen willig selbst das Feuer darunter und schüren es - für ein bisschen Gunst der Grossen und Mächtigen (per qualque Dollari di più), sich braten zu lassen, um dem wirklichen Leben zu entkommen, wobei sie meinen, 'mit dem Leben davon zu kommen'.
Das Fegefeuer brennt im Diesseits. Ins Jenseits gelangt die Asche.

Den Götzen kann man weder bekämpfen noch von seinem Sockel auf dem Marktplatz reissen. Man kann sich ihm nur beharrlich, klug und auch mit Schlauheit verweigern, als Einzelner und in alleiniger, einsamer Verantwortung. Aber der Wahhaftige ist kein Verlassener.
Wahrhaftigkeit ist Lebendigkeit; ist, die sie ist und bedarf keiner Bündnisse, Kirchen, Tempel, Gerichte und Kriege zu ihrer Bestätigung oder zu
ihrem Erhalt.
Bündnisse betäuben durch ihren Zweck bereits die Wahrnehmung und schmeicheln zwar der Wahrhaftigkeit, dienen ihr aber nicht wirklich, sondern stellen sie in den Dienst ihrer Zwecke. Wahrhaftigkeit kann keinen Zwecken dienen. Sie ist Verbindung zur Urkraft allen Seins, das weder eines Sinns noch eines Zwecks noch einer Deutung bedarf. Nur Bilder bedürfen der Deutung.
Darum wird jede Predigt und jedes Bündnis gegen einen Götzen über kurz oder lang selber zum Götzen.

Gefolgschaft ist die Gebärmutter allen Götzendienstes. In ihr verbergen sich und wachsen die Verräter der Wahrhaftigkeit.

Wo ist die Fernbedienung ?

Wer weiss das schon? Es gibt nur Vermutungen und die zu glauben fällt vielen aus verständlichen Gründen schwer. Wir bräuchten dennoch brauchbare Auskünfte darüber, wer die Fernbedienung für sich beansprucht und in seinen ausschliesslichen Besitz gebracht hat, ohne die andern Mitberechtigten zu fragen.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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