Um eine Zivilisation (und damit ist nicht zwingend auch 'Kultur' gemeint) zu zerstören, ist es nicht notwendig, deren Infrastrukturen und Institutionen
zu vernichten. Es genügt, das allgemeine Vertrauen in die Sicherheit, Zweckmässigkeit und Zuverlässigkeit dieser Einrichtungen nadelstichartig wieder und
wieder zu irritieren, zu erschüttern und damit das kollektive Zivilisationsbewusstsein zu zermürben. Den Rest besorgt die Eigendynamik dieser Haupt- und
Teilsysteme (so weit eine solche Unterscheidung bei Betrachtung dynamischer Abläufe überhaupt Sinn machen kann).
Das Wesen aller Eigendynamik ist, dass sie nur sich selbst wahrnimmt, auf sich selbst bezogen gesteuert ist und für die Voraussetzungen, deren sie bedarf und für die ihr selber gefährlich werdenden Veränderungen, die sie bewirkt, blind bleibt. Entfaltet ein System Eigendynamik und nimmt diese gegenüber der ordentlichen, heteronomen Lenkung überhand, beginnt die Eigendynamik die Ressourcen des ihr erliegenden bzw. von ihr erfassten Systems immer mehr und ausschliesslicher für sich zu beanspruchen und wird zum eigentlichen System in Gestalt des von ihr erfassten und mitgerissenen Systems (Wolf im Schafspelz, schlingerndes Auto mit überfordertem Lenker).
Generell wird davon ausgegangen, dass es seiner geplanten Definition gemäss auch in Wirklichkeit klar abgegrenzt und unabhängig sei und es entsprechend zu seiner Aufrechterhaltung lediglich für den plangemässen Einsatz gesicherter Ressourcen für Betrieb, Wartung und Unterhalt all seiner Teile bedürfe.
Dass die Voraussetzungen für das Funktionieren einerseits, die summierten Wirkungen des Systems andererseits wieder Systeme sind, die die Bedingungen des in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellten Systems ausmachen, wird zwar generell anerkannt, aber bei der Benutzung, Lenkung und Wartung des zentralen Systems rasch vergessen. Man trägt der Erhaltung des Hauptsystems zwar grosse Sorge, vergisst und vernachlässigt aber die Hilfsaggregate und verschleisst diese gar unwiederbringlich.
Es kommt zu ersten Pannen, die aber unzutreffenden Ursachen zugeschrieben werden. Die Pannenvermeidung mit nicht bestgeeigneten Mitteln wird zur Hauptaufgabe der Systemlenker. Es entwickelt sich eine Pannenvermeidungsdynamik mit langfristig unsinnigen und katastrophalen Ergebnissen.
Die Klagen der von den Pannen Betroffenen werden bagatellisiert, als 'unsachlich', 'einseitig' und 'böswillig' disqualifiziert und im Extremfall als subversive Umtriebe, als Feindseligkeit gegen das System verfolgt. Die Pannenvermeidung wird zur kollektiven Obsession mit entsprechendem Verschleiss, während die wahren Ursachen ungerührt und immer deutlicher weiterübeln und die übergangenen und zum Schweigen gebrachten Betroffenen immer zahlreicher und wütender werden. Die Betroffenen als Feinde zu verfolgen und zu unterdrücken wird nun Teil der Pannenvermeidungsdynamik, an die letztlich niemand mehr glaubt, der nicht irgendwie davon profitiert - und das ist eine abnehmende Zahl 'Eingeweihter' und 'Auserlesener' bei zunehmend irrationalen Gewinnen.
Irgendwann ist ein Punkt überschritten, wo eigentlich Alle wissen, dass, was für das Auge noch im Gange und Schwange, nur noch ausläuft und mangels neuer, ausreichender Impulse zum Stillstand kommen wird. Teilfunktionen verselbständigen sich zu sich selbst genügenden Kreisläufen, die Restressourcen und Abfälle und Trümmer des ehemaligen Hauptsystems verzehren bis auch sie zum Stillstand gelangen.
Weil die Wahrheit betreffend die Ursachen für die fortschreitende Zerrüttung des Hauptsystems verboten und unterdrückt ist, kommt es zu keiner wirklich die Not wendenden, den Stillstand überwindenden Innovation.
Je mehr Systeme sich unter denselben absoluten Begrenzungen konkurrenzieren, desto weniger sind sie klar gegeneinander abgrenzbar, destomehr wird jedes System Teil der Gesamtheit aller, denselben absoluten Begrenzungen unterworfenen Systeme, destomehr leidet die Gesamtheit der Systeme unter den jeweils schwersten Problemen eines einzelnen, wie und wodurch auch immer geschwächten Systems, unabhängig davon, ob irgend Jemand 'Schuld' an diesen Problemen trägt oder nicht.
Die Klärung der Schuldfrage trägt Wenig zur Behebung der Schwierigkeiten bei, be- und verhindert sie gar, verzögert sie zumindest unnötig. Nicht, Wer die Fehler begangen hat, sondern welche Fehler künftig wie nach Kräften zu vermeiden seien, ist entscheidend. Strafen, die von den einen Systemen den Andern auferlegt werden, wirken auf die 'strafenden' über kurz ober lang zurück, weil das Bestrafte Teil des Strafenden ist, bedingt durch die Gemeinsamkeit der für alle gleichermassen geltenden absoluten geophysikalischen Begrenzungen. Und 'Strafe' besteht ja immer in Auferlegung von Schwierigkeiten und Hindernissen. Die Auswirkungen können aber nach den eben angestellten Überlegungen kaum auf das Bestrafte selber begrenzt bleiben. Über kurz oder lang diffundieren die Wirkungen der Strafe auch in die Wirk- und Herrschbereiche der Strafenden und Unbeteiligter.
Angesichts dieser für alle Systeme gleichermassen unüberwindlichen Begrenzungen ist das Vertrauen in die gegenwärtige, auf Grund in der Vergangenheit entwickleter Anschauungen eingeschätzte 'Überlegenheit' eines Systems an materiellen und immateriellen Ressourcen gegenüber einem andern mit Hinsicht auf Optionen der Zukunft trügerisch und könnte gewissen Härtetests nicht standhalten.
Derartige Kraftproben sind seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts im Gange und treten gegenwärtig in virulente Phasen.
Erste Anzeichen dafür, dass die Ergebnisse nicht den auf aus der Vergangenheit bzw. aus deren offiziellen und gelehrten Darstellungen abgeleiteten Erwartungen entsprechen könnten, werden deutlich.
Systeme, die noch kaum über Infrastrukturen herkömmlicher, einseitig abendländisch geprägter Wertschätzung und -ordnung - oder - aus was für Gründen auch immer - über keine solche mehr - verfügen, könnten dadurch, dass sie quasi von diesen nicht eingeengt und abhängig sind, für Entwicklungen in völlig neue, realistischere, nüchternere und gerade dadurch freiheitlichere und menschlichere Richtungen die Nase vorn haben und die bisherigen Primadonnen werden sich entblättern und Ballast abwerfen müssen.
Nashaupt - 14. Aug, 18:39
Sparen wird nicht durch Kanusern berwirkt, sondern durch Wahrhaftigkeit, Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Sorgfalt, Rücksichtnahme, Fairness,
Offenheit, Unbestechlichkeit, unparteiisches Urteil und durch Anstrengung und Einsatz für notwendige Einsichten und gute Ideen. Diese genannten
'Tugenden' haben rein gar Nichts mit Frömmigkeit, sondern im Gegenteil mit charakterlicher Reife und immaterieller Zivilisation zu tun, die auch
gewissen Formen religiös buchstabengetreuen 'Gehorsams' gegenüber auf kritische, wenn auch nicht überhebliche und intolerante Distanz geht.
Für den charakterlich zivilisatorischen Reifeprozess ist jeder Einzelne ausschliesslich selbst und allein sich selbst verantwortlich. Er kann
und soll dazu erweckt, ermuntert und aufgerichtet, aber in keiner Weise gezwungen werden. (Zwang in dieser Hinsicht macht empfänglich für Ablenkung
davon).
Jeder entscheidet allein und für sich allein, ob er an seiner Reifung oder an Blendendem sparen will. (Als Einzelner und Alleiniger ist man der
Natur dieser Situation gemäss geschlechtsneutral).
Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sind weltweit zu sehr mit sich selber beschäftigt, um das zu schaffen. Sie feiern kleinmütiges Knausern
und die Selbstbevorzugung vor dem Nötigen für die Völker als 'Erfolg'. Und wo immer Religion welchen Bekenntnisses auch immer sich in das
Weltliche mit Heilsversprechen einmischt, geht es den vordergründig sich auf sie Berufenden um blanke Macht in jedwelch pässlicher Form.
Wer dem Bedürftigen das Notwendige vorenthält, verschwendet Ressourcen für den Schein eines an Stichtagen 'ausgeglichen' erscheinenden Haushalts
und für die Erzeugung 'positiver Nachrichten' und sich darauf gründender, meist kurzlebiger Hoffnungen.
Wer die Fetten mästet, um sie schliesslich eines Tages zur kläglichen Beute der Heisshungrigen werden lassen zu müssen, weil er sich der Hungernden
nicht mehr zu erwehren vermag, wird Verheerung statt Früchte ernten.
Wer am Lebendigen und Lebenswilligen 'spart', um Sterbendes am Dahinsiechen, Untauglich Werdendes und Gewordenes um seiner verblassenden oder
gar schon verblichenen Glorie wegen fortbestehen und Kraft verschleissend fortwirken zu lassen, verursacht künftige Schwierigkeiten und verzögert unverantwortlich dringend notwendige Neuerung.
Wer am Unscheinbaren, sich bescheiden und langsam Entwickelnden 'spart', um visionär grossartig und eindrücklich Scheinendes, überwältigende oder
unmittelbare Erfolge Versprechendes zu bevorzugen, beleiht die Zukunft gegen zu hohe Zinsen für das Stroh für momentane Feuerchen.
Nashaupt - 13. Aug, 13:47
Für Terrorismus, insbesondere für Selbstmordattentäter, gibt es einen Markt, vergleichbar dem für Waffen.
Die Produktion ist eine Frage des Knowhows. Die Verwendung selbstverständlich auch. Entsprechend scheinheilig
ist die Terrorismusbekämpfung und darum wird sie vermutlich noch lange ein Dauerbrenner und für Gewisse ein
einträgliches Geschäft mit dazu noch machtgenerierenden und -kanalisierenden Effekten sein, vergleichbar dem
Drogengeschäft und dem Kampf dagegen.
Das Drogengeschäft war vielleicht ein Prototyp für das 'Bombengeschäft' mit dem Terrorismus.
Das Geschäftsprinzip besteht darin, über beide Seiten Kontrolle zu haben und entsprechend von den Auswirkungen
auf beiden Seiten zu profitieren, sei es durch Machtgewinn oder dann wenigstens durch Erzeugung von scheinbarem
(weil nicht durch Mehrwertschöpfung gedecktem sondern im Gegenteil durch Zerrüttung und Zerstörung geschuldetem)
'Geld' als Vorstufe zu weiterem Machtgewinn. Durch Schulderzeugung kann man sich bereichern, indem man es schafft, für
die Umstehenden überzeugend in die Gläubigerrolle zu schlüpfen. Wie man das macht, muss selbstverständlich 'Geschäfts-
geheimmis' bleiben, weil ja sonst der faule Trick nicht mehr wirkt. Darum die Allgegenwart demokratiezersetzender
Geheimhalterei. Wer geheim hält, was die Öffentlichkeit wissen müsste, weil sie letztlich dafür bezahlt, schätzt nicht nur
die Demokratie, sondern auch die von ihm Getäuschten und im Ungewissen Belassenen gering.
Für die Bekämpfungsseite typisch ist, dass immer, wenn das öffentliche Interesse am künstlich geschaffenen Problem
erlahmt, ein für die Medien und erst recht für die von diesen mit Information Gefütterten unmöglich überprüfbare
Riesenerfolge bzw. angeblich entscheidende Schläge gegen das Übel gemeldet werden.
Trotz dieser entscheidenden Erfolge im Kampf gegen das Übel dauert und wirkt das Übel ungerührt fort, denn für die,
die es erfunden und inszeniert haben, ist und bleibt es ein gutes Geschäft - ein 'Bombengeschäft' eben.
Für die Seite des Übels ist typisch, dass es der Bekämpfungsseite zeitweise quasi den Gefallen tut, abzuflauen und beinah in
Vergessenheit zu geraten, um dann im letzten Moment, wie zur Rettung der Bekämpfungsseite, wieder akut zu werden.
That's how it's kept going on! Immense Ressourcen gehen für die Verschleierung, das Aufputzen und das Schönreden dieser
Praktik drauf.
Das ist aber wirklich erst eine kurze, eher illustrative denn analytisch systematische Skizze des Grundprinzips, so wie man
den Explosionsmotor mit der Übertragung plötzlicher und heftiger Gasausdehnung auf eine bestimmte Mechanik erklärt,
womit aber für das Verständnis für einen in Wirklichkeit funktionierenden und wirkenden Motor praktisch noch nichts
ausgesagt ist.
Man kann einen Zusammenhang zwischen dieser Art des verschleierten Profits aus Systemen antagonistischer Nachfrage(n)
und der Zerrüttung demokratischer Werte vermuten.
Menschheit wird als beliebig verfügbare Masse, als Brennstoff für die Erzeugung der das System antreibenden Explosivkraft
aufgefasst.
Der Markt für existentiell und ideologisch antagonistische Bedürfnisse ist selbstverständlich ein Markt für jenseits bürgerlicher
und politischer Mass- und Mengenrelationen Zahlungskräftige.
Das Geld, das auf diesem Art Markt zirkuliert, ist kein durch Arbeitsleistung gedecktes, sondern durch Machtausübung vorgetäuschtes.
Dieser Markt ist, den Absichten seiner Teilnehmer entsprechend, selbstverständlich kein freier, sondern ein kartellistisch und
monopolistisch strukturierter.
Nashaupt - 11. Aug, 11:26
Die Stärke des Staates beruht nicht in erster Linie auf materiellen Ressourcen zur Realisierung von Projekten
und zur Kontrolle und Wahrung seiner funktionalen Sicherheit, sondern auf durch gegenseitige Wertschätzung geprägtem
und ununterbrochenem Austausch zwischen Basis einerseits und der politischen Klasse sowie mit den in Wirtschaft, Wissenschaft
und Politik Führenden aller Stufen andererseits.
Transparenz politischen und behördlichen Handelns, wichtiger Wirtschaftsstrategieen und der Diplomatie wäre Ergebnis dieses
lebendigen, nicht von Verfahrensbedingungen und nicht offengelegten Interessenverflechtungen eingeschränkten Austauschs.
Anzeichen für die Alterung, Verknöcherung und Schwächung des Austauschs zwischen Basis und Spitzen sind :
- Zunehmende Definition der Staatsinteressen und der Staatssicherheit über Geheimhaltung, Desinformation, Kontrolle, Bewachung
und Überwachungen mannigfaltiger Art, oft unter Einbezug, Berücksichtigung und Mitwirkung privater Machtpotentiale und daran
anknüpfender Interessen.
Diese Geheimniskrämerei und Überwachungshektik hat Vorbildfunktion für die Formulierung, Auffassung und Erfüllung von Führungs-
aufgaben generell.
Die Führenden fühlen sich gegenüber den Geführten durch Wissensvorsprünge (für die sie nicht selber gearbeitet haben, sondern
die sie durch eigenmächtige Vorenthaltung erlangt haben) überlegen und in schwindendem Masse zu Rechenschaftlegung für Ihre
Entscheide und ihr Handeln verpflichtet. Damit ist aber ein zentrales Element demokratischer Entscheidungs- und Führungskultur
schwer beeinträchtigt.
- Als Folge selbstherrlicher Ausdehnung der Geheimprojekte, -missionen und -transaktionen : Häufung von Indiskretionen und
Skandalen um Missbräuche von Kompetenzen und materiellen wie immateriellen kollektiven Ressourcen.
- Schleichende Umlagerung sozialstaatlicher und kultureller Funktionen auf eine wuchernde Vielfalt von Hilfsorganisationen mit
wachsendem Spendenaufkommen.
- Vereinnahmung der Wissenschaft als Domäne einer Elite, die sich für Zewckverfolgungen und -dienlichkeiten besolden lässt,
die entweder marktförderlich und konsumtreibend sind oder dann der Steigerung der Effizienz von Institutionen und Instrumentarien
für materielle wie immaterielle, mentale und emotienale Ausbeutung, Plünderung, Verfügbarmachung, Kontrolle oder zur selbstgefälligen
Zerstörung und Vernichtung von systemischen Inkompatibilitäten geschaffen sind und werden.
- Im Verhältnis zu aktuellen dringenden infrastrukturellen, sozialpolitischen und strategischen Herausfordeungen an die
kollektiven Institutionen übermässige Ausweitung und Perfektionierung (Professionalisierung) des 'Kultur'- und Unterhaltungs-
sektors bei gleichzeitiger Konzentration der Medienmacht und der Abnahme der öffentlichen Aufmerksamkeit für kulturelle
Artenvielfalt.
- Aufblähung politischer Randphänomene zu Staatsbedrohungen,
- Bagatellisierung, Marginalisierung und Leugnung von Entwicklungen, die für grosse Teile der Bevölkerung gesundheits- und
existenzbedrohend oder beeinträchtigend werden,
- Starke Neigung politischer Gruppen, in Putativnotstände zu flüchten, um Gewaltanwendungen und Freiheitseinschränkungen zu rechtfertigen
- Versimpelung und Ausdünnung des umgangs-, fach- und amtssprachlichen Wortschatzes und allgemeines sich Begnügen mit ungefährer,
teilweise auf das Signalhafte reduzierter 'Verständigung'.
- Endemisch verbreitete Humorlosigket und Verlust der nicht verletzenden aber treffenden Schlagfertigkeit. Spasshaftigkeit wird auf
gängige Sprechblasensätze und mit auf Lachkonventionen pointierte Geschichtchen (Witze) reduziert und nur für gewisse Situationen,
Gebräuche und Themen zugelassen.
- Themenspezifische Sprech- und Äusserungsverbote, von denen ungebildete Bevölkerungsteile als mögliche Täterschaft einerseits,
Gerichte und Vollzugsbehörden andererseits zu oft überforderet sind, was zu dezisionistischer Praxis führt. (politische Korrektheit,
Rassismen, Holocaustleugnung)
- Aufdringliche Präsenz von mit glorifizierten und trendig aufgemöbelten Banalitäten vollgestopften Personen-, Identifikations-
und Euphoriekulten zur Zerstreuung und Besänftigung durch den Alltag frustrierter Massen (Sport, Beschallungsanlässe, temporäre
Sentimental- und Betroffenheitsgemeinschaften, Entertainment und Exhibitionsrituale),
- Schlecht bzw. misstrauisch wahrgenommene Subkulturen, die in ihrer Isolation zu nicht integrierten politischen Agitationszentren
werden können, die auf Bildung neuer Eliten, Machterwerb und -übernahme statt auf Teilnahme an demokratischen Prozessen setzen.
- Exclusive Vereinnahmung gewisser Themen von individuell wie kollektiv existentieller Tragweite durch teils von Unberufenen
berufene Experten einerseits, unerschrockene Enthüller 'schlimmer Machenschaften' andererseits, mit der Folge, dass in der
Bevölkerung grosse Unsicherheit und Zwiespalt entstehen, welcher Seite nun inwieweit eher Glauben zu schenken sei.
- Zunehmend rücksichtslose und erniedrigende Selektionsverfahren und - teilweise dadurch bedingt - mit unlauteren Mitteln aus-
getragene Wettbewerbe in allen Lebensbereichen und als Folge davon Zerrüttung der mentalen Ressourcen für Solidarität und
gegenseitiges Vertrauen in der Bevölkerung und deren Gruppen - bis hinunter in die Familien.
- Heranzüchtung einer sich selbst genügenden Elite, die sich vor allem durch hohe Ansprüche an Bevorzugungen aller Art vor
den Nichterwählten und Ausgeschlossenen auszeichnet, während sie Kritik an ihren Leistungen nach den von ihr selbst gesetzten
Massstäben mit dem Hinweis auf die 'Unwissenschaftlichkeit' bzw. mangelhafte Recherchierung der Gründe für die erhobenen
Vorwürfe zurückweist und ungerührt fortfährt, als Elite vor der Bevölkerung ihre Geheimnisse zu hüten.
Diese Aufzählung ist spontan, unsystematisch und nicht abschliessend. Die genannten Anzeichen stehen zueinander in vielfältiger
Wechselwirkung.
Nashaupt - 10. Aug, 23:45
Lauheit und Intoleranz sind die Seiten derselben Medaille.
Sie sind der eigentliche Nährboden für Fanatismus.
Der Fanatismus ist der Versuch, bedingungslos eifrigen (aber in Wirklichkeit nicht durchzuhaltenden) Gehorsam
gegenüber simpel formulierten Geboten an Stelle der Notwendigkeit zu setzen und 'regieren' zu lassen, sich
auf eigenes intellektuelles, emotionales, moralisches und geistiges Risiko den Ergebnissen alles Wirklichen
und Bewirkten zu stellen.
Gehorsam gegenüber zum 'Profanen' überhöhter Idealität und Idolhaftigkeit soll die Feigheit vor dem Wirklichen
rechtfertigen und gar heiligen (Eide, Gelübde, Diplome, Eliten, Exclusivitäten).
Der Entscheid, einer wie auch immer definierten Instanz bedingungslos zu gehorchen, statt sich eigenständig der
eigensinnig erfahrenen Wirklichkeit zu stellen, ist ein elementar individueller.
Der Fanatismus offeriert eine wohlfeile Rechtfertigung für den Selbstverrat an einen kollektiven Kult, der dem
Entscheid zum bedingungslosen Gehorsam vorangeht. Das kulthörige Urteil des Kollektivs wird über die Fragen des
eigenen Gewissens gestellt. Auf diese Weise ächtet - und tötet letztendlich - der Einzelne seine angeborene
geistige Lebendigkeit. Er vergräbt die ihm anvertrauten Talente, stellt sein Licht unter den Scheffel und gibt
damit erst noch ein schlechtes - wenn auch häufig reichlich besoldetes - Beispiel.
Wer wiederholt, fortgesetzt, methodisch und systematisch als Erzieher den Zögling, als Überlegener die ihm Unterlegenen,
Unterworfenen, Untergebenen durch Irreführung, Drohung, Versprechung und Belohnung dazu bringt, Eigensinn und
Eigenständigkeit geringzuschätzen, diesen Fähigkeiten zu misstrauen und sie schliesslich dem Gehorsam gegenüber irgend
einer Macherei zu opfern, kränkt, verletzt, schwächt und tötet schliesslich das, was den Einzelnen und dessen geistig-
intellektuell-emotionale Lebensfähigkeit ausmacht.
Generell spricht man von Fanatismus erst, wenn er sich über Gruppen aggressiv äussert und bemerkbar macht.
Es wurde bereits erörtert, wie der Same des Fanatismus in den Einzelnen gelegt wird und dort zu keimen beginnt.
Die Veranlagung zu Fanatismus brütet in der Neigung zu geistig-intellektueller Trägheit und zur selbstgefälligen
Indifferenz gegenüber Anforderungen des sich Hineindenkens und Einfühlens in andere Erfahrensweisen und in die von
solchen gebildeten Vorstellungen, Darstellungsgepflogenheiten, Wertschätzungen, Ästhetiken und Beweggründe.
Wo immer Zweck die Mittel heiligt, tritt die Veranlagung zu Fanatismus in eine virulente, sich agressiv bemerkbar
machende Phase.
Der weitverbreitetse Fanatismus ist der Kult des Geldes.
Mit Geld kann man sich scheinbar von vielen existentiellen Entscheidungen und Herausforderungen 'freikaufen'.
Wehe aber, dieses Geld ist nicht authentisch sondern nur scheinbar, nach selbstgefälligem Mass erworbenes!
Die Zinsen dafür werden eines Tages aufschubslos und unerlässlich fällig und blosser Schein wird zu deren Begleichung
nicht mehr genügen.
Der Fanatismus des Geldes ist quasi das Dach, worunter sich die Unter-, After- und Partialfanatismen (einschliesslich
der Fanatismen, die das Geld wirklichkeitsfremd verteufeln, um es umso hemmungsloser zu missbrauchen) in unheiliger
Eintracht in ihrer gemeinsamen Einbildung, erstrangig und gar einzig wahr zu sein, zusammenfinden.
Allen dreien (Lauheit, Intoleranz und Fanatismus) ist die Verweigerung von Interesse für und Gespräch mit dem Ungewohnten,
Unerhörten, Ungebührlichen usf. gemeinsam.
Dass etwas nicht dem Gewohnten, Gewünschten, Erwarteten, Überlieferten, Gelehrten, Geglaubten, Geheiligten und Willkommenen
entspricht, genügt bereits zur Verweigerung von Gehör, Wertschätzung, Rücksichtnahme und Duldung.
Gewohnheit, geistige, intellektuelle und emotionale Sesshaftigkeit im trügerisch fest Gemauerten (Fundamentalen), Gesicherten
und Plausiblen (Selbstgefälligen) statt die Wirklichkeit (Gesamtheit allen Wirkens und Bewirkten - und alles Bewirkte ist Verändertes)
werden autoritär und totalitär als 'Wahrheit' propagiert, beansprucht, gelehrt und schliesslich zweckdienlich erzwungen.
Die 'Völkergemeinschaft' und insbesondere die 'internationale Völkergemeinschaft' ist zwar in aller Munde, hat aber eine sehr vage und schillernde Bedeutung.
Wer von Völkergemeinschaft spricht, wünscht sich eher eine solche als dass er aus eigener Erfahrung oder Begegnung damit spricht.
Der Begriff ist Chiffre für eine globale Zukunft auf den Grundlagen gegenseitiger Wertschätzung und Rücksichtnahme und der Ächtung jeder Form von Missbrauch eigener Überlegenheit zur Übervorteilung, Plünderung, Bevormundung und Versklavung Unterlegener. Aus Sicht so verstandener 'Völkergemeinschaft' verpflichtet jede Überlegenheit bedingungslos zur Unterstützung Unterlegener, auch schon auf der individuellen Ebene. Die Huldigung an sog. 'Stars' und 'Grössen' wird durch Freude an gemeinsamen Erfolgen und durch Freiheitskompetenz verdrängt oder zumindest ausgewogen.
Die Völkergemeinschaft ist noch keine
politische Realität (http://de.wikipedia.org/wiki/Politik) und auf
diplomatischer Ebene(http://de.wikipedia.org/wiki/Diplomatie) wird sie lediglich als Mehrheit diplomatischer Vertretungen von Supermächten und der mehr oder weniger von diesen abhängigen Zweit- und Folgeligaplayern als existent betrachtet.
Auf höchster diplomatischer Ebene geht es der Natur der Sache gemäss nicht mehr um Fragen der Gemeinschaftlichkeit, sondern um Fragen um ihrer selbst Willen optimierter und stabilisierter Machtentfaltung und -verteilung. Politik wirkt dabei nur insofern mit, als sie nennenswerte Verbindungen zu global relevanten Machtressourcen 'pflegt' (was immer unter solcher 'Pflege' zu verstehen ist). Deshalb hat bzw. erlangt auf diplomatischer Ebene Einfluss, wer über faktische Macht verfügt, ob diese nun nach
bisherigen Konventionen legitimiert ist oder nicht.
Diese Zielsetzung höchster Diplomatie ist nicht zwingend das, was dem Gedeihen einer friedlichen Völkergemeinschaft förderlich ist.
Der 'Weltfriede' ist für Diplomaten etwas völlig Anderes als was die von Kriegen und Konflikten direkt Betroffenen ersehnen und sich idealistisch ausmalen und ist nicht minder verschieden von dem, was Politiker bei ihrem Werben um Wählergunst oder um Gefolge und Vasallen versprechen.
'Friede' i.S. minimierter Gewaltentfaltung bei der Regelung von Machtabgrenzungen ist für die Diplomatie von zweitrangiger Bedeutung. Die Stabilität und Optimierung primär der Entfaltung und Erhaltung, sekundär der Dosierung und Verteilung unter den faktisch Mächtigen gehen vor. Dadurch steht Diplomatie in nie gänzlich zu lösender Spannung zu Demokratie und zu deren Werten. Die Politik dagegen steht zwischen den hohen, mit den globalen Machtressourcen gedeckten Tischen und den niederen Sitzen notdürftig 'gemeinschaftlicher' Interessen und Kleinegoismen. Regelmässig zieht die Diplomatie die Politik über den Tisch.
Weder die Politik noch die Diplomatie wenden sich der Völkergemeinschaft i.S. der oben genannten Chiffre zu sondern sie beschäftigen sich beide auf ihre Weise mit sich selbst, während die von ihnen nicht wahrgenommene, lebendige aber sich nicht nach deren Sprachregelungen artikulierende Völkergemeinschaft ihre eigenen Urteile über beide (Politik und Diplomatie) bildet und neue politische Ideen und Kräfte formt und aufzieht, die die herrschenden Zustände und Verhältnisse anders werten, sich
anders dazu einstellen und anders darauf reagieren als die mit der Wahrung ihrer eingebildeten Wohlerworbenheiten Beschäftigten. Die Idee von flexibel an Veränderungen angepasst und dynamisch sich entwickelnd gelebter, situativ bedingter und beschränkter Gemeinschaftlichkeit tritt zunehmend selbstbewusst der Idee organisierter, gnormter, kontrollierter und gelenkter Gemeinschaft entgegen und beginnt auch, die auf Fakten oder Vortäuschung solcher (Schein des Geldes) gründende Macht zu hinterfragen.
Die Fronten zwischen diesen beiden Lagern bilden sich erst und und verlaufen und wirken völlig anders als die Medien, Günstlinge der organisierten, genormten, kontrollierten, verwalteten und gelenkten Gemeinschaft, Fronten wahrzunehmen, zu beurteilen und darzustellen fähig sind.
Die als einigermassen scharfe Linie verlaufende 'Front' im überlieferten Sinne weitet sich in Vermengungs- und Reaktionsräume, die sich jeder festen Abgrenzung, Organisation und Gliederung entwinden und jeder Normierung widersetzen. Sie lassen sich nur zeitlich begrenzt zu 'Pufferzonen' komprimieren und entwickeln unerwartete, evolutive Eigengesetzlichkeiten, die von keiner etablierten Macht zu bezwingen sind.
In jüngerer Zeit treten Gemeinschaften mit dem Anspruch auf, zu wissen und dazu anleiten zu können, wie man zu Gott in Beziehung treten könne und was Gott dafür von einem erwarte.
Es gibt Gründe für Zweifel daran, dass man als Gemeinschaft zu einem Einzigen Gott in Beziehung treten könne :
Dem Einzigen Gott kann man nur als Einzelner und als Ringender begegnen.
Auf dem Ölberg rang Christus alleine während seine Jünger schliefen. Alleine starb er am Kreuz.
Wer immer Gott begegente, begegnete ihm alleine.
Die Gemeinschaft huldigt einem Schein, einem Zeichen oder Wunder, wovon sie auf Gott schliesst, nicht sich ihm stellt. Ihre Huldigung gilt ihrer Einbildung und die Einbildung wird Lehre und die Lehre wird Gewohnheit und die Gewohnheit wird zum Götzen.
Die Verantwortung dafür, wie man Gott begegnet und ihn erfährt, wird an die Gemeinschaft und an die von ihr vermittelte Lehre delegiert.
Die Gemeinschaft tut so, als habe sie Beweise für Gott, während sie selbstgefällige Behauptungen aufstellt, die Ihren Anspruch auf spirituelle Massgeblichkeit und Lehrautorität rechtfertigen sollen. Dies ist und bleibt ein toter, nicht offen gelegten Zwecken dienlicher Gott.
Die Zahl der politischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen, die ohne Deportationen oder gar in letzter Konsequenz ohne eigentlichen Genozid unerreichbar bleiben, ist seit dem Platzen der IT-Börsenblase und dem Aufwallen des wirtschaftlichen Neoliberalismus (in unheiliger Allianz mit dem politischen Neokonservativismus) sprunghaft angestiegen und es gibt wenig Anzeichen für einen ernsthaften, mehrheitlichen politischen Willen, die Fortsetzung dieser Dynamik zu stoppen.
Die Wirtschaft erachtet es als ihr Recht, für die sozialen und politischen Folgen ihrer Kräftespiele von möglichst aller Verantwortung freigestellt zu bleiben und als Beurteilung ihrer Leistung nur eine nach den von ihr selbst gesetzten Kriterien vorgenommene und grundsätzlich 'positive' und 'optimistische akzeptieren zu müssen.
Die Wirtschaftsführer pochen gegenüber der von ihnen handzahm gemachten Politik auf Rahmenbedingungen, die sie über alle Qualifikation nach den Masstäben, die sie an ihre Untergebenen anlegen, erhaben macht.
Das ist das Grundkonzept aller für die Zukunft von den Mächtigen in Aussicht gestellten 'Friedenspläne'.
Nashaupt - 31. Jul, 11:10