Dienstag, 26. September 2006

Zivilisation ?

Zivilisation nennen wir ein hochkomplexes System, dessen wir uns erst im Nachhinein, nachdem es sich bis zu einem gewissen, allen einleuchtenden Grad der Augenfälligkeit aufgedrängt hat, überhaupt bewusst werden und auf dessen Entstehung wir uns nicht wenig einbilden.
Diese Einbildung kommt von einem Bedürfnis, die Teilhabe an den Annehmlichkeiten dieses Zustands kollektiven Wirkens und Strebens zu rechtfertigen. Je nachdem, worauf sich diese Rechtfertigung stützt oder beruft, erhalten so oder anders Veranlagte im Machtgeflecht der damit befrachteten Zivilisation die Oberhand.
Die Geschichtsschreibung steht grundsätzlich im Dienste der Macht und ist den jeweils in diesem Geflecht Dominierenden günstig - mit gewisser Zeitverschiebung.
Alle Wissenschaften von Kollektivität sind Rechtfertigungen von Machtverhältnissen und -bestrebungen. Nur ausnahmsweise beschreiben sie, was wirklich geschieht.

Sonntag, 17. September 2006

Freiheitsliebe ist Lebensfreude ist Risikobereitschaft

Wo von Feinden der Freiheit die Rede ist, werden sie nicht zu Unrecht mit Diktaturen und totalitären Systemen in Zusammenhang gebracht.
Was aber verursacht die Haltung, das Diktatorische und Totalitäre für taugliche Mittel zu halten, Kollektivität zu organisieren und zu ordnen?
Die Frage lautet, was denn diese Feinde an allem, was nach Freiheit riecht oder klingt, so sehr störe?

Sehr bald führt die Suche nach den Gründen aller Freiheitsfeindlichkeit und aller Bereitschaft zu aktiver und passiver Unterwerfung und
Unterordnung zu vorgefassten bzw. unkritisch und musterschülerhaft übernommenen und befolgten 'moralischen' Wertungen und Urteilen, die in
auffallend wiederkehrender und übereinstimmender Weise alles, was Freude ausschliesst, wenn nicht gar verdirbt, und alles, was Opfer, Verzicht
und Anstrengung fordert, Frust bereitet, den Einzelnen demütigt oder gar erniedrigt, als pflichtorientiert und seriös gewertet und geschätzt wird.
Spass i.S. spontaner Freude und grundlos guten Lebensgefühls darf bei Feinden der Freiheit nicht sein. Es gibt für sie keine 'grundlose' Freude,
sondern nur die Genugtuung über 'wohlverdiente' Belohnung, die sich in einer Bevorzugung des Gehorsameren, Loyaleren, Unterwüfigeren, Eifrigeren
gegenüber dem weniger Gehorsamen, weniger Loyalen, weniger Unterwürfigen, weniger Eifrigen, weniger stur Beflissenen, Distanzierteren, Reservierteren
und Eigenständigeren nicht selten sehr demonstrativ ausdrückt.
Diese Genugtuung über eigenes Belohnt- und Bevorzugt (Befördert-)sein wird durch die sie spiegebildlich wiedergebende Genugtuung über 'harte aber
gerechte Strafe' für alle Formen des Ungehorsams und der Abweichung ergänzt. Bestrafung der Verdienstlosen und der Dienstverweigerer ist quasi die
ideelle bzw. illusionistische Verlängerung der Belohnung der Braven über den Punkt hinaus, wo's für die niedrigstgestellten Gehorsamen konkret nichts
mehr oder höchstens Krümel abwirft. Nicht bestraft zu sein bedeutet so bereits, belohnt und geschätzt zu sein - ein von den meisten totalitären Einrichtungen angewandter Trick, Massen ohne Murren für sich um Gottes Lohn schuften zu lassen.

Das totalitär bestimmte Kollektiv wird uniform von der untersten bis zur höchsten Hierarchie- bzw. Bevorzugungs- und Belohnungsstufe als in drei Hauptkasten der Systemtreuen, der Untauglichen bzw. 'unnützen Esser' und der Systemfeinde aufgeteilte Masse grundsätzlich einander 'Gleichgestellter', allein ihrer unterschiedlichen Verdienste um das Höhere, Übergeordnete unterschiedlich Bevorzugter wahrgenommen. Dabei ist jeder Systemtreue des anderen Systemtreuen Konkurrent im Wettbewerb um die grössere Privilegiertheit.
In solchem Klima ist tatsächlich Schadenfreude über das Missgeschick des Konkurrenten die einzige mögliche Wohltat an sich selbst und der Hohn für erniedrigte Feinde die einzige 'spassige' Unterhaltung.

Bespitzelung und Überwachung unter dem Vorwand der Systemsicherheit sind die Mittel, im Wettbewerb um Höherrangigkeit zu bestehen. Nicht das System wird geschützt, sondern darin errungene Positionen werden abgesichert.

Die hier geschilderten Merkmale der selektiven Privilegierung sind keineswegs nur für offiziell als diktatorisch oder totalitär bezeichnete Systeme typisch .
Auf wirtschaftlicher Ebene sind diese Merkmale auch in politisch angeblich freiheitlich und demokratisch veranlagten Kollektiven zu festzustellen.

Es geht aber diese Art der Machtstrebigkeit über alles Institutionelle und Etablierte hinaus. Es gibt auch im beschriebenen Sinne mustergültige 'Freiheitsliebende', denen vor allem die eigene Willkür und Rücksichtslosigkeit wichtig ist und die bereit sind, die Freiheit für Viele für ihre eigenen Bedürfnisse, nach eigenem Belieben und Gutdünken zu handeln und zu wirken, ohne weiteres zu opfern, mit dem selbstgefälligen Argument, es sei denen, auf die sie keine Rücksicht nähmen, genauso 'freigestellt' in gleicher freibestimmter Weise zu handeln und wenn diese dies nicht könnten oder wollten, so sei das nicht, weil sie diese daran hinderten, sondern weil diese dazu nicht fähig oder gewillt seien. Die Freiheit Liebenden dieser Art fordern Freiheit da, wo ihnen die in einer Zivilisation angebrachte Rücksichtnahme auf die Übrigen hinderlich und lästig wird.

Den wirklich Freiheit Lebenden und Liebenden sind weder Privilegien noch Geltung und persönliche Stellung in einer Führungsstruktur wichtig, sondern
die Kreativität und die mentale Bewegungsfreiheit. Sie nehmen in Kauf, dass sich Freiräume dauernd verlagern und wandeln und es immer nur eine Frage der Zeit ist, bis die Lieb- und Leblosen ihre Kontrollposten neu bezogen und ihre Zwänge neu gegen die Freien gerichtet haben.

Freiheit fordert Erfindungsfreude, unablässige Aufbruchsbereitschaft und Entschlusskraft. Sie erfordert auch eine Sprachbeherrschung, die eben das Plakative und Programmatische durch Feinsinnigkeit ersetzt, die sich den Fahndungsautomatismen der fantasielosen Technokraten entzieht. Man muss Wege finden, statt Begriffe und Schlagworte zu beschwören das Wesentliche mitzuteilen, wofür den Technokraten der Sinn und die Bildung fehlen und wohin diese immer erst hinkommen werden, wenn sich die Sprache der die Freiheit Liebenden bereits weiterentwickelt und das Wesentliche eine neue Form und Gestalt angenommen haben werden. Freiheit ist ja gerade all' das, was ihre Feinde nicht kennen und nicht schätzen. Die Feinde der Freiheit meinen, man wolle ihnen streitig machen, was sie für sich beanspruchen. Eben gerade nicht! Aber das brauchen die ja auch nicht zu wissen. Ihre Irrtümer sind ihre ärgsten und für sie unbezwingbaren Feinde.

Freiheit kann nur gelebt werden, nicht eingerichtet. Alles Eingerichtete erliegt seinen eigenen Zwängen.

(Dies ist der Text eines Kommentars zu : http://www.politik-digital.de/edemocracy/wissensgesellschaft/jpain_internetzensur060914.shtml)

Dienstag, 5. September 2006

'einfach' ist nicht einfach einfach

Die Sehnsucht nach der Einfachheit und ihre Folgen
Wer schon einmal die Ernüchterung über Grossartiges und Gewaltiges aber irgendwie doch nicht Erfüllendes oder gar eigentlich Scheiterndes wenn nicht gar schon Gescheitertes erfahren hat, erinnert sich vermutlich auch an die scheinbare Einsicht in die 'reinigende' und heilende Kraft des 'Einfachen' und an das sich dem Schmerz über die Enttäuschung anschmiegende, gesteigerte Interesse für Verheissungen der 'Einfachheit' aller Art.
Die Gefahr ist gross, im Schmerz oder in der Empörung über die blosse Scheinbarkeit des Grossen bzw. für gross Gehaltenen das Antidot 'Einfachheit' statt als Heilmittel quasi als Grundnahrungsmittel einzuverleiben, mit für Heilmittelmissbrauch typischen Folgen, wie etwa zwanghafter Wiederholung des Versuchs, die Wirklichkeit quasi in stapelbare Würfel zu verpacken (Rationalisierung, Dogmatisierung), nach dem Motto ;"Wenn nur einmal all' das Komplizierte wie Kreise, Zylinder, Kegel und Kugeln nicht mehr ist, keine Geltung mehr haben und keine Macht mehr üben darf, wird Alles ganz einfach und entsprechend gut'.
Der Versuch, die Wirklichkeit in stapelbare Kuben zu pressen und zu verpacken ist allerdings der schlimmste denkbare Fall missverstandener Einfachheit. Dieser titt immerhin oft genug ein, ist aber glücklicherweise immer von nur vorübergehender Dauer und versaut in seinem Einflussbereich das Leben von höchstens drei Generationen.

Die Verbildlichung (Idealisierung) des Einfachen und die daraus entstehenden Irrtümer
Die plakativen Bilder, mit welchen die Propagandisten der 'Einfachheit' ihre Kantonements- und Quarantänenideologie 'Einfachheit' erklären und deren Heilsamkeit begründen, sind : 'Entschlackung', 'Entrümpelung', 'Befreiung von unnötigem Beiwerk und Ballast', 'Transparenz', 'niedrige Aufbauten', 'keine Extravaganzen' (flat tax, flat rate') etc., wobei natürlich viele der so Angesprochenen naiv das 'Einfache' beispielsweise mit dem Seichten verwechseln und das Grobe mit dem Optimierten, das Uniforme und Monologe, Monotrope mit Transparenz.
So - vorallem kollektiv - in Gang gebrachte oder geratene 'Vereinfachung' missrät zu Kahlschlägen, wie sie sog. 'Kulturrevolutionen' überall auf der Welt eigen sind. Dieser Prozess kann aber auch in Idividuen von diesen selbst als Überreaktion auf die Misserfolge vorangegangener Selbstüberforderung ausgelöst werden und ablaufen (Burnout, Resignation).

Die Neigung, das Einfache mit dem auf den ersten, spätestens auf den dritten Blick Über- bzw. Durchschaubare gleichzusetzen, ist nachvollziehbar und in verhängnisvoller Weise nur halbwahr. Das leicht Über- bzw. Durchschaubare ist ein besonders gefälliges und entsprechend leicht einleuchtendes (plausibles) Beispiel für das Einfache, ist aber ein eigentlich atypischer Sonderfall, wenn nicht gar ein nur scheinbarer Fall des Einfachen. Man begnügt sich nämlich für das Begreifen von Einfachheit mit den Kriterien der Über- und Durchschaubarkeit mit statisch (bzw. momentan statistisch) erfassten Zuständen bzw. Zustandsmerkmalen oder -grössen, nicht mit den dynamischen Prozessen, die die erfassten Zustände bedingen oder ihnenzusetzen.
Einfachheit wird ja gern in der Nachbarschaft oder Verschwisterung mit Ruhe gesehen und idealisiert - und Vieles, was über Ruhe - und deren Spannung zur Stille - zu sagen wäre, entspricht in mancher Hinsicht dem zum Wesen der Einfachheit zu Erwägenden und hängt damit zusammen.

Einfachheit ist nicht eine Frage der Über- und Durchblickbarkeit, sondern eine Frage des Gleichgewichts bzw. der Gleichgewichte, die sie (die Einfachheit) ermöglichen und erhalten.
Einfachheit steht und fällt mit dem Gleichgewicht, das sie ermöglicht und erhält. Das ist aber erst eine theoretische Aussage über eine ideale Einfachheit und sie gilt für die Absenz jeglicher Dynamik und anderer Gleichgewicht an sich störender Faktoren. Sie geht ferner davon aus, dass 'Einfachheit' in nahezu göttlicher Weise ewig und einzig sei. In Wirklichkeit stehen viele Arten von 'Einfachheit' zu einander in Konkurrenz und der Überblick über alle Arten des 'Einfachen' und über die möglichen Konflikte zwischen ihnen ist ausgerechnet alles andere als einfach.

'Einfachheit' fordert genauso ihre Tribute wie das angeblich 'viel zu Komplizierte'
'Einfachheit' wird immer erzwungen - entweder durch Beschränkung der Ansprüche oder durch zusätzlichen Aufwand.
Man nehme das Beispiel einer Bibliothek. Bei einem Stand von 10 Einheiten genügen dafür ein kleines Regal. Bei nur einem Benutzer bdearf es dazu weder eines Katalogs noch irgend einer Administration. Das ist wirklich überschaubar und entsprechend einfach - vorausgesetzt, der Platz für das Regal, die Werkzeuge für die Montage und auch das Geld dafür usf. seien vorhanden. Also schon bei harmlos erscheinenden Grundannahmen wird deutlich, dass 'Einfachheit' in der Regel auf Voraussetzungen sezt und gründet, deren Erfüllung als selbstverständlich vorausegesetzt wird und nicht danach fragt, wessen denn alles die Erfüllung dieser Voraussetzungen bedürfe. Genau für die Erfüllung der Voraussetzungen, worauf gepriesene 'Einfachheit' sich selbstgefällig gründet, interessieren sich die Propheten der 'Einfachheit' einfach nicht.

Schon bei zwei Benutzern der zum Modell genommenen Minibibliothek wird's ein bisschen komplizierter, wenn sie, wie es dem bisher einzigen Benutzer ohne weiteres möglich war, in keinem Augenblick den Überblick über alle Bücher verlieren wollen, d. h., von allen 10 Büchern immer genau wissen wollen, wo denn anderswo diejenigen, die gegenwärtig dem Regal entnommen sind, sich genau befinden. Wollen die beiden Benutzer das, braucht es die Einrichtung einer diesbezüglichen Verständigung darüber, etwa die Nachführung einer Liste, in der notiert wird, wo sich die Bücher befinden, die momentan nicht auf dem Regal stehen, evt. sogar, wann das Buch wieder auf das Regal zurückgestellt sein wird. Also, es wird entweder auf den Komfort verzichtet, den ein alleiniger Benutzer für sich geniessen kann oder die Beanspruchung der Bibliothek bleibt auf einen einzigen Benutzer beschränkt, oder sie wird turnusgemäss, abwechselnd je ausschliesslich einem der beiden Benutzer vorbehalten, oder es wird eine kleine Administration eingerichtet(was aber bereits den Aufwand einer entsprechenden Einigung und eine ebenfalls als Aufwand zu rechnende Disziplin und/oder Kontrolle erfordert).
Spielend kann mit diesem Modell die Zahl der Bücher, die Zahl der Benutzer und dann beides stufenweise gesteigert und gefolgert werden, wie einerseits die scheinbare Einheit der Idealvorstellung von 'Einfachheit' sich unter den verschiedenen Rollen und Mitwirkenden der inszenierten Bibliothek verästelt und wie Einfachheitsmodelle miteinander in Konkurrenz oder gar in Konflikt geraten. Wo immer 'Einfachheit' gepriesen oder gefordert wird, muss die Frage gestellt werden : 'Einfacher? - Für wen?'
Man kann durchspielen, wie wo und wann von wem entweder Verzicht geleistet oder Mehraufwand betrieben werden muss, damit das Ganze für alle Betroffenen einigermassen gleich 'einfach' bleibt. Man kann beobachten, wie mit dem Anwachsen der Bibliothek Komplikationen aktuell werden, die bei der kleineren in früheren Entwicklungsstadien kein Thema waren. Man wird früher oder später zum Punkt gelangen, wo Einfachheit für die Einen durch Bewältigung des Komplizierten durch die zu ganau dazu Fähigen und Willigen gewährleistet werden muss. Das erlebt man heute im Massstab 1:1 mit der Allgegenwart der IT und CT (Informations und Steuerungstechnik). Man erfährt dabei, wie sehr manche Vereinfachung durch extreme Abhängigkeit von den Spezialisten für das Komplizierte erkauft werden muss und erkauft wird. Das ist der kritische Punkt, wo das die Einfachheit gewährleistende Gleichgewicht gestört werden kann. (Dem Ideal wirklicher Einfachheit und wirklicher Kostenwahrheit sind ähnliche Abgrenzungsprobleme gemein).

Beschränkung auf das Überschaubare bedeutet nicht ohne weiteres einfachere i.S. von 'leichter fallende' Regulierung der Gleichgewichte.
Zur Illustration ein von jedermann nachvollziehbares Experimentchen. Es ist einfacher (aber nicht eigentlich leichter), einen langen und schweren Stock
als ein Streichholz aufrechtgestellt auf der Fingerspitze zu balancieren. Für das Streichholz bedürfte es einer Sensibilität, die kleinste Gewichtsverlagerungen wahrnimmt und die Reaktionen darauf feinstmotorisch steuert.
Gerade die Prediger von 'Einfachheit' hegen grosse Abneigungen gegen feinsinnige Unterscheidungen. Sie bevorzugen Befestigung oder dann Automatisierung vor nuancierender Balance, nennen das aber der Einfachheit halber und aus Abneigung gegen Nuancierung bzw. gegen 'Spitzfindigkeit' (Balance!) 'Sicherheit'. (In der Vorstellung, wo sich nichts unerwartet und unkontrolliert bewege, sich Sicherheit hergestellt).
Die Balance des grossen Stocks erfordert dafür mehr Kraft. Die 'einfache' Folgerung, je grösser der Stock, desto einfacher die Anforderung, ihn in Balance zu halten, ist nur beschränkt gültig. Ab einer bestimmten Grösse wird nämlich der Stock zu schwer. Anstelle des Problems mit der Sensorik und Motorik tritt das nicht minder schwierige Problem der Kraft.
In Wahrheit hängt eben die Balancierbarkeit nicht vor allem vom Gewicht ab, sondern von den Fähigkeiten, die das Verteilen von Gewicht bzw. Last (eben auch in übertragenem Sinne) erfordert. 'Einfachheit' setzt das Erkennen der Grenzen des Möglichen und die Fähigkeit, sich diesen Grenzen entlang zu bewegen, voraus. Und genau diese Aufgabe der Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen ist mit schüttelreimenden Faustregeln gerade nicht zu bewältigen.
Der Wunsch nach 'Einfachheit' ist im Grunde immer der Wunsch danach, von der Wirklichkeit geschont zu werden, wo einem die Grenzen, ihr standzuhalten, bewusst werden.
Darum gibt es geade die ewig einzige, auf einen gemeinsamen bzw. 'einfachen' Nenner reduzierbare Einfachheit nicht, schon gar nicht als Patentrezept.

Die für die Wirklichkeit zuständigen Kräfte bedauern, den auf Vereinfachung Hoffenden keinen positiven Bericht geben zu können.

Montag, 4. September 2006

MINDERHEITENSCHUTZ

Willkürlich geschätzt und symbolisch illustrativ (also nicht statistisch und wissenschaftlich präzise, aber hinsichtlich der Qualität des Bezeichneten eben doch wesentlich wahr) dargestellt, ertragen sechs Siebentel der Menschheit in dieser oder jener Hinsicht prekäre Lebensbedingungen zum Schutze der verwöhnten und selbstgefälligen Siebentelsminderheit, die für sich unanfechtbare und fraglose, durch lückenlose und immer lückenlosere Kontrollen gesicherte Perfektion in jeder Hinsicht beansprucht und dafür sieben Sechstel der Weltressourcen usurpiert und verschleisst.
Das ist der bisher global einzig nachweislich realisierte und funktionierende Minderheitenschutz.

Freitag, 1. September 2006

Geld und Geist - a gogo - und a gaga

Mit beinah der Regelmässigkeit eines Festtagskalenders werden Vertretern der Wirtschaft von den Medien auf den jeweiligen Exponenten zugeschnittene Plattformen zur Verfügung gestellt, von denen aus diese einem interessierten oder auch nur neugierigen oder staunenden Publikum unter veschiedensten Vorwänden ihre 'Axiome der Wirtschaft' verkünden dürfen.
In jüngerer Zeit häufen sich die Bemühungen sowohl der Medien als auch der auftretenden Exponenten, in gewagten Kapriolen circensisch anmutender Art, Ethik, Moral und gar Transzendenz mit dem unison dogmatischen Beharren auf den behaupteten 'Axiomen der Wirtschaft' zu verstricken, zu vermengen bzw. angebliche Ergebnisse geisteswissenschaftlicher '... Studien in die Praxis (sc. der Wirtschaft) umzusetzen und Ethik und Marktwirtschaft miteinander zu verbinden'. (Zitat aus dem Programmtext von Radio DRS2 zur Kontextsendung vom 01. September 2006.)

Die aktuellste Darbietung einer solchen mentalen Zirkusnummer ist das Interview mit dem Sommergast Rudolph Wehrli in der eben zitierten Kontextausgabe vom 01. September 2006, wo dieser von den Programmachern dem Publikum als 'Agnostiker, Theologe, Philosoph und Manager' feilgehalten wird. Im Verlauf des Interviews stellt sich aber heraus, dass dieser Sommervogel - pardon - Sommergast vor allem Manager ist und sich lediglich Kenntnisse und Umgang mit theologischen und philosophischen Begriffen, Kriterienbestimmungen, Methoden, Argumentationsmustern und Folgerungssätzen und mit daraus zusammengefügten Denk- und Wertungssystemen angeeignet hat und diese offensichtlich auch meisterlich auswendig kennt und benutzt.
Wehrli ist keineswegs der einzige und erste Theologe, der in Finanz- und Wirtschaftskreisen Karriere macht und seinen akademischen Werdegang quasi zum moralischen und ethischen Gütesiegel für seine Behauptungen, Entscheidungen und Bekenntnisse zu den 'Axiomen der Wirtschaft' ummünzt. Die Affinität vieler Theologen zu meritokratischen, auf angeblichen Axiomen gründenden Ideologieen kann nicht zufällig sein. Was vom säkular wissenschaftsförmig mit autoritärem Wissensanspruch Argumentierenden das angebliche Axiom ist für den gottesfurchtförmig mit nicht minder autoritärem Wahrheitsanspruch Argumentierenden die Unfehlbarkeit des angeblichen Stifters seiner Religion und der gegenwärtigen Platzhalter dieser historisierten Stifterperson. Tatsächlich geht es um wesensmässig ein und Dasselbe, ob man nun durch entsprechendes 'Wohlverhalten' bzw. 'Leisten' (sich - den Axiomen - Anpassen und den 'Spielregeln', wie Wehrli das nennt, Fügen) einen bevorzugten Platz im Himmel oder in einer Selektions-, Macht- und Privilegienstruktur oder in einer Rotte oder Herde, die demselben Meritenkult huldigt, anstrebt.
Lediglich die Gegenständlichkeit des Angestrebten ist im einen Fall etwas 'luftiger', im andern etwas 'bodenständiger' und 'bodenhaftiger', in beiden Fällen aber eben doch als eine Art Garantie für angenehme Bedingungen für ein im Diesseitigen verhafteten und verhaftet bleibenden, leicht rechthaberischen Bewusstsein.
Man darf sich fragen, wozu eigentlich sog. 'Geisteswissenschaften' von anderen unterschieden werden, wenn sie dann schliesslich doch einigermassen
willkürlich und selbstgefällig in den Dienst ein und derselben selbstherrlich bestimmten Zwecke gestellt werden sollen. Man kann sich fragen, wie weit in ganz anderer Richtung forschende Neugier, Beobachtung und Wahrnehmung überhaupt in einigermassen diametral entgegengesetztes Streben 'umgesetzt' werden können soll, ohne dabei von seiner eigentlichen Bestimmung abgetrennt und von seinem eigentlichen Sinn entfremdet zu werden.
Die Versuche der interviewbereiten, sich für ganzheitlich denkend oder geisteswissenschaftlich ausgerichtet wähnenden Wirtschaftsführer und -experten, Ethik und Gewinnstreben miteinander zu verbinden, kann einen mental lebhaften Agnostiker und ungerührten und unparteiischen Beobachter leicht an ein Vorhaben oder Versprechen etwa der Art erinnern, einen toten Fisch (Theologie ohne Anerkennung einer Transzendenz zumindest als begrifflich axiomatische Korrelation zum Diesseitigen) mit einer Lokomotive (Wirtschaft) vor denselben Wagen zusammenzuspannen und dann zu behaupten, der zur Lokomotive zugespannte tote Fisch führe zur Umsetzung von Gedankengut aus der Welt der Fische in die Welt des mit Volldampf Vorankommmens. Das Einzige, was ein solcher Versuch, dem möglichst ungehinderten Vorankommen, dem spektakulär Fortscheiten und Voraussein und grenzenlosen Wachsen Wollen einen ethischen Duft zu verleihen, erzeugen kann, ist ist ein unnötig den 'Fortschritt', das 'Wachstum', die 'Gewinnerzeugung' und die dazu angeblich unerlässlichen Axiome begleitender und störender Verwesungsgeruch.
Eigenartig, beinah verzweifelt ultimativ hob sich die Prägnanz von der sachlich arrangiert unverbindlichen Atmosphäre des übrigen Interviews ab, mit der der mental bunte Sommergast, wie schon all die andern Seinesgleichen vor ihm zwar nicht ein, weil zum x-ten, aber doch erneut für alle Mal festhielt, Zweck jeder Unternehmung sei nun einmal die Erzielung von Gewinn. Die Fragen wie etwa : 'Gewinn wozu, für wen und auf wessen Kosten und zu wessen Leid?' gelten dabei als Missachtung der Spielregeln. Der Theologe und Philosophe hat sich dazu nicht zu äussern und erhält quasi Asyl in 'agnostischem Niemandsland'. Die Weigerung, jenseist alles disseitig Zweckmässigen etwas erkennen oder zur Kenntnis nehmen zu müssen passt so wunderbar zu Axiomen, die den Zwang zur eigenen Bereicherung und Besserstellung als Naturgesetz hinstellen und die Rücksichtslosigkeit im Konkurrenzkampf nicht nur rechtfertigen sondern in subtiler Weise zur (unternehmerischen) Tugend erklären.

Samstag, 26. August 2006

Wie Abraham a Sancta Clara heute - vielleicht - sänge :

Von Grüppchen, Gruppen, Nationen usf. - und wie Gott sich tot lacht - für alle 'Zeit'
(Eine Sammlung von Spottversen zum Aberglauben, 'Zeit' sei 'Geld')

All' die eingeschwornen Trittbrettgrüppchen
kochen heimlich eifernd ihre Süppchen
und die grossen etablierten Gruppen
spucken selbstgerecht in fremde Suppen.

Die politischen Parteien
kasperlen für feige Laien.
Aller Geldsysteme Währung
braust in ungehemmter Gährung.

Die aller Herren Länder und Nationen
teilen Fremder Leib und Leben in Rationen.
Die wild und wuchenrnd wachsenden Konzerne
investieren selbstbewusst in's Lebensferne.

Die moneymanen Superreichen
verköst'gen sich an teuren Laichen,
Der leider nicht so glücklich Reichen
Alltag ist voll Leid und Leichen.

All' die einzig wahren Religionen
bewegen heuchelmeuchelnde Legionen
und ihr aller eine, je für sie allein nur einz'ge
Gott schaut zu und lacht sich tot - für alle 'Zeit'.

Samstag, 19. August 2006

Spuren und Wege

Spuren führen von einem unerklärlichen Ursprung irgend wohin.
Ob dort ein Ziel sei, hängt davon ab, was, wer der Spur gefolgt ist, damit anzufangen weiss.
Vielleicht ist er der Spur in der falschen Richtung gefolgt. Vielleicht hat er die Spur für einen Weg gehalten.
Wege sind teils Spuren, denen gewohnheitsmässig gefolgt wird, die schliesslich ausgebaut, gesichert, begradigt werden, teils sind sie Querverbindungen
zwischen solchen einst vorgepurten Wegen.
Wege führen letztlich von irgendwie und - wo 'oben' nach irgendwie und -wo 'unten' und umgekehrt.
Sie verbinden unterschiedlich Begehrtes, Gewertetes oder Taugliches. Zwischen absolut in jeder kleinsten Hinsicht ausser der Koordinaten Gleichem
zu verkehren besteht kein Anlass und macht keinen Sinn, bedarf es also auch keines Weges.
Ihrer geometrisch abstrakten Definition gemäss haben Wege zwei absolute Enden, von denen aus es kein Weitergehen im Sinne der Definition, also
in der Weise, wie der dahin führende bzw. von dort ausgehende Weg es ermöglicht, mehr gibt.
Beide Enden sind die Enden ein und desselben Weges, der dieselben Ziele in jedem Augenblick in gleicher aber nicht zwingend in fortgesetzt
gleichförmiger Weise miteinander verbindet, ob man ihn nun in der einen oder andern Richtung gegangen ist oder noch geht.

Der 'spirituelle' Weg
Bei der beliebten und entsprechend häufig verwendeten bildlichen Übertragung des Weges auf das spirituelle Leben ist es willkürlich und propagandistisch, das 'obere Ende' höher (Himmel) zu werten als das 'untere' (Hölle). An beiden Enden geht der Weg in gleichem Masse nicht mehr weiter und es bleiben dem dort Angelangten nur entweder die 'Umkehr', das Verlassen des Weges bzw. das Abkommen vom Wege oder das Bleiben.
An beiden Enden ist der Angelangte vor die qualitativ selbe 'triviale' (dreiwegige) Entscheidung gestellt, für die keine der im Alltag gebräuchlichen, empfohlenen und bewährten Massgaben und Haltungen mehr taugen. Schon dass es kein bipolares, zweckbindendes Entweder - Oder, sondern drei gleichermassen nach der Gewohnheit des Zweckdienlichen 'unsinnige' Entscheidungen gibt, gibt eine Ahnung davon, wie anders die Enden jeder Wegsamkeit sind als Alles sie verbindende Begeh- und Gangbare, zweckdienlicher Mobilität Dienliche.

Während es auf dem Weg um 'Vorankommen' geht, geht es an dessen äussersten Enden um Wandlung
Während es auf der Verbindung zwischen den äussersten Enden um ein 'Vorankommen' in einer bestimmten Richtung geht, ist an den extremen Enden jedes Weges völlig Anderes gefordert und entsprechend 'Wert' bestimmend, falls 'ein Relation zwischen Erfordernis und Wert überhaupt noch wirkt.
Wer - bildlich gesprochen - erst dort angelangt die unterwegs gefragten Währungen noch umtauschen will, wird für die mitgebrachten u.U. nichts oder nur wenig erhalten, denn die, die umkehren wollen, haben selbst und meinen, dessen für ihren Weg zurück zu bedürfen, was der unvorbereitete Ankömmling zu bieten hat, verfügen aber nicht, wonach er begehrt, und die, die für das Bleiben gerüstet sind, haben keinerlei Gehör für sein Angebot.
An den äusserten Enden eines Weges gibt es keine Märkte. Dem entspricht, dass das letzte Hemd keine Taschen habe, wenn auch dieser volkstümliche Spruch damit eher auf Diesseitiges anspielt. Das letzte Hemd hat nicht nur keine Taschen, es braucht keine - Es bräuchte gar nicht einmal das Hemd.
Diese Trivialität der absolut äussersten Enden aller Wege kann man auch als eine Erscheinungsform von Dreieinigkeit auffassen - n.b. als Erscheinungsform davon, nicht schon als die Dreieinigkeit selbst (das wäre schwärmerisch oder frömmlerisch und könnte zu irrigen Entscheidungen führen).
In dieser Erscheinungsform spiegelt sich der am äussersten Ende des Weges Angelangte in den drei Möglichkeiten zur Wahl, die er seiner Angewöhnung auf dem Weg gemäss wahrzunehmen meint, die aber eigentlich nur zwei voneinander grundverschiedene sind.
Nach lebens(weg)gewohnter Anschauung kann man die gespiegelten Grundhaltungen in folgende drei Kategorieen aufgliedern : eine pragmatische, vermeintlich kontrolliert bzw. kontrollierbar aktivistische (Umkehr), eine risikobereit, rebellisch aktive (Ab vom Weg) und schliesslich eine gelassen Hinnehmende (Verweilen). Aus grösserer Distanz gesehen fallen aber die beiden aktivistischen Varianten in eine zusammen, bei der es unbedingt um Fortsetzung von Gangbarkeit zu einem Ziel, um 'Vorwärtskommen' und um die Verweigerung der Einsicht, dass ein erreichtes Ziel keinen Sinn mehr gibt und dass eben 'Sinn' immer nur durch Vorgabe bzw. Vorspiegelung bewirkter Antrieb für ein Streben ist, nicht Hinweis auf Wesentliches und Wirkliches allen Daseins.
'Sinn' zeigt, aus kritischer Distanz von der Grenze zur Transzendenz her gesehen, nur an, in welcher Hinsicht Alles ihm gemäss Ausgerichtete zur Erfahrung der Ver-gänglichkeit, der Ver-gehbarkeit unausweichlich gelangen und sich vor dieser bedingungslos zum Absurden rechnen lassen müssen wird.
Sowohl der pragmatisch Umkehrende als auch der rebellisch von Weg ab Gehende stellen sich vor, das 'gesetzte' bzw. 'richtige' Ziel verfehlt und immer noch vor sich zu haben bzw. suchen zu müssen, zu dem sie in bisheriger Weise, also den erworbenen Einbildungen und Gewohnheiten gehorchend, hinstreben. Sie verweigern die Einsicht, dass Ziele immer irgendwo anders liegen als dort, wo der Weg hinführt, der ihnen einst direkt dazu zu führen schien, als sie ihn betraten und ihm zu folgen sich entschieden haben. Sie verweigern sich der Einsicht, dass Ziele regenbogengleich tanzende Scheinwesen sind. Sie beharren auf ihrem Anspruch, den 'rechten' bzw. 'richtigen' Weg gegangen zu sein und fordern die ihnen einmal dafür verheissene Belohnung, den Einlass nämlich in's Paradies, wie ein empörter Tourist am angegebenen Ziel seinen Voucher wedelt, der ihm Anspruch auf ein Hotelzimmer 1. Klasse verbrieft, an einem Ort, wo solche Voucher nicht gelesen und verstanden werden, weil es dort keine Hotels gibt.
Die Wirklichkeit aller Zielsetzung besteht einzig im durch sie ausgelösten Streben nach dem letztlich Unerreichbaren. Die Umkehrenden und die vom Weg sich Abwendenden halten daran fest, dass das Wirkliche auch das Wesentliche sei.

Zum Wesentlichen hin bedarf es gar keines Weges.
Das Wesentliche ist allgegenwärtig. Man muss es nur wahrnehmen und zulassen wo immer man ist und wie immer es ist, wo man gerade ist. Das hat mit 'Laissez Aller, Laissez Faire' nur sehr oberflächlich und vordergründig etwas zu tun. Es erfordert eine Aufgewecktheit, Entscheidungsfähigkeit und Entschlusskraft, die den Routinen moderner Zivilisation und Bequemlichkeitsstrukturen zuwiderlaufen, während das 'Laissez Faire' eine Folge der Betäubung, Resignation, Trägheit und Dumpfheit ist.
Das Wesentliche ist aber die Kraft, Erscheinung, Wahrnehmung und Sehnsucht bzw. Streben des Wahrnehmenden zur Erscheinung hin oder davon weg zu erzeugen. (Auch dies eine Studie zu einem möglichen Bild von Dreieinigkeit - ein Bild n.b.!).
Letztlich liegt alles Wesentliche im Akt der Verführung begründet. Das Universum ist ein gigantischer Akt der Verführung zu einen Streben an eine Grenze, jenseits derer es so wie bis da hin nicht mehr weiter gehen kann (Evolution).
An dieser Grenze hört das Konkrete auf und beginnt die Realität - die etwas ganz Anderes ist als die vom Verführten, Getriebenen und Strebenden methodisch wahrgenommene und ausgenützte 'Wirklichkeit', die er mit Vorstellungen von Zweck und Effizienz unzertrennlich verknüpft wissen und haben will.
Die Realität ist das schöpferische Potential, das bei Verlassen alles Wirklichen und durch dieses bedingten und bezweckten Konkreten erregt und glücklichenfalls quasi gezündet wird (big bang!), um neue Sinnlosigkeiten zu erschliessen, neuen Unsinn zu stiften, neuen Unfug zu ermöglichen, wenn man es von der humoristischen Seite zu betrachten wagt.
Das Schöpferische ist essentiell nicht vernünftig, weil es sich ja gerade allem Zweckhaften entwindet, wie eine Katze, die nicht gestreichelt werden will, nur weil man jetzt gerade Zeit und Lust dazu hat, sie quasi zum 'Lustobjekt', m.a.W. zur Einrichtung für ein von unerkannten, unklaren Motiven provoziertes Streben macht (Beten).

Das 'Verweilen am äussersten Ende des Weges'
Das Verweilen am Ende des Wegs bzw. an der Grenze zwischen Konkretem und Realem erscheint äusserlich 'passiv' im Vergleich zum pragmatisch aktivistischen Umkehren (weil s'ja nicht weiter geht aber vermeintlich weiter gehen muss) und vom rebellischen vom Weg ab Gehen (weil der ja doch weder an's Ziel noch sonst wohin führt). Es vereinigt und verdichtet indessen völlig unspektakulär und undramatisch die Essenz der an sich richtigen Feststellungen des pragmatischen Umkehrers und des über die Enttäuschung seiner Spekulation bzw. Erwartung Empörten Abweichlers zur Einsicht, dass wo Bedingtheit aufhört, zwar Da-Sein und Bewusstsein lebens(weg)gewohnter Art enden, universelles Sein aber erst beginnt. An Stelle der Resignation (Umkehr) und des Zornes (Abweg) fordert es einen existentiellen Mut zur Transzendenz, zur Grenzüberschreitung, der dem Mut (nicht der Raserei oder der Verzweiflung) ähnelt, sich in einen Abgrund fallen zu lassen (nicht, sich darein zu stürzen), wissend, dass das Ergebnis bzw. das Ende des Falls für den Verstand ungewiss und für die Vernunft unerträglich bleiben, die schon mit Beginn des Falles vergeblich urteilen und berechnen und zum Müssigbleiben ver-ur-teilt' sind.
Der vom Weg ab Weichende wird (immer nur bildlich verstanden) mit einiger Wahrscheinlichkeit statt an ein von ihm trotzig abgelehntes absolutes Ende in eine subjektive Ausweglosigkeit geraten, der zweckhörige Umkehrer wird nicht den Weg zurück finden, den er gekommen, weil die Zeit entlang des Weges, den er gekommen, verstrichen und die nun diesen säumende anders gemessen wird, wodurch die von ihm mitgeführten Währungen inzwischen an Wert verloren haben oder gar ausser Kraft gesetzt sind. Er wird all' dem, dem er sich am äusserten Ende des Wegs nicht stellen wollte, begegnen, in dem Masse und in der Qualität, die er diesem von ihm Verschmähten und gering Geschätzten (weil z.B. keinen Tausch- bzw. Kompensationswert habend) nach seinem Urteil zuschrieb.

Das Wesentliche ist allgegenwärtig und bedarf keiner Wege.
Es ist jeder Vernunft und Zweckbindung enthoben.
Nur der zu Sehnsucht oder Streben Verführte begibt sich auf einen Weg,
Wesentliches zu erkennen und zu schauen.
Der Lebendige tanzt ungeachtet jeden Grundes und Standes,
ohne Sehnsucht und Streben nach Sinn.

Das hier so Gesagte mag zur Illustration des hermetischen Satzes 'Wie oben so unten' - und mittelbar von 'Himmel' und 'Hölle' und des Verweilens darin - taugen. Es liest sich oder hört sich an wie ein etwas sonderbares Märchen. Mehr will und kann es auch nicht sein.

Donnerstag, 17. August 2006

HERZENSBILDUNG

Im Hinblick auf bevorstehende und in fernerer Zukunft folgende Herausforderungen sehen sich nicht nur sparwütige sondern mittlerweile
bereits sparwütende Regierungen abendländischen Zuschnitts vor die Entscheidung gestellt, entwender blendende Projekte und Ergebnis-
vortäuschungen fallen zu lassen oder die Bildungsausgaben zu kürzen.
Nun muss das natürlich nicht unausweichlich eine schlechtere Qualität der Bildung zur Folge haben. Ob allerdings Bildungsausgaben mit
Bildungsinvestitionen gleichzusetzen seien bzw. für klare Ausdrucksweise deutlich von den Bildungsausgaben zu unterscheiden wären, wird
eben in der Politik nicht deutlich kommuniziert und das Publikum wird darüber unter Mitwirkung der Medien im Ungewissen gelassen. (Auch
das ein Ergebnis dessen, was Bildungssyteme bis dato geleistet haben).

Strategisch ist es in ungewissen Zeiten ein kapitaler und verderblicher Fehler, die Ressourcen für die Bildung ohne vorausschauende
Bildungsplanung zu kürzen. Er ist sogar ein Ausdruck der Hoffnungs- und Perspektivelosigkeit für die Zukunft. Wie sich in solcher Weise
Äussernde und Entscheidende 'Führungsbefugnis' zuschreiben können und als 'Führer' auch noch anerkannt werden, ist eigentlich unverständlich.

Die Ereignisse jüngster Zeit zeigen, wie vergänglich sog. Infrastrukturen sein können. Die Haltung der abendländisch gestrickten Regierungen
geht allerdings davon aus, dass die Infrastrukturen in ihren Einflussbereichen kaum innert Tagen und Wochen fast restlos zunichte gemacht
werden könnten. Diese Haltung wiederum zeugt von einer Verständnislosigkeit für das Wesen zerstörerischer Abläufe, die sich gegenüber
den bereits geforderten und in Zukunft immer deutlicher unabdingbaren Einsichten und Erkenntnissen etwa so verhält, wie die Einsicht Galileis
gegenüber dem kopernikanischen Weltbild (Erde umläuft die Sonne und nicht umgekehrt) oder wie gar die zykloästhetische Ansicht, als
Erdenbewohner bewege man sich auf einer immensen Scheibe, an deren Rändern sich die Realität und die Materie veränderten, zur heute geläufigen
Ansicht, man klebe durch Gravitationskraft auf einer immensen Kugel , auf und von deren Oberfläche es kein Entrinnen gebe. Nun, es geistert ja auch bereits ein Gespinst, die Erde sei ein Hohlkörper und die Lücken, die ins innere dieses Hohlraums führten, befänden sich in Nähe der gegenwärtigen
Pole Nord und Süd. Zur Zeit ist noch dafür gesorgt, dass dieses Thema bestenfalls Konversationswert hat aber keinesfalls wissenschaftlich untersucht werden darf - wenigstens nicht offiziell. Auch das ein Ergebnis bisherigen Bildungsbetriebs und vielleicht eine Herausforderung an künftige Bildung.
Teil dieser Herausforderung ist auch die Analyse und Erschliessung der Einsichten in bisher verschleierte und nicht wahrgenommene Wechselwirkungen zwischen Technologie, Macht und Bildung.

Überall, wo totale Zerstörung materieller, organisatorischer Strukturen stattfindet oder stattgefunden hat und Mittel für einen Wiederaufbau fehlen,
ist Bildung das Einzige, das nicht verlorengegangen ist und das den Menschen hilft, sich neu zu organisieren.
Ob dabei 'Wiederaufbau' dessen, was zum Untergang geführt bzw. sich selbst zerstört hat, sinnvoll ist, ist allerdings fragwürdig.
Wirklich gebildete Menschen sind fähig und bereit, solche Fragen zu stellen. Sie haben sich nicht bloss Routinen angeeignet, sondern haben
denken gelernt, geübt und Freude daran gefunden. Menschen dagegen, die ihre Gewohnheiten für Bildung halten und gehalten haben, werden geneigt
sein, wieder aufzubauen, was ihrem Festhalten an Vorurteilen und Rechthabereien zum Trotz zum Scheitern verurteilt ist. Das ist ein weiterer
Aspekt der fragwürdigen Tauglichkeit von Bildungspolitik abendländisch selbstgefälligen Zuschnitts.
Bildung und Zivilisation ist für Viele gleichbedeutend mit Gewöhnung an sanitäre Installationen, Geldverkehr, Zinsrechnungen, Internet, Hubs,
und eine breite Auswahl an Kulten des Vollkommenen, Überlegenen, Siegreichen, Selektiven, Exclusiven, Blendenden, Maximalen und Luxuriösen
(Artgerechte Kindergartenhaltung).

Die Freude am Denken entspringt der Freude am Beobachten und der Neugier. Anders als alle Routine, begnügt sich diese Freude nicht mit
Fehlerfreiheit und mit schulmeisterlicher Rechthaberei, die Lebensfreude einengen, wenn nicht im Keim ersticken. Diese Freuden des eigensinnigen
Beobachtens, Deutens und Darstellens bzw. Formulierens für die Mitteilung an Andere haben etwas tief greifend Herzerquickendes.
Lebensfreude ist ohne diese sich dauernd weiter entwickelnde, von heterogenen (von anderer Seite erzeugten und bereitgestellten) Ressourcen
nur in geringstem Masse abhängigen Beobachtungs- und Erlebnisfreude nicht erlebbar, sondern kann grössten Teils sich selbst und andern nur
vorgetäuscht werden (Die Unterhaltungs- und Selbstwertbedienungsindustrie - und als angebliches Alternativangebot dazu die Spiritualitätsindustrie -
profitieren davon und sorgen - ihrem nicht böswilligen aber beschränktem Selbstverständnis gemäss - dafür, dass sich ihr Publikum mit Ablenkung,
Zerstreuung und emotionalen Rauschzuständen begnügt und nach Freude an eigensinniger Beobachtungs-, Deutungs-, Darstellungs- und Ausdrucks- fähigkeit gar nicht erst fragt geschweige denn solche je erlebt).
Freude an etwas ist auch Vertrauen in etwas - und umgekehrt. Der unglückliche Gegensatz zur Wechselwirkung zwischen Freude und Vertrauen ist
diejenige zwischen Angst und Zwang.

Wahrhaftige und wirkliche Bildung fördert die glücklichen Wechselwirkungen und mehrt die Unabhängigkeit von äusseren Bedingungen und von zweckgerichteten bzw. zweckabhängigen Beziehungen jedwelcher Art. Sie macht unabhängig und selbständig auf allen Ebenen und in jeder Hinsicht.
Gewöhnung, Dressur und Drill gründen auf die ängstigenden und zwanghaften Wechselwirkungen und Kreisläufe. Viele verstehen unter 'Bildung' die
Einfügung des Einzelnen in diese grundelgend frustrierenden Kreisläufe. Daran zu sparen, ist immer noch Verschwendung. Man sollte ab sofort keinen
einzigen Cent mehr dafür ausgeben.

Für Herzensbildung, die auch Charakterstärkung und die Lebendigkeit des Geistes erweckt, muss und kann kein Cent ausgegeben werden. Es gibt dafür
keine Methoden, keine Schulen, keine Institute und keine Diplome und Auszeichnungen. Sie genügt keinen Zwecken, sie genügt dem Leben und erweckt
Lebendigkeit. Jeder Einzelne ist dafür zuständig und dazu fähig. Wer aber die Freude an der eigensinnigen Beobachtung geringschätzt, verspottet, ächtet
und gar zunichte macht (vernichtet), bringt dadurch die Herzensbildung zum Ersterben und tötet so im Sinne des göttlichen Verbots. Das rechtlich definiert und geahndete und das völkerrechtliche Entrüstung provozierende Töten kommen erst lange hinterher. Sie sind quasi Spätfolgen der Unterdrückung der Herzensbildung und der Opferung ihres Wirkens an spektakuläre, imposante, rechthaberische, überhebliche und gigantische (das Menschenmass rücksichtslos überfordernde) Zwecke.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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