Montag, 13. August 2007

ARCHÄOLOGIE DER ZUKUNFT

'WIR O CHLOROPHYLL VOR HÖLLE WASSER'


So lautet die erste bzw. oberste Zeile des Textes auf dem Buchdeckel des im Chronos-Verlag Zürich neulich erschienenen, von den Autoren Rainer Egloff, Gerd Folkers und Mathias Michel unter dem Titel 'Archäologie der Zukunft' in der EDITION COLLEGIUM HELVETICUM herausgegebenen Buchwerkes, das zugleich auch als intellektuelles Werkbuch wahrgenommen und gebraucht werden kann, so man will oder sich dazu angeregt fühlt.

Das Werk in Buchgestalt widersetzt sich der mentalen Besitzergreifung durch den Leser als Lektüre brav vom 'Anfang' und fleissig bis zum 'Schluss', weil es schon da die Frage fast provoziert, wo es denn jetzt anfange und womit es ende.
Nach der simpelsten Methode beginnt das Buch mit 'WIR' auf der nicht numerierten Seite 1 und endet mit "TAT" auf der letzten schwarz auf weiss gedruckten, ebenfalls nicht numerierten Seite 424.
Nach anderen Mustern der Rechthaberei kann man es als auf S.7 mit dem Wort 'ARCHÄOLOGIE" oder auf S.8 mit "OHNE" oder auf S.11 mit "INHALTSVERZEICHNIS", oder auf S. 14 mit "VERHÄLTNIS" (S 1-16 alle nicht numeriert) oder auf S. 17 mit "WENN" oder, dem Inhalsverzeichnis gemäss mit dem mit der Überschrift "INVENTION DER ZUKUNFT" auf der nicht numerierten S. 23 getitelten Teil I, oder mit dem ersten Wort "MASSE" auf der nicht numerierten S. 24 oder schliesslich ganz gewiss mit dem ersten Wort "ZUKÜNFTE" in der Überschrift auf S. 24 beginnend und auf den S. 420, oder 418 endend auffassen. -
Es spielt keine Rolle, wo im Buch man zu lesen beginnt, sondern wo man selber steht, wenn man sich an die Lektüre wagt.
Das Weitere zwischen Buch und Leser ergibt sich aus den Prozessen, die während der ganzen Zeit der Auseinandersetzung zwischen den beiden hin und her wirken und von den Begleitumständen beeinflusst, gestört, verändert usf. werden.
Auch andere beliebte Lesertricks und -gewohnheiten, etwa, das Durchblättern nach Bildchen oder Durchstöbern nach Reizworten in den Überschriften von hinten nach vorn geben für das Vertraut Werden kaum preis, was Bücher der bisher gewohnten Art dem Neugierigen bei der ersten Kontaktnahme und Erkundung hergeben.
Den Buchtitel findet man auch nicht auf dem Deckel des Bandes und auf dem Buchrücken wird er, wie übrigens auch die Schrift auf dem Buchdeckel, nur unter bestimmten Einflüssen lesbar und 'verschwindet' wieder, sobald die Einflüsse nicht mehr wirken.
Der Text auf dem Frontdeckel kehrt in verschiedener Anordnung aber häufig im selben Format und derselben Schriftart auf nicht numerierten Seiten des Buches wieder.
Das Buch zählt wie erwähnt 424 Seiten, die Seitennumerierung setzt aber bei Seiten mit illustrativem, begleitendem, kommentierendem oder - wie erwähnt - repetiertem Inhalt aus und setzt mit der Fortsetzung des Kerntextes gemäss Inhaltsverzeichnis wieder ein (So etwa zwischen S. 76 und 91).
Der Illustrationsstil erinnert oft an wissenschaftliche und technische Zeichnungen und an Zeitungsillustrationen um die Wende vom vorletzten zum letzten Jahrhundert. Es gibt Texte, die quälend oder gar unleserlich klein geschrieben sind. Auch unerwartete und ungewohnte Textanordnungen überraschen den das Innere der 'Black Box' (woran das Aussehen des geschlossen daliegenden Buches erinnern mag) erstmals Erkundenden.

Man wird das 'Buch' mögen lernen, sobald man erste Merkmale zu erahnen beginnt, die, was wie ein etwas schweres Buch in der Hand wiegt, Eigenarten eines Konzeptes für etwas ausmachen, das dem bisher von einem Buch allgemein Erwarteten entwächst und sie - auch schmerzhaft - aufbricht.
Wer sich mit diesem Artefakt in Buchgestalt auseinandersetzt, mag einer Ahnung von den Grenzen all dessen begegnen, was das Geschriebene und Sammlungen von Geschriebenem als Gefässe für interpretationsbedürftige Inhalte bisher bewirkt haben und vielleicht auch noch etwas wie Schimmer vom ausserhalb dieser Grenzen noch zu Erfahrenden und Möglichen erraten. Vielleicht ist die IT doch nicht die grosse evolutive Explosion für das menschliche Bewusstsein, für die sie von vielleicht Voreiligen aus beschränktem Vorstellungsvermögen heraus gehalten wird.

Ein wichtiger Aspekt und erklärtes Bestreben des 'Librofaktes' (Artefakt in Buchgestalt) ist eine bis in bisher noch kaum so weit gefasste Konsequenzen ernst genommene und nach den gegebenen Möglichkeiten und Mitteln ausgeführte Inter- und Transdiziplinarität nicht nur zwischen formell und administrativ nach bisherigen Usanzen als 'wissenschaftlich' anerkannten Disziplinen, sondern auch zwischen diesen einerseits und andere Vorstellungen und Sinngehalte mit eigene Ausdrucksformen produzierenden gesellschaftlichen Bereichen und Inhalts-, Ausdrucks-, Signal-, Symbol- und Memetikdomänen andererseits.
Fast möchte man angesichts solchen Anspruchs über eine Wiedergeburt einer neu begriffenen 'Universitas' frohlocken, jedenfalls über eine erste Schwalbe als Vorbotin eines Frühlings neu erwachenden und von misanthropisch krämerhaft zweckhörigen Rechthabereikulten und Aufsteigerritualen befreiten Intellekts.

Nach den Worten der Herausgeber (Zitat): "ist dieses Buch - Journal, Fundstück, Instrument und Subjekt der unternommenen Grabung zugleich - auch ein Zukunft-Schaffendes: Es orakelt, wünscht, interveniert, plant und erinnert sich .... gibt sich Stimmungen hin, ereifert und beruhigt sich, assoziiert und denkt über sich selbst, sein Herkommen und seine Bestimmung nach. - Sofern dies ein Buch überhaupt kann. Vielleicht kann es ein Buch in der Zukunft. Ob es da wohl noch Bücher gibt? -"

Dienstag, 17. Juli 2007

Wissen und Kränkung ...

... oder die Büchse der Pandora

Selbst für gründlich Kundige und gewissenhaft Prüfende wird das Urteil immer schwieriger, wo und wie weit 'Wissen' auf nach vertretbarer Methode unvoreingenommen überprüfter und gewissenhaft dokumentierter Bestätigung seiner Behauptungen und Sätze bzw. so begründeten Annahmen oder auf reiner Anmassung beruht. Nicht selten schwingt in der Selbstsicherheit und Souveränität, mit der viele Exponenten der Wissenschaften an die Öffentlichkeit treten, ein Tonfall des Rechthaberischen, Überheblichen und Selbstgefälligen mit. Das kann ganz besonders dort, wo es um Wissen über den Menschen, seine körperliche Bedingtheit und Veranlagung, das Werden, Gelingen und Missraten seiner mentalen Verfassung und um das Leben und dessen Bedeutung geht, kränken.
Viele Vorgänge, Ereignisse und die Aufdeckung währender Missstände stellen den Wert solchen Wissens für die Abbremsung der hemmungslosen Auswucherung verbrecherischer Dynamik und Antriebe hinsichtlich der Beanspruchung für den Erhalt und die Entwicklung von Zivilisation, deren Mass ein autonom mitdenkender, mitfühlender und mitverantwortlicher Mensch ist, notwendigen Ressourcen und hinsichtlich der Teilhabe an den Ergebnissen menschlicher Arbeitskraft und an den Leistungen der Naturkräfte und des diesen innewohnenden Lebens immer unausweichlicher in Frage.
Die 'Sachlichkeit', mit der gewisse Experten genau gegenüber diesen Fragen auf Distanz gehen, sich dafür für 'fachlich' nicht zuständig erklären und sich damit auch gerade jeder ihrer Stellung und ihrem Einfluss entsprechenden persönlichen Mitverantwortung für die Verhältnismässigkeit des Aufwandes für ihr fachliches Kompetent Werden und Sein zum Mangel an Mitteln zur Linderung skandalöser Missstände und Greuel in jeder Hinsicht endgültig enthoben erklärt wissen wollen, wird zum Hohn gegenüber all' denen, die von Allem nichts verstehen und keine Ahnung haben, weil sie zu Zeiten keine Gelegenheit gehabt und bekommen haben, das Nötige darüber zu erfahren, um sich dafür zu interessieren.
In dieser 'Sachlichkeit' wird deren Sinn und Zweck gemäss das von ihr Behandelte zum sie zu dulden und sich ihr zu unterwerfen habenden Objekt. Das ist die zuletzt unausweichliche Wirkung aller ungebändigten und hemmungslosen, schulmeisterlich beharrenden Objektivität.
Der Schritt vom keuschen Wissen zur vergewaltigenden Macht ist getan und ist nicht mehr rückgängig zu machen, selbst wo der wahrhaft Wissende selber reuevoll zurücktritt, denn sein Gefolge ist der Sucht der Macht erlegen. Das Gefolge ist immer nur mitwissend, denn nicht
der Inhalt des Wissens, sondern sein Nutzen und das Licht, worin man sich baden kann, lockt sie und macht sie hörig. Und Hörige sind immer die erste Beute der 'Macht', die in letzter Konsequenz ausser Ausbeutung, Erniedrigung, Zerstörung und Vernichtung nichts vermag.
Darin liegt die den Menschen kränkende und erniedrigende Gefahr allen Wissensmissbrauchs. Das Wissen selbst ist noch nicht 'Macht', sondern erst sein Missbrauch zu Zwecken, die nicht der tieferen Bedeutung seines Inhalts entsprechen oder damit sogar unvereinbar sind, macht es zu einem Instrument der Macht.
Die Kriterien für den Wissensmissbrauch sind nicht von vornherein gegeben, sondern müssen in einem schwierigen und langwierigen kulturellen und gesellschaftlichen Prozess erarbeitet werden und das jeweils Errungene hinkt immer den aktuellen Bedürfnissen nach.
Die Begierden nach Annehmlichkeiten und Bevorzugungen sind schneller geweckt als das Gewissen erwacht. Nicht Pandora ist das Übel, sondern die Vergesslichkeit und Schläfrigkeit des Gewissens (Epimetheus), das ja vor ihr gewarnt war.

Dienstag, 3. Juli 2007

Bildungspolitik - Lob der Schule

Bildungspolitik - Joachim Bauers Lob der Schule
(Eine etwas eigenmächtige Rezension)

Der Autor
Joachim Bauer ist Medizinprofessor und Psychotherapeut und sowohl für innere Medizin als auch für Psychiatrie habilitiert.
Nebst anderen Leitungsfunktionen als Oberarzt an der Uniklinik Freiburg i.Br. ist er wissenschaftlicher Leiter des Münchner
"Instituts für Gesundheit in pädagogischen Berufen" und Projektleiter eines von der Bundesregierung unterstützten Schulprojekts
in Südbaden.

Das Buch
In seinem erst vor kurzem neu erschienenen Buch 'Lob der Schule' entwirft Bauer in sieben Kapiteln auf 140 Seiten 'Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern'.

In themenbezogenen Fussnoten gibt er für den konzentrierten Leser gut verständliche Erläuterungen zu neurobiologischen Voraussetzungen und Prozessen des Lernens, der Aufmerksamkeit, der Motivation usf.
Seine Verweise auf Literatur und Interviews betreffen überwiegend Erscheinungen und Ausgaben aus den Jahren 2006 und 2007, teilweise
auf Werke, die zur Zeit der Veröffentlichung von "Lob der Schule" noch in Vorbereitung waren.

Die Leseerfahrung
Hier geht es weder um eine Inhaltsangabe noch eine Kritik des Buchinhalts, sondern um die Beschreibung des hemmungslos subjektiven
Erlebnisses, das das Buch dem Verfasser dieser eigenmächtigen Rezension beschert hat. Es ist davon auszugehen, dass der Pseudo- und
Putativrezensent Einiges vielleicht nicht im vom Buchautor gemeinten und gewollten Sinne mitbekommen und es statt dessen mit eigenen Ideen und Reaktionen befrachtet hat. Umso wichtiger wird angesichts solch eigenmächtigen Missbrauchs fremder Leistung die Empfehlung an Interessierte, das Buch von Joachim Bauer selber zu lesen und danach vom Buch selbst statt über diesen Artikel zu sprechen.

Das Buch liest sich in wichtigen Teilen als eine 'Utopie' im wahren Sinne des Wortes, also einer Setzung von Zielen, die noch 'Nirgendwo' (Ouk'topos) erreicht sind, was gerade nicht heisst, dass sie unerreichbar seien. Es liefert im weiteren Visionen im Sinne einer Weiterentwicklung konkreter Erfahrungen, Einsichten und Ansätze zu einer eigentlichen, neuen, lebens- und weltzugewandten Schul- und Bildungskultur.
Letztlich geht es dabei um weit mehr als 'nur' um Schule. Deutlich wird dabei jedem ernsthaft Interessierten und Engagierten, wie zentral die Bedeutung von Schule und Bildung nicht bloss für Belange einer Nation oder eines Herrschafts- und Wirtschaftssystems, sondern in erster Linie für das Mensch Werden und Sein sind.

Das Schulkind zwischen "Zuhause-Reaktor" und Schulhof als erstes Portal zur 'Aussenwelt' und zur 'Fremde'.
Schule spiegelt ihrem Wesen und Veranlagtsein gemäss die Welt der Erwachsenen und vermittelt zwischen Jugend und Erwachsenheit.
Diese Funktion wird umso unentbehrlicher, als die Welt der Erwachsenen für die Jugend immer weniger als durch unmittelbare Sinneseindrücke und wiederholte Beobachtung von Vorgängen in einer grundsätzlich friedlichen und mit dem Zuhause korrespondierenden Arbeitswelt nach und nach verständlich und nachvollziehbar wird, sondern sich über Bildgebungs- und -erzeugungsverfahren und über abstrakte Begriffe sowie durch mit willkürlich komponierten Inhalten und Werten aufgeladene Signale und Symbole 'offenbart' (was immer 'offenbaren' hier heissen und wie immer das vom jugendlichen Individuum in seiner persönlich einmaligen Situation erlebt und gedeutet werden mag).
Mit ihrer Spiegel- und Mittlerfunktion lädt die Schule - ob ihr (bzw. ihren Experten, Planern und Verwaltern) willkommen oder nicht - das
schulpflichtige und -fähige Kind auch dazu ein, seine Weltsicht und -erfahrung über die bisher - im Idealfall schützende und entsprechend als 'Geborgenheit' gewertete - Enge des 'Fünfzimmer-Normreaktors', worin 'Familie' sich bildet, sich ereignet, sich abspielt und gepfercht ist, hinaus zu erweitern.
Schon daraus, dass die Alltagsroutine im erwähnten 'Zuhause-Reaktor' vom einen Kind als Geborgenheit, vom andern eher als Gefangenschaft oder vom ein und selben Kind zugleich in dieser Hinsicht als das eine, in jener dagegen als das andere erlebt werden kann, entstehen durch die Begegnung mit dem weiteren und entsprechend als bedrohlich oder befreiend gedeuteten Raum der Schule subtile Spannungen, die zu erkennen und zu artikulieren auch pädagogisch gebildete Erwachsene nicht ohne weiteres im Stande sind, die aber dennoch wirken.
Es sollte eigentlich nicht überraschen, dass Kinder die Schule bzw. deren Einrichtungen und Betrieb auch als Gelegenheit und Mittel deuten, entdecken und ausprobieren, aktuelle mentalatmosphärische Ungleichgewichte, Defizite oder Überlastungen in ihrer - ja nicht frei gewählten - Wohn- und Beziehungssituation auszugleichen, wo und sofern sie ein Bedürfnis nach solchem Ausgleich empfinden.
Dieser Ausgleichsbedarf wird in dem Masse sowohl quantitativ als auch qualitativ anspruchsvoller, als sich die Kluft zwischen intellektueller
und emotionaler Gewohnheit in der Beziehungs- und Wohnsituation des Kindes und diesem in bzw. aus der Welt 'ausser Hause' entgegentretender Anforderung einer globalisierenden Gesellschaft und Daseinsbehauptungsarena der Erwachsenen weitet.
Die 'Welt ausser Hause' bedeutet für das noch kleine Schulkind zunächst eben vor allem Schule, Schulweg und eine Vielfalt von diesen 'Dimensionen' teils gebotenen, teils wiederum aufgezwungenen Beziehungen und Sinneseindrücken. Mit dem Altern des Schulkindes und mit der Zunahme in der Schule und 'anderswo' erworbener und geübter Unterscheidungs-, Merk- und Deutungsfähigkeiten werden zunehmend die Medien zu Schnittstellen zur Welt 'ausser Hause' und zu deren - teils auch 'verbotenen' - Aspekten.

Der Anteil von jungen Menschen aus Regionen mit überdurchnittlich grosser Abwanderung Richtung prosperierende Regionen Europas ist aus Sicht der Planung, Verwaltung und des Betriebs von Schule augenfälligste aber bildungspolitisch und -kulturell nicht wirklich schwierigste Aspekt dieser Kluft.
Bauer zitiert die Aussage des Amerikanischen Schulexperten Frank McCourt, wo dieser die Schüler mit 'heatseeking missiles' vergleicht und damit dazu auffordert, den untrüglichen Instinkt junger Menschen für das Aufspüren des Unechten und Verlogenen im Auftreten und in den Werthuldigungen der Erwachsenen nicht zu unter- oder gar geringzuschätzen.
Die Schule ist als Repräsentantin der Erwachsenen gegenüber der Jugend und als Mittlerin zwischen 'zu Hause' und der 'Aussenwelt' bzw. 'Fremde' sowie zwischen Gegenwart und Zukunft gefordert, mit der Jugend auch die von dieser hinterfragten Unvollkommenheiten, Ratlosigkeiten und Verlogenheiten der Welt der Erwachsenen zu erörtern. Vermeidet sie das in dem der jeweiligen Reife der Schüler nicht entsprechendem Masse, gibt sie mit dieser Verweigerung von Wahrheit der Jugend ein Vorbild nicht nur von Erwachsenheit sondern auch von Überlegenheit, die darauf beruht, der Wahrheit aus dem Wege zu gehen wenn nicht gar diese zu unterdrücken. Damit aber stellt sie ihre Autorität in Frage, bis zu einem gewissen Grade über falsch und richtig zu entscheiden und untergräbt das Vertrauen in die Richtigkeit und Tauglichkeit der von ihr vermittelten Lerninhalte für die Wirklichkeiten des Lebens. Ist dieses Vertrauen gestört, nützt es gerade überhaupt nichts, wenn Schüler 'wieder lernen', wie neulich von einem im Wahlkampf stehenden (und schliesslich siegreich daraus hervorgegangenen) Politiker seiner grossen Nation versprochen, 'auf- (und womöglich auch noch stramm -) zu stehen, wenn der Lehrer die Klasse betritt'.

Unpathetische Ehrlichkeit gegenüber der Jugend währt am längsten und motiviert sie am nachhaltigsten. Eine Utopie?
Joachim Bauer antwortet auf diese Frage mit konkreten und praktisch ausführbaren Vorschlägen.

Bitte lesen Sie das Buch selber. Erzählen Sie nicht weiter, was Sie darüber gehört oder an Orten wie etwa diesem hier - und auch an besseren - gelesen haben!

Einen völlig andern, aber nicht zwingend entgegenstehenden Ansatz zum Lernen vermittelt die tibetische Überlieferung. (Gehen sie im Link
auf S. 10 "Science meets Dharma".)

Dienstag, 8. Mai 2007

Intelligenz und Intellekt

Gelegentlich wird der Unterscheidung von Intelligenz und Intellekt entgegengehalten, sie sei spitzfindig oder bedeutungslose, philosophische Wichtigtuerei.
Dabei ist es ganz einfach und anspruchslos :
Die Intelligenz ist das Werkzeug.
Der Intellekt ist die Bereitschaft und unablässig fortgesetzte Übung, mit Intelligenz umzugehen und für die Zwecke, Ergebnisse
und Folgen dieses Umgangs persönliche Verantwortung zu übernehmen. Der Gebrauch der eigenen Intelligenz ist so höchstpesönlich
wie der Gebrauch des Eigenen Penis oder der eigenen Vagina. Für das durch diesen Gebrauch Entstehende ist der Erzeuger
verantwortlich. Das ist nicht bequem.
Deshalb ist es möglich und kommt häufig und in mannigfaltiger Weise ausgeformt vor, dass bei aller Intelligenz der Intellekt
unterentwickelt und schmächtig bleibt.
Intelligenz ist Begabung, Intellekt ist Meisterschaft. Nur aus wenigen Hochbegabten werden grosse Meister.
Ein weit entwickelter Intellekt, der sich der Herausforderung des auf die Welt Kommens und Mensch Werdens stellt, entwickelt sich
weiter zu grossem Geist.
Ein Intellekt, der sich mit seiner erlangten Meisterschaft begnügt, sinkt irgendwann in die Banalität zurück.

Dienstag, 10. April 2007

Der 'Heilige Krieg'

Die Entscheidung, Mensch zu werden und zu sein
Der 'Heilige Krieg' ist das Ringen des Einzelnen um seine Entscheidung, Mensch zu werden und zu sein oder Sklave unter profanen Zwängen und gegenüber deren Verlockungen, worin jene eingewickelt, ein bis zu seinem Tode wehrloses aber störrisches, quengelndes und zwängendes Kind zu bleiben.

'Krieg'?
'Krieg' heisst dieses Ringen, weil es die Einstellungen, das Lernen und die Erfahrungen eines Kriegers wie Mut, Hartnäckigkeit, Gewalt, Ungstüm, Übermut, Grausamkeit, Zorn, Härte, Strenge, Kraft, Macht, Wertegestaltung, Niederlagen und Verluste erfordert und damit konfrontiert. Der Krieger ist ein heimatlos bleibender, ewig wandernder, unablässig Lernender und sich Wandelnder, nicht ein Verdienstvoller, Erfolg- und Ruhmreicher. Besitz und Ruhm gelten ihm Nichts, denn er ist kein Söldner, kein Vasall, kein Beauftragter, kein Angestellter. Er ist sein eigener Herr. Es schrickt ihn nicht, verachtet und verfolgt zu sein. Er ist, der er ist und lebt, was und wie er ist, mit Respekt gegenüber dem Lebendigen und Lebhaften, treu allein der Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, den Verzagten aufrichtend und ermutigend.

Der Einzelne als Krieger
Der 'Heilige Krieger' ist immer der Einzelne und nie der Gefolgsmann irgend eines Kreuzzüglers oder religiös verzückten Eroberers. Er ficht seinen Krieg als Einziger und Einzelner, unter Verzicht auf Berufung auf eine höhere Instanz und ohne Schutz jedwelcher Rechtfertigung vor Anderen und Heiligung durch irgendwelche Jüngerschaft.

Der Heeresführer
Wer für seinen 'Heiligen Krieg' Gefolgsleute um sich schart, sich deren Ergebenheit sichert und sich als Führer an deren Spitze stellt, verrät sich selbst an die Versuchung des Ruhmes und der diesem folgenden, scheinbaren Macht. Er verdingt sich an die Zwänge des Profanen, des Besitzens, des Verfügens über Anderer Leib, Arbeitskraft und Leben und über übermässig Beanspruchtes, gewöhnt sich an die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit des umfänglich Bedient Seins als Fortsetzung des Kind unter quasi müttelicher Obhut und Pflege Seins und Bleibens. Er wird dadurch leicht zum Allerersten, der sich bedroht fühlt und seine Vasallen und Untertanen ruft, ihn zu beschützen und sich für seine Versprechen zu ofpern, deren Erfülllung ohne ihr Opfer angeblich in Gefahr, während, was wirklich in Gefahr, seine Bequemlichkeit, weiterhin uneingeschränkt, fast unentgeltlich und ohne Frage umfängliche Bedienung und Verwöhnung in Anspruch zu nehmen.

Endphase des Heiligen Krieges und der Vollbringung
Der 'Heilige Krieg' wird in seinen letzten Phasen zum Ringen ausschliesslich des Einzelnen, d.h. ohne jeden Beistand durch Besitz, Verfügungsmacht, Ergebene und Einfluss Verbündeter um die Versöhnung des Satanischen mit dem Göttlichen (die umgekehrt nie notwendig wurde und wird, da diesem (Göttlichen) Nichts fremd, feindlich oder zu gering), ist die Überwindung des satanischen Neides auf die göttliche Idee, den Samen des universell - und nicht bloss feurig - Geistigen ausgerechnet in das unspektakulär, unansehlich finster trocken Irdische, ins Formbare, d.h. in's unendlich Lern- und Entwicklungsfähige, zu legen, statt ihn dem hochfahrenden und leidenschaftlichen, spektakulären und verblendenden Feuer anzuvertrauen.
Daraus wird deutlich, dass das Göttliche letztlich das unendlich fortgesetzt über sich selbst, aus Sicht des Besitzens. Bezweckens, Verfügens, Begreifens sinnlos bzw. 'unvernünftig' Hinauswachsende ist und sich dabei dem für technokratisch verkrüppelten Verstand noch Unentwickelten und Unscheinbaren zuwendet, während das Satanische auf seinen scheinbaren Errungenschaften des Zweckhaften beharrt und mit allerlei Anstrengungen, darunter etlichen Rücksichtslosigkeiten, faulen Tricks und Zaubern, seine Überlegenheit gegenüber dem Unsicheren, Ungewissen, An- und Hinfälligen, Verletzlichen und Verführbaren zu beweisen gezwungen und getrieben ist. In diese missliche Beweislage hat es (das Satanische) sich mit seiner übermütigen Wette gegen die Idee des hochriskanten und alles Andere als unfehlbaren Mensch Werdens und Seins selber hineinverrannt.

'Unfehlbarkeit'
Die Unfehlbarkeit ist ein satanischer, schöpfungsfeindlicher Anspruch. Die Fehlbarkeit ist die grosse existentielle Grösse der Menschwerdung und der Evolution des Mensch Seins. Die Geringschätzung alles Fehlbaren ist auch Geringschätzung des Experimentierens, das selber im Geiste alles Schöpfens geschieht und ohne Fehler zu keinem Lernen, das die Evolution anregt und belebt, führt. Das unübertrefflich Geniale der Idee des Mensch Werdens und Seins liegt gerade in der Veranlagung der Fehlbarkeit, die ganz besonders den Stolz des feurigen Genies provoziert, das dem Erhabenen, Grossen, überlegen Erfolgreichen und Prachtvollen (shock and awe) zuneigt.

Satan muss erlöst, nicht vernichtet werden.
Satan muss nicht vernichtet, sondern erlöst werden von seiner Abhängigkeit von seinen künstlichen und aus Verzweiflung in Eile und listig erschaffenen Automaten und Robotern von dem echten Menschen täuschend ähnlicher Gestalt und perfekt nachgeahmtem Benehmen.
Die Idee, Satan vernichten zu müssen und zu können, ist nicht göttlich, sondern satanisch. Die Versuche, ihn zu vernichten, bestätigen ihn wahrhaft 'nämlich' und seine Zerstückelung wirkt wie Drachensaat. Sie vermehrt ihn in vervielfältigt neuen Gestalten und Wirkweisen, die von mal zu mal schwerer erkennbar, weil weniger schrecklich, eben zunehmend täuschend 'menschlich' und umso einschmeichelnder und wirksamer werden.
Satans Bändigung und Verbannung in das ewige Feuer, so sie wirklich stattfände, bedeutete nicht seine Vernichtung, sondern den 'Beweis' der Überlegenheit des reinen Feuers über die Idee des unspektakulären aber entwicklungsfähigen und zu Entwicklung befähigenden Mensch Seins, denn genau auf die Höherwertigkeit des ewigen Feuers, aus dem er ja geboren zu sein sich anheischig macht, beruft sich ja Satans Wette.
Nur der Schoss, dem der kindische Satan, seiner eigenen Prahlerei gemäss, entsprungen, kann den Menschen als Kind der geringgeschätzten Erde von dessen Streichen befreien. Das sieht nach Sieg des Feuerprinzips über die Idee des neben ihm bescheiden irdisch wirkenden Mensch Werdens und Seins aus, wenn man das Verhältnis zwischen Prinzip und Idee als statisch und endgültig betrachtet, wie es dem evolutionsskeptischen Satanischen entspricht. (Motto: Der Mensch ist so und kann und wird sich nicht ändern).

Satan als Musterschüler, 'verlorener Sohn' - oder als Ödipus
Wenn aber der hochbegabte und übermütige Flegel Satan vom Kosmos, der in diesem etwas veniedlichenden Bild quasi als Jugendrichter fungiert, wieder in die Obhut seiner Mutter zu Nacherziehung überantwortet wird, ist das, aus Sicht universell existentieller (nicht biologisch beschränkter, darwinscher) Evolution, eher doch als Entwicklungspanne für Satan zu deuten. Satan hat (wiederum mit den bescheidenen Mitteln menschlichen Ausdrucks für noch weit über den gegenwärtigen Stand seines Werdens Hinausgehendes skizziert) mit seinem musterschülerhaft ehrgeizigen Lerneifer vielleicht vom Universum mit seiner hemmunglosen Auffassungsgabe schneller und etwas mehr 'begriffen' als viele Andere, ihm Gleichgestellte Instanzen und Kräfte, aber er hat ausgerechnet von der Potenz, auf die er sich beruft und aus der heraus er zu herrschen meint, erstaunlich wenig Ahnung, weil diese ihm als selbstverständlicher Anspruch und Besitz erscheint, und er sie entsprechend missbraucht. Er ist vielleicht von seiner wirklich anziehend schönen und machtvollen Mutter Ignis (Feuer) etwas vernachlässigt und arg verwöhnt worden. Ihn in Rollen des verlorenen Sohnes oder auch eines Ödipus (eine andere Gestalt des Mensch Werdens, das nach gesellschaftlichen Gewohnheiten als Scheitern, 'Unvernunft' und Sinnlosigkeit gewertet wird) statt in derjenigen eines dämonischen kosmischen Scheusals zu sehen, und sei es nur in einem vielleicht zum Scheitern verurteilten gedanklichen Experiment, kann auch als Kampfphase in einem 'Heiligen Krieg' aufgefasst werden.

Satans Vernichtung wäre, so überhaupt möglich, ein folgenschwerer Verlust für das Universum
Satan kann nicht vernichtet werden. Er ist und bleibt Teil des Universums. Seine Funktion ist die fortwährende Hinterfragung der Schöpfung (bzw. der Evolution). Auf diese Hinterfragung ist auch in der Genesis wiederholt und deutlich hingewiesen :
Der Schöpfer sah nach dieser Erzählung bei jedem Schöpfungsschritt, 'dass es gut war', was ja eine analytisch kritische Hinterfragung voraussetzt. Sie ist Teil des Schöpfungsaktes und regt dessen Fortsetzung und Weiterentwicklung an. Ohne die unablässige Hinterfragung würde die Schöpfung stillstehen und zum Erliegen kommen, denn aus ihr werden ja neue Ideen geboren, nicht anders als schon ganz zu Beginn, wo ja das Ergebnis der Hinterfragung war, es sei 'wüst und leer' und die damals so Urteilenden auf den Gedanken kamen, das zu ändern.
Der Schöpfunksakt kann nur stattfinden oder nicht. Zwar verschwindet durch Schöpfung Erschaffenes bei Stillstand von Neuschöpfung nicht von einem Augenblick zum andern, aber es ist dem Zerfall überlassen, sobald es aus der seiner Erschaffung zugrunde liegenden Idee keine genügend starken Impulse, weiter zu bestehen, mehr erhält. Davon ist alle Schöpfung auf allen Ebenen und in allen Verhältnissen des Universellen dauernd bedroht. Ohne Hinterfragung keine Schöpfung.
Offenbar herrscht unter den Erzählern der Schöpfungsgeschichte die Meinung, dass sich an der Erschaffung des Menschen eine Meinungsverschiedenheit zwischen der kreativen, Projekte formulierenden und der Prüfungsinstanz (Hinterfragungsinstanz) entzündet hat und in einen Machtkampf ausgeartet ist. Hier nämlich tritt Satan erst als eigenständige und die Kreativinstanz konkurrierende Instanz auf. Es kann angesichts dieser Konstellation nur wenig verwundern, dass das Mensch Werden und Sein von diesem Kompetenzstreit überschattet und geprägt ist und ihn sogar, in etwas voreiliger Überschätzung seiner Fähigkeit, Partei zu ergreifen, zum - n.b. für seine Verhältnisse untauglichen - Modell für die Lösung seiner Existenzfragen nimmt und nachahmt. Bisher natürliche und selbstverständliche Kooperation wird aufgekündigt und in Konkurrenz verkehrt, im Glauben, auf den früheren Kooperanden nicht mehr angewiesen und ihm überlegen zu sein. Genau von dieser Qualität ist die von den Medien berichtete Aktualität auf allen Ebenen des Existentiellen.
Wenn Satan, den seine Existenz behauptenden Prophezeiungen gemäss, von den angeblich 'guten' Kräften 'für alle Zeiten' gebändigt und in's Zentrum der Reiches, woraus er geboren und worin er ohnehin beheimatet ist, geworfen wird, kann das nicht seine Vernichtung als hinterfragendes Prinzip sondern lediglich das Ende seines Machtanspruches über das menschliche Bewusstsein, das Ende aller kleinmütig machtstrebigen Skepsis gegenüber der unbändigen Lebendigkeit bedeuten. Gedanken Ideen und Implikationen, die heute noch mit Begriffen wie Schuld, Recht, Forderung, Besitz und Macht belegt sind, werden keines Aufblickens mehr würdig erachtet sein.
Auf die der Personifizierung Satans adäquat verniedlichte Erzählebene herabgesetzt würde das etwa ein Geschichtchen ergeben, wonach der unflätige und gewitzte Bube Satan quasi im Hausarrest (ewiges Feuer, das ja so zu sagen sein Elternhaus) nachsitzen und lernen soll, was er, von seinen bisherigen Erfolgen verblendet, zu lernen für unnötig gehalten hat, aus einer etwas arg flegelhaft utilitaristischen Auffassung heraus, wonach genüge, dass der Schein des Erfolges (Laborberichte, Untersuchungsergebnisse, Bilanzen) Recht auf Forderungen und Anmassungen gebe und es keines Raums und keiner Zeit für freie - das heisst auch 'fehlerhafte' - Entftaltung des Lebens bedürfe, das halt auf unbändiger Lebendigkeit beruht und das ohne diese auf Dauer zuerst an Vielfalt verliert und schliesslich von dort, wo beharrlich geringgeschätzt und unerwünscht, anderswohin entschwindet.

Satans Unreife
Der Huldigung an die Spektakularität von angeblichen Ergebnissen entsprechend sind Satans liebste Spiel- und Werkzeuge Kreuzzügler, Gotteskrieger, Richter (gewählte oder sich selbst ernannt habende) 'von Gottes Gnaden' und Henker 'im Namen Gottes', die meinen, seine Fälschungen von den lebendigen und entsprechend freien Menschen unterscheiden zu können und berufen zu sein, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sie wissen nicht, dass diese Fähigkeit eingebildet und von ihm vorgaukelt ist und sie, die sich wissend Wähnenden, damit zu ahnungslosen und gerade dadurch zuverlässigen Gehilfen, Automaten und Robotern für seine Zwecke macht. Genau von deren Obsessionen, die er in sie gesetzt und denen er selbst erlegen ist, ist er zu erlösen. Nicht die Verblendeten, das sie Verblendende ist das, was als Unausgereiftes in seinen Ursprung zurückkehren muss - z.B. und bildlich - ins ewige und zuweilen etwas impulsiv gebährende oder halt auch gefrässig verzehrende Feuer.
Satan ist vom ersten Augenblick seines Grössenwahns selbst Opfer seiner Verblendungsmaschinerie und von deren Eigendynamik. Nur dank der Ressourcen,die er vezweifelt masslos und frevelnd beansprucht, um seine Wette gegen das Fehlbare als Schöpferische Kraft um jeden Preis zu gewinnen, kann er die letztlich aus Kleinmut und aus 'Schiss' vor unbändiger Lebendigkeit Hochmütigen und Ruhmsüchtigen faszinieren und betören und als Herrscher über alles Obsessive auftreten.

Die oberste Generalität aller Feldzüge gegen das 'Böse'
Die von Grossartigkeit und Unfehlbarkeit Verblendeten scharen sich seit eh und je, um in gewaltigen lenkbaren Massen gegen das sie Verblendende auszuziehen - und kommen ihm, dem selbst vom von ihm erzeugten Glanz Verblendeten, genau damit buchstäblich 'entgegen' und sind ihm dazu willkommen, denn die Verblendung, nicht er, der selbst ihr hörig, ist die oberste Generalin ihrer Heerscharen und bewirkt genau damit, dass sie (die zu 'Heerscharen' Eingesammelten) ihn in ihrer Torheit in ihren Brüdern statt in ihrer unentwickelten, kindisch gebliebenen Ichheit zu erkennen, zu verfolgen und zu bekämpfen meinen.
Die Verblendung befielt wortwörtlich und nach allen Seiten hin: "Feuer!", wo überall sich Satans ahnungslose und entsprechend zuverlässige Soldaten, Söldner, Techniker und Gehilfen in der Meinung, gegen ihn auszuziehen, wutschnaubend, hasserfüllt, eifrig und hochmütig gegenüberstehen, zu seiner grossen Zufriedenheit bereit, sich zu seinem Ergötzen und zum Beweis der elenden Minderwertigkeit des schwerfällig unspektakulär Erdigen gegenüber dem prachtvoll Feurigen gegenseitig abzuschlachten.

Satans Fehl- und Trugschluss
Natürlich ist die Verführbarkeit des Menschen durch Satans Blendwerke 'erwiesen'. Wenn aber Satan meint, mit diesem Beweis seine Wette gegen das fehlbare Mensch Werden und Sein zu gewinnen oder gar schon gewonnen zu haben und sich deshalb nicht vor dieser schöpferischen 'Anmassung', wie er urteilt, gegenüber der allbewussten Geisteskraft des Feuers, über die zu gebieten er für sich allein anmasst, verneigen zu müssen, hat er sich verrechnet. Die Verführbarkeit des Menschen ist nämlich nicht Satans Werk und Verdienst, sondern in der Fehlbarkeit als evolutionäres Konzept des Mensch Werdens und Seins veranlagt. Das Projekt Mensch wird also dadurch, dass Satan die Verführung des Menschen gelingt, bestätigt und nicht vereitelt. Entscheidend wird sein, was geschehen wird, nachdem der Mensch sich sein Verführt Sein und dessen Folgen bewusst gemacht haben wird. Diese Bewusstwerdung steht fortwährend und in sich stetig wandelnder Weise bevor und findet auch in geringfügigem Masse und un unscheinbarer Weise seit langem schon statt.

Das Reifen des Einzelnen
Gegen Verblendung und Obsession kann nicht in Scharen und in starrenden Waffen und Propagandamaschinen angetreten werden; diese sind ja gerade Erzeugnisse und Folgen derselben.
Der Einzelne ist je für sich allein davon betroffen. Sein Ringen um Bewältigung dieser Behinderungen am Mensch Sein und Werden währt lebenslänglich und endet ohne eindeutigen und endgültigen 'Sieg'. Teil dieses Ringens sind auch die Erfahrungen mit vielen scheinbaren Möglichkeiten, sich dieses Ringen zu ersparen, es an Andere zu delegieren oder es so spektakulär zu demonstrieren, dass einem eine Schar von Bewunderern oder Gefolgswilligen zuströmt.
Es ist müssig, zu erklären und Erkennungsmerkmale dafür zu nennen, wie dieses Ringen ein echtes, ein wirkliches oder ein bloss eingebildetes oder geheucheltes sei. Zu solcher Rechenschaft ist allein der Ringende fähig und er schuldet sie allein sich selbst. Sein Ringen findet ohne 'Seinesgleichen' als Zeugen und Schiedsrichter statt. Kein Krieger hat und begegnet 'seinesgleichen', es sei denn, er verirre sich unter Truppen und Heere; dort wäre er aber Soldat, Söldner oder Gehilfe, nicht Krieger.

Gleichheit und Freiheit
Gleiche gibt es nur unter zu bestimmten, willkürlichen Zwecken des Vergleichens gleich Gemachten. Unter Gleichgemachten gibt es entsprechend auch keine wirkliche Freiheit sondern bestenfalls eine Konvention, was von Freiheit zu halten, wie darüber zu urteilen und wer zu solchem Urteil berufen sei.
Wahre Freiheit setzt das Hinnehmen und Ertragen von Unvergleichlichkeit voraus, die die eigentliche Essenz aller Individualität ausmacht. Die Individualität ist durch mindestens eine Eigenschaft gekennzeichnet, die mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit bei keinem anderen zeitlich und räumlich erreichbaren Individuum feststellbar ist. Ein Individuum kann aber unbegrenzt mehr als nur eine einzige Eigenschaft haben, durch die es sich von sämtlichen übrigen absolut unterscheidet.
Kein kollektives System kann dem so definierten Individuum die seinen Eigenschaften und Fähigkeiten entsprechende Freiheit gewähren. Die Gleichheiten, die es als Administrativkriterien seinen - n.B. nicht freiwillig - Angehörigen 'garantiert', sind keine wahren Freiheiten, sondern im Wesentlichen Einschränkungen und gleich machende Zwänge. Darum kann nur der Einzelne für die Gestaltung und Lebendigkeit seiner Individualität zuständig und verantwortlich sein. Die bewusste Übernahme dieser Verantwortung setzt auch die schrittweise Zurücknahme aller Schuldzuweisung für eigenes 'Unglück' voraus - etwas, das wahrhaft des Mutes und der Erfahrung eines stolzen (nicht überheblichen) Kriegers bedarf. Schuldzuweisung ist ein letztlich satanisch kindisches Unterfangen und setzt eine Masse als sentimentalen Resonanzkörper für solche Beschuldigungen voraus.
Der Krieger tritt aus dem wärmenden Mief der Masse hinaus in die Kälte und hält sich durch eigene Bewegung, nicht durch in der Masse aufgestaute Ausdünstung Gleichgeschalteter warm.
Genau darin liegt das unermessliche Entwicklungspotential des unbändig lebendigen Mensch Werdens und Seins. Es geht über alles Elementare wie etwa ein satanisch missdeutetes und entsprechend überbewertetes feuriges Geistprinzip weit hinaus und entzieht sich jedem Versuch, es mit anderem zweckhaft zu vergleichen und zu verbinden.

Satans Laufgitter
Lebendigkeit stellt keine Vergleiche an, weil sie solcher nicht bedarf, wohl aber vergängliche Spuren hinterlässt, deren sich ängstlich Besitzträchtige bemächtigen, um daraus ein Laufitter zu basteln, das ihnen Halt und Schutz vor Unberechenbarem gewähren soll. Solches zu tun, ist nicht verwerflich, es dabei bewenden zu lassen, vereitelt die Mensch Werdung. Satan empfiehlt seinen Günstlingen, Hörigen, Studenten und Lehrlingen, das Laufgitter für ihre Sicherheit zu halten und rät von der Menschwerdung ab, da sie angeblich vom unfehlbar Göttlichen entfremde. Die List dieses Rates liegt in der Gleichsetzung von Unfehlbarkeit mit Vollkommenheit.
Das Laufgitter ist bei den einen eine Religion, bei den andern die Wissenschaft, bei wieder andern der Erfolg im Erwerbsleben, dargestellt als Ansammlung von Qualifikationen, Besitz und Ruhm.

Der Krieger als sein eigener Arzt
Der Krieger allein und selbst ist auch der Arzt für die Verletzungen, die er sich in diesem Ringen zuzieht bzw. zufügt. Sein Ringen belehrt ihn aber auch, sobald er sich der Belehrung öffnet, über die Heilmittel, die er sich bei seinem Ringen erworben hat. Er entscheidet in letzter Instanz, wovon er sich wie weit verblenden, betören, betäuben, verstören, betrügen oder gewöhnen lassen will. Der Fehlentscheid ist der Schatten des Kriegers. Das tönt sehr grossartig, jedenfalls neben der Gläubigkeit, die gewissen Ideologieen und Dogmen gegenüber sich breit macht, ist aber in Wirklichkeit das Leben in seiner unerschöpflichen Vielfältigkeit des Unscheinbaren und Banalen. Dem ehrenhaften Krieger ist genau das nicht zu gering, weil er es richtig und verhältnismässig einschätzt und dessen Wert in der konkreten Verhältnismässigkeit und in nichts Anderem erkennt. Verhältnismässigkeit ist nicht mit Mittelmässigkeit zu verwechseln. Letztere ist gerade alles andere als verhältnismässig und gerade deshalb von höchst fragwürdigem und flüchtigem Wert.

Die Wahnsinnstaten
Wer im 'Heiligen Krieg' zum anerkannten Helden werden will, ficht nicht diesen, sondern ist ein Wicht(igtuer). Wer sich im kommandiert 'Heiligen Krieg' opfert, um in irgend welchen Aufzeichnungen als Held aufgelistet zu sein, ist zumindest unglaublich naiv (wovor auch ein überdurchnittlicher, gemessener und getesteter IQ nicht zu bewahren vermag) wenn nicht gar ein Frevler und Verräter genau daran, worum der Einzelne in seinem 'Heiligen Krieg' ringt : Lebendigkeit und Menschwerdung.
Wer keinen andern Weg sieht, als sich zur raschen Beendigung seines höchstpersönlichen 'Heiligen Kriegs' und zur Minimierung der Risiken, darin zu unterliegen, in die Luft zu sprengen, um Andere als Satansbrut zu töten und zu verstümmeln, ist zwar ein Märtyrer, aber einer, der sich zu Wahnsinn, Selbstgerechtigkeit und zur wahllosen Grausamkeit gegen jedes nicht seinem Sehnen konforme Mensch Sein bekennt. Nicht die Lebendigkeit ist sein Streben, sondern die Überheblichkeit bzw. der Wahn, zu Höherem im feurig Geistigen berufen und auserkoren zu sein. Dessen Grösse, Übermacht und Glanz gegenüber dem vergänglichen und verletzlichen kleinen irdischen Krieger ist zwar beeindruckend, aber wie schon von Satan, völlig missverstanden und masslos überschätzt.

'Heiterkeitserfolg'
Was der beharrlich Übende und Lernende in seinem 'Heiligen Krieg' nach und nach erlernen und weitergeben kann, ist eine Einstellung, die dem Beobachter als eine Art unerschütterliche und andere ermutigende und sich auf diese übertragende Heiterkeit und Zwanglosigkeit vorkommt. Und mit dieser Heiterkeit darf bedenkenlos gesagt werden : Je heiterer der Krieger und je ansteckender seine Heiterkeit, desto heiliger - und heilender - sein Krieg.

Mittwoch, 21. März 2007

Um Gottes Willen! Sein Wille geschehe, wie im Gebet beschworen - und es geschehe 'Im Namen Gottes'!

Was muss denn das für ein Gott oder was für eine Göttlichkeit sein, der oder die sich in den Umständlichkeiten allen Willens und Wollens manifestiert?
Ist die Beschwörung des Willens einer solchen Gottheit nicht ganz einfach ein Versuch, die menschliche Neigung, der Macht, der man sich unterwerfen kann, um sich unter Berufung darauf Schwächere zu unterwerfen, zu heiligen? Ist die Anrufung eines imaginär einzigen, zentralen und absoluten Willens nicht ein Trick, diesen Selbstverrat und diese Selbsterniedrigung durch Anbetung des Götzen zu Frömmigkeit, Gottesfurcht, Wissenschaftlichkeit, Gehorsam und Leistungsbereitschaft über die eigene banale Verstrickung im Profanen zu erheben?
Die Beschwörung: 'Dein Wille geschehe' ist, zusammen mit den andern Beschwörungen, eine Droge, die die Einbildung einer Selbsterhöhung ('high') durch feige Untertänigkeit verschafft, wie wenn das sich in den Staub Werfen vor einer Einbildung (einem Ein-bildnis) zur 'Reinigung' vom als 'Profanes' Verachteten führen könnte.
Das ist besten Falls ein Lauf an der Longe eines angeblich einen und einzigen (Ein-bildung! - Ein-Bildnis!) Gottes, um den sich, wie den brav und ihre geistigen Talente vergrabend Gläubigen gelehrt wurde, 'in Ewigkeit' Alles drehe, ist aber so gewiss kein aus diesem Teufelskreis - im wahrsten Sinne - der Ächtung des Profanen und des sich Niederwerfens darin vor einem Bild des Unerreichbaren hinaus- und weiterführender Weg.

Das Göttliche bedarf zu seiner Manifestation keines Willens, der sich kraft Übermacht menschlichem Willen entgegenstellt und sich an Stelle des menschlichen Willens mit Schrecken erzeugenden und Ehrfurcht gebietenden Inszenierungen (shock and awe) aufzwingt. Es bedarf zu seiner Manifestation auch keiner Machtdemonstration, da es ja unerschöpflich schöpferisch ist. Das Göttliche kann zulassen, dass als Folge dessen, was der Mensch mit seinem Willen anstellt oder geschehen lässt, geschieht.
Vieles, was zur Zeit geschieht, ist Folge vernachlässigten und der Dynamik von Macht- und Ressourcenverteilungsinteressen einfallslos preisgegebenen individuellen Willens. Wer wegen solcher Folgen herrenlos und verwildert in der Barbarei verkommenen Willens etwa nicht verstehen kann, 'wie und warum denn Gott das zulassen könne', hat an den Gott geglaubt und diesem vertraut, von dem Nietzsche zu Recht sagt, er sei tot! (Was nicht meint, es gebe keinen Gott, sondern sagen will, dass viele einen klerikal beweihräucherten und katechisierten Götzen für ihren Gott halten).

Der Wille ist ein mentales Vehikel für die Reise durch die Umständlichkeiten und Schwierigkeiten des Profanen.
Es gibt keine transzendente (jenseitige bzw. 'heilige') Rechtfertigung dafür, dem Individuum fremden Willen aufzuzwingen. Die 'Condition humaine' (im existenzphilosophischen Sinne) besteht in der autonom individuellen Erfahrung dieses 'Ich'-Vehikels und in der Erlernung des Umgangs mit dessen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Tücken.

Töten
Alles Brechen, Beugen, Lähmen, Erniedrigen, Irreführen und Ausbeuten des Willens - ob des Eigenen oder eines Andern - ist schon Töten im Sinne der 10 Gebote.
'Töten' in diesem Sinne ist alles, was um einer Einbildung, Idee oder Zweckes Willen autonome, individuelle, eigensinnige, eigenwillige und unbändige Entfaltung unter den Bedingungen des Profanen behindert, einschränkt, manipuliert, geringschätzt,verfolgt usf. Es ist eine Katastrophe, dass kollektive Systeme, die genau die Zurechtstutzung und -biegung individueller Eingenwilligkeiten auf die Bedürfnisse des reibungslosen Funktionierens ihrer Einrichtungen für evolutionäre Errungenschaften gehalten und 'Kultur' genannt werden.

Wer selber schon in diesem weit übertragenen Sinne getötet worden ist, hat grosse Mühe, zu verstehen, was Lebendigkeit ist
und was 'Leben', das dieser Benennung im existentiellen Sinne würdig ist, wirklich wäre. Sein Neid auf die nicht oder weniger Abgetöteten regt sich. Er fordert entweder untaugliche 'Wiedergutmachung' in Form etwa von 'Gleichberechtigung', 'sozialer Gerechtigkeit', 'Menschenrechten' oder resigniert und sieht allein in der logistischen Perfektion der Handhabung des Profanen bei gleichzeitiger Maximierung von Lustgewinn einen noch akzeptablen Daseinssinn, wobei Töten zur Überlebensnotwendigkeit und so quasi 'naturgesetzlich' über allen Zweifel erhoben und erhaben wird.
Beides - die untaugliche Wiedergutmachung ebenso wie die technokratisch, ressourcenstrategisch und administrativ konsequente Fortsetzung des Tötens - geschieht unter Berufung auf gegenüber dem Profanen überhöhte Rechtfertigungsinstanzen bzw. 'Gottheiten' mit modernen Namen wie 'Demokratie', 'Sozialstaat', 'Rechtsstaatlichkeit' 'Nationale Sicherheit', 'Marktwirtschaft mit 'freiem' (aber nicht fairem) Wettbewerb' , 'Leistungsprinzip' usf. (Insofern gibt es zwar mächtige, vordergründig monotheistische Religionen aber nirgends auf der Welt - schon gar nicht in sog. 'Gottesstaaten' - einen existentiell konsequenten und konkreten Monotheismus.) Die scheinbare Gegensätzlichkeit zwischen diesen Tendenzen beruht darauf, dass die diesen Kulten Huldigenden mehr nach der einen oder andern Seite hin abgetötet worden sind. Die Struktur der Meinung von der eigenen individuellen Existenz, Identität
und vom diesen bestimmenden Willen, ist dennoch in beiden Fällen die konzeptionell selbe. In beiden Fällen geht es um die Dominanz der Gesinnungs- und Kultgemeinschaft, der man sich als (Rumpf-)Individuum angeschlossen fühlt.
Der Abgetötete kann die Empörung und den Widerstand der weniger Abgetöteten und noch weniger Abgestorbenen schwer oder nur unter grossen Schmerzen (Depressionen) verstehen.

Menschenopfer
Darum widerspricht das Gebet, dass 'sein Wille' (und das ist eben fremder Wille) geschehe, dem Gebot, nicht zu töten (was übrigens kein Verbot ist, auf profaner Ebene - etwa durch Schlachtung von Tieren - zu töten. Je feiner allerdings die Auffassung von 'Willen', desto grösser die Hemmung auch im Profanen, zu töten. Diese Hemmung ist Ausdruck verfeinerten, entwickelten und bemeisterten Willens. Wille wird dabei zu Ästhetik).
Da das erwähnte Gebet gemeinschaftlich oder im Sinne und Namen einer Glaubensgemeinschaft gesprochen wird, wird effektiv darum gebeten, dass auch der Wille des Nächsten dem Willen des Angerufenen geopfert und unterworfen werde. Es ist ein unter kollektiv vorgegaukelter Spiritualität vollzogenes Generalritual zur Entmündigung des Individuums und zur Opferung dessen (des Individuums) Willens auf dem Altar des dem Profanen Entrückten und entsprechend Unerreichbaren. Der Kerngehalt dieses Rituals wird bis in kleinste Gruppierungen als Führungsprinzip bzw. Unterordnungs- und Unterwerfungsbereitschaft fraktalisiert und modularisiert.

Im Gebet, dass 'Sein Wille geschehe', gibt der Unterwürfige seine Verantwortung für die Erfahrung, Erlernung und Gestaltung seiner Ichheit unter den Bedingungen des Profanen ab. Er rechtfertigt die zwiespältige Lust, sich durch Belohnung durch das fiktiv Übergeordnete (das letztlich eine Projektion von unentwickelter, infantiler Ichheit ist, die sich über Belohnt- und Bevorzugtsein definiert) über Andere zu erhöhen (sich 'high' zu machen) und entsprechend berufen zu fühlen, lobende, rühmende und belohnende Macht einerseits, tadelnde, verurteilende und strafende Macht über weniger Erhöhte andererseits auszuüben, als 'Heilige (gottgewollte) Ordnung' ('Hierarchie'). Damit wird individueller Wille nicht entwickelt und gestärkt sondern zum Schalt-, Übertragungs- und Vernetzungsmodul zentralisierter Lenkung.
Ein echt bzw. existentiell starker Wille ist um- und weitsichtig und entsprechend rücksichtsvoll und behutsam. Ein existentiell schwach fundierter Wille dagegen muss sich, weil unentwickelt, unkultiviert und zwanghaft erfolgsabhängig bzw. belohnungssüchtig, durchsetzen. Er kompensiert Schwäche durch Anmassung, Rücksichtslosigkeit, Druck- und Gewaltmittel.
Die Privilegien, die er sich damit und dabei ganz beiläufig (z.B. Nepotismus, Korruption) verschafft, sind allesamt ausgesprochen profaner Natur. Hier schliesst sich die zirkelschlüssige 'Logik', dass die Geringschätzung des Profanen Voraussetzung sei, sich vor einer eingebildeten einzigen höchsten Göttlichkeit in den Staub zu werfen, die Fähigkeit zu eigener Willensgestaltung und -beherrschung zu verraten und sich von der eingebildeten höheren Instanz einen 'reinen, heiligen, über alles Profane erhabenen' Willen zu Lehen geben zu lassen, der nun in deren Namen auf der Ebene des Profanen bald als 'von oben' entlehntes Recht, bald als 'von oben' auferlegte Pflicht ausgeübt wird, ohne jede Rechenschaftslegung gegenüber den dieser profanen Machtausübung Unterworfenen, was nun Ausübung von Recht und was Erfüllung von Pflicht sei. Das Profane wird 'von oben' herab mit Unterlegenem und 'Minderwertigem' gleichgesetzt. Die gegenüber den 'Minderwertigen' verweigerte Rechenschaft wird durch Berufung auf die für die Unterlegenen unerreichbar hohe Instanz ersetzt und entsprechend sind die Privilegien, wie wohl eigentlich hundsgewöhnlich profaner Natur, aus dem Staub, in den man sich geworfen, um sich durch Selbstverrat zu erhöhen, mit Weihwassern und andern Qualifikationsritualen zu Manifestationen höherer Einweihungen gewandelt und von aller Niedertracht 'reingewaschen' - ganz besonders von den Fragen der Vergötzung von Profanem und des Tötens im Namen des Vergötzten.

Dienstag, 13. Februar 2007

Täter und Opfer - Richter und Gerichtete

Einfach zu verstehen, katastrophal in der Wirkung
Es gibt eine Art und Weise, die Menschen in Täter und Opfer zu unterteilen und diese Unterteilung mit den Unterscheidungen in Schlechte und Gute, Böse und Liebe, Gerechte und Korrupte, Rechtschaffene und Verdorbene, Ketzer und Fromme, Abzocker und Geprellte, Schmarotzer und Produktive, Barbaren und Gesittete, Heuchler und Wahrhaftige, Rückständige und Fortschrittliche, Rechthaber und Zuhörer, Egoisten und Solidarische usf. zu vermengen.
Diese sehr oberflächliche Sicht und plakative Interpretationsweise mehrt die politische Ratlosigkeit, spaltet die Gemeinschaften in Parteien und schürt die Konflikte zwischen diesen.

Die gegensätzlichen Positionen
Die eine Partei will alle Aufmerksamkeit den Opfern schenken und diesen jede erdenkliche 'Wiedergutmachung', Genugtuung und Vergeltung zuwenden, die andere will vorallem die Täter dämonisieren, verteufeln, verfolgen und sich nicht damit zufriedengeben, dass diese zur Rechenschaft gezogen und von der Fortsetzung ihres Tuns abgebracht oder daran wirksam gehindert werden, sondern fordern deren Erniedrigung, Ausstossung aus der menschlichen Gemeinschaft und totale zivile Vernichtung, weil angeblich nur so das geschehene Unrecht gesühnt und den Opfern die diesen angeblich zustehende Genugtuung verschafft werden könne. Diese Genugtuung könne gar nicht zu gering bemessen werden, weil ja das Geschehene als Solches nicht rückgängig gemacht werden könne.

Frappante Gemeinschaftlichkeiten der scheinbar einander entgegenstehenden Haltungen
Nur, um dieses rigorose 'Ausschalten' der die Idylle des bürgerlich zivilisiert und übesichtlich Vollkommenen störenden Täter zu rechtfertigen, wird eine Unersättlichkeit des Sühnebedürfnisses postuliert. Dabei wird unvermeidlich die Opferposition in eine Machtposition umfunktioniert, um so den eigenen Eifer für 'Gerechtigkeit' zu befriedigen.
Sowohl die ganz den Opfern Zugetanen als auch die wütend zur Jagd auf Täter Blasenden kennen keine Verhältnismässigkeit. Wo diese ihrem Eifer Einhalt geböte, klagen die einen über Unmenschlichkeit, die Andern über die Schwäche einer - wie sie meinen - verweichlichten Justiz. Nur ihnen, darin stimmen die Forderungen der Konkurrenten in der Schaffung von 'Gerechtigkeit' an die Justiz wie immer überein, sollte diese (Justiz), Verfassung hin oder her, gehorsamer, gefügiger, dienstfertiger und nachgiebiger sein. Schon diese Auffassung von einer Justiz, die sich Rechthabern fügen oder ihnen dienstbar sein solle, zeigt, dass es hier beiden Parteien letztlich um Macht und gewiss nicht um Recht geht.

Die unheilige Allianz
Hinten herum aber reichen sich die beiden Lager dazu die Hand, die Mühen, Bürden und Lasten zur Verwirklichung ihrer Pläne für eine gerechte Welt und für die Austragung ihres Machtkampfes auf die Massen der Ahnungslosen, Gutgläubigen, Gutwilligen und Aufgehetzten abzuwälzen.

Die Ähnlichkeit der sich selbstherrlich zu Richtern Ernennenden mit den Tätern
Von den von ihnen als 'Täter' Beschuldigten unterscheiden sich die beiden erwähnten Parteien allein darin, dass ihre Opfer unbemerkt, namenlos und ungenannt bleiben - letztlich aus Gründen der 'Staatssicherheit', wie es offiziell genannt wird, 'aus Gründen der Erhaltung eines maroden globalen Ressourcen- und Finanzsystems', so das hinter vorgehaltenen Händen vernehmlich werdende Rauschen, das demjenigen der Schilfrohre ähnlich klingt, das dem Feinhörigen verrät :

"König Midas hat Eselsohren".
In zeitgenössisches Weltverständnis übersetzt bedeutet das :"Wo immer es um Geld geht, läuft es am Ende seiner komplexen und massenhaften Abwicklungen auf Betrug hinaus. Um diesen nicht offenbar werden zu lassen, muss Gewalt angewandt werden."

Kollektive Verdrängung
Eine nie erörterte Frage ist, wie eigentlich die Täter zu ihren Opfern kommen bzw. diese auswählen und ob die schliesslich betroffenen und zu beklagenden Opfer wirklich das eigentliche Ziel der Tat waren oder - was immerhin auch denkbar ist - von den eigentlich Angegriffenen zur eigenen Rettung oder auch zu ganz anderen Zwecken - regelrecht geopfert wurden, letzterenfalls zusammen mit den Tätern, wo es nicht gelingt, diese vor Entdeckung zu schützen. Je komplexer und verhüllter die Interessenlage der eigentlich Angegriffenen, desto undurchschaubarer auch deren Beziehungen zur Täterseite.
Überdies wird die Rolle der Opfer generell als passiv und für ihr Zusammentreffen mit den Tätern in keiner Weise ursächlich angenommen und aufgefasst. Die genauere Analyse der Opfer-Täterbeziehung in dieser Hinsicht wird generell tabuisiert. Schon die Feststellung und Analyse dieser Tabuisierung als solcher ist hochkomplex und überfordert bürgerlich konventionelle und politisch komfortable Erklärungsmodelle.
Wohl kaum von der Frage zu trennen, wie eigentlich der Täter sein Opfer sucht und findet, ist diejenige nach der Entstehung seiner Beweggründe und Antriebe.

Was begünstigt die Entstehung solcher Beweggründe und woher kommen die Ressourcen für den Antrieb zur Ausführung der Taten?
Diese Fragen werden wohl noch für einige Jahrdutzende in einer Weise erörtert, die es der Gesellschaft wenn nicht gerade erlaubt, so doch grosszügig und unverantwortlich wohlwollend nachsieht, dass sie die eigentlich bereits heute sich aufdrängenden Einsichten statt als Herausforderungen anzunehmen schulterzuckend in Formulierungen von durch die Natur gegebenen Unabänderlichkeiten packt. Das ist der Punkt, wo gesagt wird :"Der Mensch ist halt so und wird sich nie ändern".
Darum muss der Täter, wo es politisch oportun scheint, dämonisiert und das Opfer zum Schützling der Rachegöttin gemacht werden, denn, solang dem Täter der Status des Menschen, der 'halt so ist und sich nicht ändern kann', zugebilligt wird, ist eine unmenschliche Behandlung an ihm nicht zu rechtfertigen.

So ist die Rachgier das Gesetz der Kleinmütigen, Niederträchtigen, Bequemen, Selbstgerechten und Feigen und ist die Missgunst deren Milde.

Samstag, 13. Januar 2007

Geheimnisse

Nichts ist eigentlich 'geheim' auf dieser Welt. Es gibt nur Verbote und Hindernisse, selber hinzuschauen, zu vergleichen, zu denken und zu folgern.
Diese Verbote und Hindernisse unterstützen und vermehren die Zwänge, von Andern als 'Wissen' Hingestelltes für erwiesen und wahr zu halten, zu lernen, zu glauben und gestützt darauf so und so zu entscheiden. Das ist sinnvoll und praktisch für das Alltägliche.
Dieses Alltägliche wird dem für erwiesen, wahr und bewährt Gehaltenen gemäss wiederholt und fortgesetzt verbessert, ausgeklügelt und allgegenwärtig.
Das allgegenwärtig Alltägliche füllt schliesslich die ganze Lebenszeit aus und wird zum stets wachsenden Hindernis, selber hinzuschauen
usf. - allein schon aus Zeitgründen. Fast kein im Erwerbsleben stehendes Individuum wird nicht fremd terminiert und getaktet. Selbst die Rentner werden von Zinsterminen, Konsumzyklen und Altersbeschwerden in Gang gehalten und lassen sich von Medien, Fremdenführern, Kultur Schaffenden und Gesundheitsexperten sagen und zeigen, wo sie hinschauen und hinhören sollen. Das selber Hinsehen, Hinhören, Vergleichen, Abwägen, Folgern haben sie sich während ihres Erwerbslebens weitgehend abgewöhnt und tyrannische Enkel, denen ihre, der Rentner, Kinder nicht gewachsen und erwachsen sind, geben ihrer Kraft zur eigenständigen Weltschau den Rest. Diesen Enkeln haben sie, nicht anders als schon ihren Kindern, Nichts aus eigener Erfahrung Interessantes und Brauchbares ausser Finanzierung zeitgemässer Vergnügung und Unterhaltung zu bieten.
Die Aufmerksamkeit der Rentner bleibt im Wesentlichen auf das gerichtet, worauf sie schon zu Beginn ihrer Leben gerichtet war. Die technischen Entwicklungen der kollektiven Logistiken zwingen sie zwar zu Umgewöhnung auf 'Neues' - aber das hat mit Erweiterung der Sichtweise und der Einstellung zu Leben nicht wirklich zu tun - im Gegenteil! Diese Umgewöhnungen der Alten auf Neues ist Teil der Bemühung, beim Gewohnten zu bleiben und da möglichst lange noch mitzuhalten, 'um noch etwas vom Leben zu haben'. Da bleibt nicht mehr viel intellektuelle Kraft, in noch unbekannte Welten und gedankliche Verhältnisse vorzustossen. Es reicht häufig nicht einmal, sich über die höchstpersönlichen gedanklichen Verhältnisse und den darin angesammelten Plunder Klarheit zu verschaffen. Es ist - scheint jedenfalls - einfacher, sich von tyrannischen Enkeln entzücken und drangsalieren und von Mühsal, Ärgernissen und Segnungen zeitgenössi- scher Vorsorgeeinrichtungen und von Lebensstilangeboten in Gang halten zu lassen, als die eigene Gedankenwelt einer eigensinnigen Revision und Auffrischung zu unterziehen.
So wird an sich Offenliegendes aber Unbeachtetes zum Vergessenen und schliesslich zum 'Geheimnis'. Das Wesentliche geschieht und Künftiges wird dort, wo die Öffentlichkeit mangels Spektakularität und Sensation nicht hinschaut. Seine Anfänge sind unscheinbar.
Keine Ähnlichkeit mit dem Administrator

Ultra Fines Officiorum - Ausser Rand und Band

Nashaupt's 'Programm'

Die Unparteilichkeit der Logik ist nicht die einzige aber die unab- dingbarste Gewähr für die Freiheit des Denkens. ---------------------------------------------------------------------- Niemand hat Anspruch darauf, die Prämissen (Vorbedingungen) des Denkens für Andere zu bestimmen. ---------------------------------------------------------------------- Beim Streit um Prämis- sen geht es zweifellos immer und ausschliess- lich um Macht, nie um Einsicht ---------------------------------------------------------------------- Einzelheiten siehe im Beitrag NASHAUPT'S PROGRAMM 'auf dieser seite https://nashaupt.twoday.net/ index : stories/1234793/

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